51. Raven Cooper #backgroundstory

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Anschließend hole ich zum letzten Mal tief Luft, bevor ich ohne weiteres Zögern damit anfange die zuvor erneut erlebten Erinnerungen - die ich schon seit Jahren verdränge - in Worte zu fassen.

„Es war Vollmond und meine beste Freundin übernachtete bei mir. Weder Matty noch meine Mutter," bereits an dieser Stelle mache ich eine kurze Pause und werfe der Klarheit halber ein, „Laura, waren begeistert davon. Aber selbst damals war ich schon zu stur, um mir meine Idee ausreden zu lassen. Also kam Rose für diese Nacht vorbei und ja...!"

Wieder stoppe ich meine eigene Erzählung, in dem ich kurz tief durchatme und mit einem kleinen Lächeln, welches meine Belustigung über meine eigene Sturheit - und somit über die ganze Verantwortlichkeit des Geschehen - verdeutlich, den Kopf schüttele. Wäre ich damals einfach nur nicht so stur gewesen, wäre vieles wahrscheinlich anders gelaufen und Rose wäre jetzt vielleicht sogar noch am Leben. Doch anstatt diesen Gedanken weiterauszuführen, richte ich meinen Blick jetzt gedankenverloren auf meine, in meinem Schoß liegenden, Hände und spreche gedankenverloren weiter.

„Weißt du, anfangs funktionierte alles echt gut. Wir spielten in meinem Zimmer, machten uns gegenseitig die Haare - die ganze Basic-Scheiße eben," an dieser Stelle zucke ich locker mit den Schultern und lächele verbittert vor mich hin. McCall soll nur nicht auf den Gedanken kommen, das mir die ganze Sache etwas bedeutet. Er soll nicht - wie  alle anderen - anfangen, mich wegen dieser Story anders zu behalten. Deshalb lege ich möglichst viel Desinteresse in meine Stimme. 

„Ich hatte extra alle Rollläden und Vorhänge zugezogenen, damit ich nicht direkt dem Mondlicht ausgesetzt bin und es hat funktioniert. Ich spürte zwar wie der Vollmond mich beeinflusste aber ich hatte alles unter Kontrolle," wieder eine kurze Pause, wieder ein tiefes Durchatmen „Besser als sonst sogar!"

An dieser Stelle höre ich auf zu Sprechen und werfe McCall einen wartenden Blick zu. Aus irgendeinem Grund erwarte ich ein einwerfendes Kommentar zu meiner Geschichte. Vielleicht sogar bereits eine Beschuldigung. Jedoch sitzt McCall noch immer schweigend neben mir und schaut mich mit einem neutralen Blick an. Bisher scheint er sich noch kein Urteil über mich erlaubt zu haben - zu mindestens nicht beruhend auf den Anfang meiner Geschichte.

Also erzähle ich weiter.

„Irgendwann kam Rose dann aber auf die Idee, raus zu gehen. Du musst wissen, wir waren damals acht oder neun Jahre alt," an dieser Stelle halte ich mich bewusst mit den genauen Daten zurück, um die Bedeutung dieses Ereignisses für mich als Einzelperson etwas zu dämpfen, „und es war Winter. Rose liebte den Schnee und und ich? Ich wollte wahrscheinlich einfach nur eine Freundin. Also stimme ich ihrer Idee zu und wir verließen die sicheren vier Wände!"

Wieder pausiere ich meine eigene Erklärung. Dabei richte ich meinen Blick jetzt gedankenverloren auf den, in der Ferne liegenden, Wald, dessen dunkle Schatten ich nur leicht in der Dunkelheit der Nacht erkannen kann. Gleichzeitig denke ich darüber nach, warum ich McCall mein genaues Alter - neun - verheimliche, ihm jedoch erzähle, dass ich zu dieser Zeit unbedingt eine Freundin wollte.

Brauchte.

Ich finde keine Antwort auf diese Frage und während McCall sich jetzt leicht regt und kurz davor ist, etwas verständnisvolles zu sagen wie 'Du weißt du hast alle Zeit der Welt' oder 'Du musst mir nicht alles sofort erzählen', räuspere ich mich, richte meinen Blick wieder zurück auf meine Hände und spreche mit einem kurzen Seufzen in der Stimme und einem leichten Tränenschimmer in den Augen weiter. Ich habe das Gefühl, mich vor ihm rechtfertigen zu müssen. 

„Du denkst jetzt bestimmt, dass das alles Leichtsinnig war. Total dumm. Aber..."

Zum ersten Mal seit dem ich mit der Erzählung angefangen habe, unterbricht mich McCall mitten ihm Satz. „Nein das denke ich nicht. Ich denke das du einfach nur ziemlich menschlich warst. Trotz des Vollmondes!" An dieser Stelle wirft er mir einen sanften - verständnisvollen - Blick zu, in dem ich zu Erkennen vermute, dass er genau weiß wie es ist, sich selbst am Vollmond nicht unter Kontrolle zu haben. Auch wenn ich an ihm keine Reue oder Trauer riechen kann.

Platinum Blonde [Teen Wolf FF]Where stories live. Discover now