Kapitel 14

5.4K 373 124
                                    

Hermine

Die nächsten Tage vergingen schneller als mir lieb war. Malfoy hatte mich manchmal sogar erwischt, wie ich ihn angestarrt hatte und daraufhin lediglich eine Grimasse in meine Richtung gezogen. Er musste meine Blicke wohl falsch interpretieren. Womöglich störte es ihn auch, dass er von einem Schlammblut angegafft wurde.

Ehe ich es mich versah, waren beinahe zwei Wochen vergangen und das Gespräch mit Slughorn stand bevor. Ich zupfte nervös an meinem Ausschnitt herum und versuchte mich wieder auf mein Buch zu konzentrieren. Doch heute schien das Sofa in meinen Rücken einzudrücken und egal wie ich mich hinsetzte, es wurde nicht bequem.

Als ich auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass es bereits kurz vor der Ausgangssperre war und Malfoy weit und breit nicht zu sehen war. Kein Wunder, dass ich den Gemeinschaftsraum nun für mich allein hatte. Was trieb das Frettchen bloß zu dieser Uhrzeit? Hatte er etwa bereits eine Freundin? Oder plante er wirklich etwas wie Harry vermutete? Genau in diesem Moment trat er ein und ich konnte ein Keuchen nicht unterdrücken.

Sein rechtes Auge war blau und geschwollen, über seine Wange zog sich ein noch blutender Kratzer und seine Knie drohten unter ihm durchzubrechen als er ging. Der Malfoy, den ich kannte, würde niemals eine solche Schwäche zeigen und hätte sich schon längst geheilt. Hatte er keine Kraft mehr dazu? Wo war er nur und wer hatte ihn so zugerichtet?

„Malfoy!", rief ich schockiert auf, „Was ist passiert?"

„Du kannst dir dein gefälschtes Mitleid sonst wohin stecken, Granger", fauchte er mich an und stolperte langsam weiter.

„Gefälschtes Mitleid?", wenn ich nicht so besorgt um seine Gesundheit wäre, würde ich mir eine solch patzige Antwort nicht bieten lassen, „Ich bringe dich umgehend zu Madam Pomfrey, du kannst ja nicht mal mehr laufen." Ich packte seinen blassen Arm um ihn über meine Schulter zu legen, woraufhin er zischte und das Gesicht verzog.

„Fass mich nicht an!", schrie er mich an und versuchte mich wegzustoßen. Zu meiner Überraschung war ich stärker als er. Er musste in einer wirklich schlechten Verfassung sein. Ob es ihn passte oder nicht, ich würde ihm helfen.

„Zick nicht so rum, Malfoy!"

Seine grauen Augen, die mich gerade noch voller Hass angestarrt hatten, weiteten sich plötzlich. Ich bekam es selbst mit der Angst zu tun als seine Augen sich hilfesuchend in meine bohrten und er sich auf einmal krümmte und Blut erbrach.

Die Schmerzen, die er im Moment haben musste, wollte ich mir gar nicht vorstellen. Er lehnte sich an mich und ich hatte Mühe ihn festzuhalten. Obwohl Malfoy alles andere als schwer für seine Größe war, hatte ich zu wenig Kraft um ihn zu stützen.

Langsam half ich ihm sich auf den Boden zu knien. Ich musste ihn so schnell wie möglich zu Madam Pomfrey bringen. Sollte ich es vielleicht mit einem Schwebezauber versuchen um ihn in den Krankenflügel zu bringen? Oder sollte ich schnell zu ihr rennen und..? Nein, jetzt hatte ich es. Ich würde einen Patronus heraufbeschwören!

Um mich besser konzentrieren zu können, schloss ich die Augen und atmete tief durch. Bloß keine Panik, Hermine, Malfoy wird schon nicht sterben. Außerdem hatte ich schon dutzende Male einen Patronuszauber gemeistert, ich würde es auch dieses Mal schaffen, beruhigte ich mich. Danach dachte ich zurück an ein Weihnachtsfest mit meinen Eltern, ehe ich schrie: „Expecto Patronum!"

Als ich die Augen öffnete, starrte mich mein Patronus in Form eines Otters mit schräg gelegtem Kopf an. Erleichtert atmete ich auf und erklärte ihm, was zu tun war: „Informiere Madam Pomfrey, dass Malfoy schwer verletzt ist und Blut erbricht. Er befindet sich im Gemeinschaftsraum." Der Otter verschwand und ließ mich mit einem inzwischen wimmernden Malfoy zurück.

Nicht mehr lange Hermine, dann würde Madam Pomfrey sich um ihn kümmern. Du hast getan, was du konntest. Malfoys blonder Kopf war gesenkt und seine Atmung schnell als er ein weiteres Mal Blut erbrach. Sein Wimmern wurde lauter und ich war kurz davor in Tränen auszubrechen, da ich nichts tun konnte. „M-malfoy", meine Stimme zitterte leicht vor Sorge, „Madam Pomfrey ist auf dem Weg."

Zögernd streckte ich meine Hand nach ihm aus und strich ihm beruhigend über den Rücken. Da seufzte er kurz auf, ehe er sich erneut krümmte. Ich konnte gar nicht mehr hinsehen und massierte weiter seinen Rücken.

Er schien sich etwas beruhigt zu haben, denn sein Atem verlangsamte sich. Vor Erleichterung wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte einen Freudentanz vollführt. Doch dann stöhnte er auf einmal und klammerte sich an meine Hand. Oh nein, wurden seine Schmerzen schlimmer? Wo blieb denn Madam Pomfrey? Der Patronus musste funktioniert haben. Er hatte bis jetzt immer geklappt.

Was sollte ich nur tun? Ich konnte Malfoy nicht einfach alleine lassen. Krampfhaft kramte ich in meinem Gedächtnis nach einem Zauber, der ihm helfen könnte. Episkey war zu schwach für seine Wunden. Da er nun wieder atmete, mussten seine Atemwege bereits geöffnet sein und Anapneo würde ihm deshalb ebenfalls nicht helfen. Es musste doch noch etwas geben. Ich gab Madam Pomfrey noch zwei Minuten, dann würde ich sie selbst holen.

Der Griff um meine Hand lockerte sich. Hatten seine Schmerzen nachgelassen? Hoffnung machte sich in mir breit. Doch als ich ihn genauer musterte, stellte ich mit Entsetzten fest, dass er bewusstlos war.

In diesem Moment stürmte Madam Pomfrey zum Glück herein und schob mich beiseite. Ich wusste nicht, was ich ohne sie gemacht hätte.

4/6 der Lesenacht

Potter's slytherin planWhere stories live. Discover now