Kapitel 6

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Delian starrte zuerst nur auf den Höllenhund, der an der Oberfläche des Glasscars kratzte und versuchte, in den Innenraum zu gelangen. Das schrille Geräusch seiner Krallen, die Spuren im Glas hinterließen, verursachten bei ihm eine unangenehme Gänsehaut.

Erst danach bemerkte er, dass jemand zu ihm ins Fahrzeug gesprungen war. Es handelte sich dabei um den Slums, den er zuvor schon einmal im Park getroffen hatte. Delian hatte vor dem Höllenhund in sein Glasscar fliehen wollen, um schnell von hier zu verschwinden – da das Fahrzeug hauptsächlich elektrisch gesteuert wurde, war es leicht zu bedienen und er durfte bereits mit sechzehn einen Führerschein abschließen – doch dieser verdreckte Slums hatte das Tier genau zu ihm gelockt.

Der Slums ließ sich auf einen der zwei Sitzplätze nieder, als würde das Gefährt ihm gehören und blickte ihn mit drängendem Blick an. „Worauf wartest du? Fahr!“

„Nicht mit dir. Steig aus!“, entgegnete Delian wütend und funkelte den Schwarzhaarigen an.

Corvins Augen loderten wie blaue Flammen und er fauchte: „Bist du noch ganz dicht! Jetzt fahr, ehe dieses Monster uns beide frisst!“

Noch zögerte Delian, dann entschied er, dass es ihm wichtiger war, selbst am Leben zu bleiben, als diesen Slums in den Tod zu schicken. Also richtete er seinen Blick wieder nach vorne, wo der Höllenhund schon tiefe Furchen in das Glas gegraben hatte und sich nun an der Luke zu schaffen machte, um die Kugel zu knacken wie eine Nuss.

Der Junge legte einen Hebel um und das Glasscar kam mit Vollgas ins Rollen. Der Höllenhund hechtete ihnen hinterher und rammte die Kugel, wodurch sie kurz ins Schleudern kam. Überall blinkten rote und orangene Lichter auf und warnten den Fahrer vor einer undichten Luke, Beschädigungen und vor einem abkommenden Kurs.

„Mach schon schneller!“, kreischte Corvin den reichen Jungen an und blickte verspannt nach hinten, wo der Höllenhund sie noch immer verfolgte.

„Du bist ja lustig“, entgegnete Delian, wobei seine Ironie durch seine Wut kaum noch zu erkennen war.

Corvin erkannte, wie die Glaskugel an einer der Treppen zur unteren Ebene vorbeirollte und wandte sich an den Fremden neben ihm: „Wir müssen runter!“

„Nein, ich fahre zu mir, ich bin doch kein Taxi.“

„Nein, das geht nicht!“, konterte Corvin und bemerkte wie egoistisch diese Aussage war. Er wollte unbedingt zu seinen Freunden, seiner Familie, doch natürlich hatte der Reiche das Selbe vor. Er hatte nicht das Recht, ihm dies zu verweigern. Aber ich muss die anderen warnen, widersprach eine Stimme in seinem Hinterkopf. Die Menschen aus den unteren Ebenen wussten im Gegensatz zu den Reichen auf den oberen Ebenen nicht, dass dieses Monster in die Stadt gelangt war. Er musste seine Familie warnen, während die des Reichen schon Bescheid wusste. Corvin beschloss kurzerhand, dass er das Vorrecht besaß, seine Freunde zu retten und sagte noch einmal mit mehr Nachdruck: „Fahr nach unten!“

„Vergiss es!“, entgegnete Delian und hielt seinen Kurs bei.

Corvin blickte sich überfordert in dem Fahrzeug um. Überall leuchteten Lichter und die Ablage vor ihm war übersät mit Knöpfen und Hebeln.

„Ich fahr nicht zu diesen abartigen Ebenen“, fügte der reiche Junge noch zu seinem Satz hinzu.

Corvin knirschte mit seinen Zähnen und entschied, dass er handeln musste, um nicht irgendwo in den oberen Ebenen abhanden zu gehen. Mit einem Blick nach hinten erkannte er, dass der Höllenhund ihnen nicht mehr hinterherhetzte. Ohne großartig über sein Handeln nachzudenken, fing er an willkürlich Knöpfe zu drücken.

„Bist du verrückt!“, kreischte Delian und schlug seine Hand beiseite.

„Fahr nach unten, ehe ich hier noch irgendetwas Fatales drücke“, drängte er. Corvin drückte weiter auf den Knöpfen herum und der Reiche schrie erschrocken auf.

H.E.L.L.H.O.U.N.DWo Geschichten leben. Entdecke jetzt