~Kapitel 33 - Azrael's Geschichte~

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Eine besorgliche, laute Stimme entriss mich aus der Dunkelheit und beförderte mich wieder ins Bewusstsein. Ich versuchte langsam meine Arme zu bewegen und andere Körperteile, um zu fühlen ob sie noch funktionsfähig waren. Dabei merkte ich, dass sich mein rechter Arm und linker Bein etwas komisch anfühlten, doch ich ignorierte es. Nebenbei versuchte ich mit aller Kraft meine Augen zu öffnen, die viel Anstrengung kostete, als würden drauf tonnenschwere Steine liegen. Nach einer Ewigkeit, so kam es mir jedenfalls vor, schaffte ich endlich sie einen dünnen Spalt zu öffnen, wo Licht sofort eindringen konnte. ,, Lynn?! Lynn?!", hörte ich wieder die Stimme rufen, die ich nicht sofort zuordnen konnte. Als ich meine Augen diesmal ganz öffnen konnte, sah ich über mir eine riesen Glaskuppel, wo ich einen Blick auf die Sterne und auf den Mond hatte. ,, Lynn! Lynn, gehts dir gut?!", diesmal war die Stimme noch lauter und irgendwie kam sie mir bekannt vor. Langsam löste ich meine Blicke von der Glaskuppel und ließ sie nach um meine Umgebung wandern. Ich befand mich in einer großen Kreisförmigen Halle, wo oben an den Wänden mit Krichenmalerei geschmückt waren. Man könnte glatt denken, man wäre in einer Kirche, nur es gab keine Bänke und kein Altar.Meine Blicke wanderten weiter, bis ich eine unscharfe Gestalt sah, der ein paar Meter von mir entfernt war. Die Gestalt zappelte, zog an irgendwelche Ketten, da ich das laute Rasseln hören konnte. Gefesselt müsste die Gestalt sein, dachte ich und versuchte endlich aufzustehen, was mir am Anfang Schwierigkeit bereitete, während die Stimme, was ich diesmal als männlich zuordnen und es langsam identifizieren konnte, immer wieder etwas rufen hörte. Ich sah die Gestalt wieder an und nun konnten meine Augen es erkennen. Es war Nekael. Plötzlich fiel mir wieder alles ein. ,, Nekael..." Meine Stimme war nur ein Geflüster, dennoch ohne weiteres stand ich auf und wollte auf ihn zu laufen, doch plötzlich sperrte mir jemand den Weg. ,, An deiner Stelle, würde ich nicht weiter gehen." Ich zuckte wegen der plötzlichem Auftauchen zurück und sah das es kein anderer war, als mein zukünftiger Ehemann. ,, Azrael...", hörte ich mich selber flüstern und er grinste mich an. ,, Wie es aussieht, geht es dir wieder gut. Wegen der Betäubungspfeile, tut es mir Leid meine Liebe aber wenn ich es nicht getan hätte, wärst du nicht Freiwillig mit mir gekommen." Wie gut er mich doch bei dieser Sache kannte. ,,AZRAEL!  WENN DU IHR AUCH NUR EIN HAAR KRÖMMST, KANNST DU WAS ERLEBEN!!", mischte sich plötzlich Nekael von hinten ein und zerrte mit aller Gewalt die Eisenkette, die jeweils an seinen Handgelenk befestig waren. Azrael lachte amüsierend und drehte sich leicht zu Nekael um. ,, Ich frage mich, was du anstellen willst? Schließlich bist da mit dem spezialen Eisenketten gefesselt, die nicht Mal ein aggressiver, gewalttätiger Vampir sie brechen kann. Sie sind extra für dich gemacht, mein Freund." ,, Lass ihn bitte gehen.", flehte ich Azrael an, der langsam wieder sich zu mir wendete und langsam auf mich zu kam. Er stand nun genau vor mir, uns trennten nur noch wenige Millimeter, die er ausnutze, um mit seiner kalten Finger meine Wangen berührte. Ich hatte Angst, am liebsten hätte ich seine Hand weggedrückt und abgehauen, doch die Angst, mir oder Nekael etwas anzutun, warnoch größer gewesen. ,,Das kann ich nicht, Liebes.", flüsterte er und genau in dem Moment rief Nekael wütend: ,, LASS DEINE FINGER VON IHR, DU BASTARD!!" Azrael verdrehte die Augen und seufzte ganz genervt auf. ,, Du kannst echt nerven, weißt du das? Benimmt sich etwa so ein ehren Gast? Ich bin sehr enttäuscht von dir." Nekael warf seinen Feind giftige Blicke zu und versuchte immer wieder sich von den Eisenketten zu befreien, doch vergebens. ,, Wenn ich hier frei komme, werde ich dich in die Hölle schicken! Das schwöre ich!" Azrael lachte auf. ,, Bis dahin, habe ich dich dahin geschickt.", gab er amüsierend zurück und klatschte sich die Hände. ,, So, dann lasst uns Mal langsam mit unsere Zeremonie anfangen, wie wärs meine Liebe?", fragte er mich gutgelaunt, dabei sah ich seine Augen leidenschaftlich aufleuchten. ,, Was für eine Zeremonie? ", fragte ich und schluckte dabei schwer. Azrael lief langsam auf und ab, dabei presste er seine Hände gegeneinander und ruhte sie unter seinem Kinn. ,, Da du meine Gefährtin sein wirst, müssen wir unser Blut austauschen, damit wir eine Bindung zueinander haben. Dafür muss ich dein Blut kosten und du meins." Er blieb kurz stehen und sah mich neugierig an, da er auf meine Reaktion gespannt war. Ich konnte fühlen wie ich langsam anfing zu zittern und alles um mich schien sich zu bewegen, doch ich versuchte auf Beinen zu bleiben. Mein Blut kosten? War er ein Vampir? Im Hintergrund hörte ich Nekael fluchen, doch als ich meine Stimme fand, ließ ich seine Fluche überdecken. ,, Bist du ein Vampir? , fragte ich und sah wie Azrael kurz die Augen schloss. ,, Nicht nur...", gab er knapp von sich und öffnete seine Augen wieder, die dann meine Blicke auffingen. ,,Was meinst du damit?" Ich setzte meine Stirn in Falten. Was hatte das zu bedeuten? War er neben Vampir auch was anderes? Er wedete seine Blicke von mir ab und schaute auf in die Nacht hinaus, die der Glaskuppel anbot und seufzte dabei. ,,Ich bin auch zur Hälfte ein Gefallener.", gab er zu. Wieder erblickte er mich an. ,,Ich bin ein Hybrid. Halb Vampir,  halb gefallener Engel. Wenn du dich jetzt fragst, wie das möglich sei, dann kann ich nur sagen, lange Geschichte. Aber damit du etwas aufgeklärt wirst, erzähle ich dir kurz meine Geschichte.", sagte er und begann um mich herum zu laufen. Langsam, distanziert und dennoch königlich. ,, Damals als ich noch ein Engel war und gegen Satan's Diener mit dem Kerl da..." Er zeigte seufzend auf Nekael, der für einen Moment still stand und Azrael angeekelt ansah. ,,...und andere Engel Krieg führte, gab es für mich nichts anderes als den Herr zu dienen. Doch das änderte sich als Lea auftauchte." Ich hörte Nekael aufknurren, doch Azrael ignorierte ihn. ,, So wie Nekale hatte ich mich ebenfalls in sie verliebt, doch sie entschied sich am Ende für diesen Mistkerl, der sie anschließlich eigenhändig umgebracht hatte." ,, Halt den Mund!!"", schrie Nekael ihn an, doch Azrael erzählte weiter. ,, Als Gott erfuhr, dass ich mich in ein Mensch verliebt hatte, verlor ich meine Position als Engel und fiel. Auf der Erde hatte ich vom Teufel den Auftrag, die Menschen und alle, die dem Gott dienen zu manipulieren und sie anschließend gegen Gott zu stellen. Eines Tages wurde ich von einem Halbvampir gebissen und voilà." Er präsentierte mit seinen Händen das Ergebnis. ,, Ich bin das geworden, was ich jetzt bin." Er grinste gezwungen, während ich seine Blicke immer noch auffing, indem ich ebenfalls mit gleicher Takt im Kreis lief wie er. ,,Ich habe vieles im leben falsch gemacht, hab einen wichtigen Menschen verloren, der von meinem damaligen besten Freund getötet wurde..." Er schaute Nekael kurz finster und und ignorierte ihn wieder. ,,...aber diesmal werde ich alles richtig machen. Diesmal werde ich siegen und dich, dich werde ich nicht verlieren wie Lea. Diesmal nicht.", sagte er durchbohrt und bleib plötzlich stehen,  während seine Augen in meine verhedderte. Dabei versuchte ich den riesen Kloß hinunterzuschlucke, der sich in meinem Hals gebildet hatte und gleichzeitig hatte ich mit der Angst zu tun, der sich in mir ausbreiten versuchte. Als Azrael, der wie ein eleganter Raubkatze ganz langsam auf mich zu kam, machte ich aus Angst ebenfalls ein paar Schritte nachhinten. Nebenbei klopfte mein Herz noch schneller und automatisch sah ich zu Nekael, der meine Blicke erwiderte und wieder anfing an seinen Fesseln zu zerren. ,, AZRAEL!! WENN DU IHR ETWAS ANTUST, WERDE ICH DICH ZUR STRECKE BRINGEN! BLEIB STEHEN!", rief Nekael von hinten, doch Azrael lässt sich nicht aufhalten und kam immer näher, bis er wieder vor mir war und sein Gesicht nur Millimeter von meinem entfernt war. ,, Es ist soweit, meine Liebe. Länger kann ich nicht mehr warten, zu lange haben ich auf diesen Moment gewartet.", flüsterte er und ohne weitere Vorwarnungen biss er mit seinen Vampirzähnen meinen Hals, sodass mir mein Geschrei in der Kehle steckenblieb, während langsam alles um mich herum wieder schwarz wurde. Das einzige was ich noch hörte bevor ich das Bewusstsein verlor, waren Nekael's Rufe, die mehrmals meinen Namen schrien.

Die Nacht der UnsterblichenWhere stories live. Discover now