75. Matty and Raven

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Ich starre dem schwarzer 2010 Camaro stillschweigend hinterher, während die Rücklichter langsam aber sicher in dem leichten Nieselregen zu einem undefinierbaren Leuchten verschwimmen. Ich bin mir sicher, dass Derek mich noch im Rückspiegel sehen kann, während in meinem Kopf noch immer seine Wörter herumgeistern. Er mag dich auch.

Was soll das überhaupt bedeuten?

Ich fahre mir durch die feuchten Haare, bevor ich mir die schwarze Stoffkapuze der Lederjacke locker darüber streife. Somit prallt der leichte Regen an dem festen Stoff ab, anstatt an meinen platinblonden Haaren hängen zu bleiben. Anschließend lenke ich meine gesamte Konzentration zurück auf mein Blickfeld und darauf, dass Derek's schwarzer Wagen bereits in der nächsten Seitenstraße verschwunden ist. Somit habe ich die letzten Sekunden ins Nichts gestarrt.

Ich wende mich von der Straße ab und laufe, mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben, über den verlassenen Parkplatz, der durch seine Leere um einiges größer wirkt. Das dunkle Motorrad habe ich bereits zielgerichtet fixiert. Es steht noch immer an der selben Stelle, an der ich es gestern Mittag unordentlich abgestellt und verlassen habe. Zum Glück ist heute Sonntag. Ansonsten wäre es bestimmt schon abgeschleppt worden. Es tut gut, dass Motorrad noch immer an Ort und Stelle zu sehen.

Im selben Moment reist mich ein sanftes Vibrieren aus meiner Gedankenverlorenheit und sofort wandert meine Hand aus meiner Hosentasche, in die rechte Jackentasche und umfasst das klingelnde Handy. Ich bin mir sicher, dass es Crowley ist, der wegen meiner zu vorigen SMS anruft und schaue somit auch erst gar nicht auf den leuchtenden Display, auf dem ich auch so die, durch den Regen verschwommenen, Wörter Unbekannte Nummer erkennen kann. Ich nehme den Anruf ohne zu Zögern an und presse mir das Handy unter dem Stoff der Kapuze fest ans Ohr. Jedoch halte ich mich mit einer Begrüßung vorerst zurück. Crowley wird seinen Standpunkt auch ohne meine Aufforderung klar machen.

„Raven?"

Marty's fragliche Stimme klingt in meinem Ohr nach und ohne meine Schritte langsamer werden zu lassen, steuere ich weiterhin das Motorrad an. Aus dieser Nähe erkenne ich selbst den Schlüssel, der noch immer im Zündschloss steckt. Scheinbar habe ich ein großes Glück, wenn man bedenkt, dass es jeder Mensch mit Leichtigkeit hätte klauen können.

„Matty, was gibt's?" stelle ich meinem Ersatzvater eine Gegenfrage, mit der ich zur selben Zeit meine Identität bestätige. Matty kennt meine Stimme in und auswendig und in diesem Moment bin ich froh darüber seine - anstatt die meines leiblichen Vaters - zu hören. „Ich habe noch mal über die ganze Sache mit deinem Vater nachgedacht und ich finde es ist die falsche Idee ihm gegenüber zu treten," antwortet Matty jetzt mit einem unterdrückten Seufzen in der Stimme und mit hochgezogenen Augenbrauen, frage ich genauer nach: „Und was soll ich stattdessen machen?"

Ich bleibe vor meinem Motorrad stehen und lasse meine noch freie Hand kurz über das regennasse Metall fahren. Zur selben Zeit höre ich Matty in meinem Ohr tief Luft holen, als hätte er bereits auf diese Frage gewartet.

„Ich finde du solltest Beacon Hills sofort verlassen," platzt er schlussendlich mit seinem Plan B - in seinen Augen wohl eher Plan A - heraus und unbeeindruckt ziehe ich wieder meine Augenbrauen nach oben. „Beacon Hills verlassen?" frage ich jetzt kopfschüttelnd nach, bevor ich meine Bedenken ausspreche: „Das wird nicht funktionieren!" „Warum denn nicht? Du weißt ich kenne ein paar Leute, die ein paar Leute kennen. Wir können die alte Raven Hale sterben lassen und dir problemlos eine neue Identität beschaffen. Dein Vater wird denken du bist Tod!"

Ich schüttele noch immer leicht den Kopf, während ich gedankenverloren Matty's Idee zuhöre. Sie wird nicht funktionieren, egal wie gut sie klingen mag und als Matty verstummt atme ich tief durch. „Das wird nicht funktionieren Matty," spreche ich meine Zweifel offen aus, während meine Stimme ruhig bleibt. Das Wasser prasselt noch immer in Form eines leichten Nieselregens auf mich herunter und durchnässt langsam meine Klamotten. Frieren tue ich jedoch nicht. Auch wenn meine übernatürlichen Kräfte noch immer mit Heilen beschäftigt sind und meine Körpertemperatur daher nicht in ihrem Fokus steht.

„Aber warum denn nicht? Denk doch nur mal darüber nach. Wenn dein Vater denkt du wärst Tod, dann..." Matty ist kurz davor sich in einer Idee zu verrennen. Wenn er das nicht schon längst hat. Ich unterbreche ihn mit einer sanften Stimme: „Weil es hier nicht nur um mich geht," ich hole tief Luft, „Er wird den Trick durchschauen und dann wird er nicht aufhören, Matty. Er wird weiter nach mir suchen und wenn er mich nicht findet," eine kurze Pause, „Dann wird er dich und Lewis finden!"

„Wir können selbst auf uns aufpassen!"
„Ich doch auch!"

Marty's aufgebrachte Stimmen verstummt und erhebt sich nicht erneut. Ich höre wie er am anderen Ende der Leitung tief durchatmet, während ich dasselbe tue. Denn Matty meint es nur gut. Er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzten, um mich hier heraus zu holen. Egal was dies für ihn bedeuten würde. Jedoch ist es das nicht wert. Ich bin das nicht wert.

„Raven ich weiß das du das auch alleine schaffen kannst. Aber manchmal handelst du," er scheint die richtigen Worte zu suchen, „Unreif und impulsiv," wieder scheint er nach Worten zu ringen, „Ich möchte dich einfach nicht verlieren, okay?!" Tiefes durchatmen, das ziemlich niedergeschlagen klingt.

„Ich weiß Matty," ihn so zu hören, tut mir selbst weh, jedoch scheint er meine Seite nicht verstehen zu wollen, „Aber ich würde es nicht verkraften wenn dir oder Lewis etwas zustößt. Vor allem dann nicht, wenn ich daran Schuld bin," ich beiße mir auf unsicher die Unterlippe und schweige für wenige Sekunden, dann spreche ich schulterzuckend weiter, „Außerdem wird Crowley das Rudel von McCall töten, wenn ich nicht zu unserem Treffen erscheine!"

Es scheint wie eine Tatsache, die es wenigstens zu erwähnen gilt.

„Hör zu Raven," schon jetzt höre ich heraus, dass Matty eine große Rede, zu meinen Missgunsten, plant. Jedoch lasse ich ihn vorerst gewähren: „Ich bin diesem Alpha Jungen wirklich dankbar dafür dass er dir geholfen hat - mehr als nur einmal - und es tut mir auch wirklich Leid, dass jetzt so zu sagen, aber er und sein Rudel können sich alleine verteidigen und wenn du jetzt aus Beacon Hills verschwindest, dann ist das hier nicht mehr dein Kampf!"

Ich kann seine Worte nicht fassen.

Denn er versucht nicht nur mich dazu zu bewegen, wie ein erbärmlicher Feigling aus der Stadt zu fliehen, sondern er bittet mich auch darum McCall und seine Freunde im Stich zu lassen. Obwohl diese nur Dank mir in diesem Schlamassel stecken. Ich atme tief durch, während mir mein Herz aufgebracht laut gegen die Brust schlägt. „Das hier ist mein Krieg, Matty," ich höre trotz der schlechten Telefonverbindung wie er dank meines schneidendes Tones nicht wagt mich zu unterbrechen. Ich jedoch hole tief Luft, bevor ich weiterspreche. Denn schon jetzt weiß ich, dass das, was ich gleich sagen werden, sein Herz brechen wird.

„Also mache ich es nicht zu deinem!"

Ich unterbreche aufgebracht die Verbindung ohne auf Gegenworte zu warten. Im selben Moment piepst mein Handy kurz auf und ich sehe eine neu eingetroffene Nachricht. Sie ist von einer fremden Nummer und hätte ich Matty nicht erst vor wenigen Sekunden derartig von mir weggestoßen, dann würde ich ihn dahinter vermuten. So jedoch bleibt ihm nicht genug Zeit um meinen Satz zu verarbeiten, eine SMS zu schreiben und an mich zu schicken. Somit kann die Nachricht eigentlich nur noch von einer weiteren Person stammen.

Wir sehen uns dort ~CC

Platinum Blonde [Teen Wolf FF]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora