Kapitel 13

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Mit Mühe und leerem Magen schleppte sich die Gruppe weiter voran, die Steine unter ihren Füßen waren unangenehm warm, ebenso wie die Sonne, die auf ihre Köpfe prallte. Die Jugendlichen litten nicht nur an Hunger und der Hitze, auch der Wassermangel machte ihnen zu schaffen und Delian konnte kaum noch gerade gehen, so schwindelig war ihm. Unglücklicherweise war sein Ego zu groß, um dies den anderen mitzuteilen.

Er fasste sich mindestens alle dreißig Sekunden an die Stirn, die Schläfe oder rieb sich die Augen, aber es half nicht.

Irgendwann warf Corvin, der seine unruhigen Armbewegungen aus dem Augenwinkel beobachtet hatte, ungeduldig ein: „Was tust du da?“

„Ich fühle mich unwohl“, murmelte Delian letztlich unpräzise.

Corvin schien das falsch aufzufassen, denn dieser rollte mit den Augen und knurrte: „Oh wow, du bist ja so arm dran. Jetzt, wo du nicht mehr deine Augenbrauen zupfen kannst.“

Delian zog seine Brauen nachdenklich zusammen, sodass seine Stirn Falten warf und das unerträgliche Pochen in seiner Schläfe sich noch verstärkte. Konnte man sehen, dass er sich die Augenbrauen zupfte? Wie schrecklich er wohl schon aussah, nachdem er bereits einen Tag durch die Wüste gezogen war? Sicherlich würde er stinken.

„Ich fühle mich so nun einmal schlecht“, entschied Delian auf Corvins Provokation einzugehen, anstatt klarzustellen, dass er sich wirklich, wirklich krank fühlte. „Wie ein Wilder.“ Dann warf er einen Blick auf Corvins unsortierte Haare, die er seit einer geraumen Zeit nicht mehr geschnitten zu haben schien. Die ungleichen Strähnen sahen aus, als hätte er sie das letzte Mal selbst geschnitten.

Delian zog abwertend seine Augenbrauen in die Höhe und fügte hinzu: „Aber das wirst du wohl kaum verstehen können.“

Corvin rollte mit den Augen und wandte sich genervt von dem Reichen ab. Delian konnte ihn ein abschätziges: „Wichser“, murmeln hören.

Er entschied sich, es gekonnt zu überhören.

Die Zeit verstrich quälend langsam – weder andere Lebewesen, noch Wasser kamen ihnen unter die Nase. Erneut hatten sie kein Glück. Im Gegenteil, am Horizont vor ihnen wurde plötzlich Sand aufgewirbelt und in die Luft befördert. Ein starker Wind wehte zu ihnen herüber, welcher Sandkörner mit sich trug und immer extremer wurde.

„Sandsturm!“, kreischte Vaith von vorne. Dieses Wetterverhältnis traf sie vollkommen unerwartet. Die Körner schlugen gegen ihre Haut wie kleine Nadeln und drangen in Augen, Ohren und Münder der Wanderer.

Sie alle hatten bereits etliche Sandstürme von innerhalb der Stadt beobachten können, aber in Atlanta waren Stürme immer nur stumm an ihnen vorbeigezogen. Hier draußen, im Freien, schlugen die Sandkörner nicht nur harmlos gegen die Glasmauer, sondern bohrten sich förmlich in ihre Haut.

„Wir müssen zu den hohen Felsen dort drüben!“, rief Corvin durch den Sturm und Delian konnte nur schwach erkennen, wohin der Schwarzhaarige überhaupt zeigte.

Gute fünfzig Meter von ihnen entfernt, waren große, grobe Felsen schwach durch all den Sand hindurch zu erkennen, welche in ihren Spalten Schutz boten – so erhofften sie es sich zumindest. Mit nach vorne geneigten Körpern, um gegen den Wind anzukämpfen, stapften sie über den Kiesboden des Steinstreifens. Obwohl sie ihre Arme vor ihr Gesicht schlugen und versucht nach unten blickten, raubte der Sand ihnen jegliche Sicht und ließ ihre Augen tränen.

Corvin stolperte weiter durch das Gelände und versuchte sich zu den schützenden Felssprung hervorzukämpfen, als er spürte, wie Arwens schwitzige Hand ihm entglitt. Entsetzt schaute er nach hinten und versuchte durch den Sturm hindurch irgendetwas zu erkennen, doch ihm wurde jegliche Sicht geraubt.

H.E.L.L.H.O.U.N.DWhere stories live. Discover now