Kapitel 14

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Die Gefangenen blickten in einer Mischung aus Angst und Wut zu den Fremden empor.

Schnell kristallisierte sich einer der In-Weiß-Gehüllten als Anführer heraus, als dieser mit seinem Raubtier-Mutanten hervortrat und fordernd fragte: „Woher kommt ihr?“

In seiner Stimme lag ein befremdlicher Akzent und Corvin fragte sich, wie lange diese Fremden wohl schon in der Wüste lebten – abgeschnitten von jeglicher Zivilisation.

„Aus der Stadt“, sprach Corvin deutlich und versuchte keinerlei Angst zu zeigen. Er hatte nicht vor, sich diesen Barbaren zu unterwerfen, wusste jedoch auch, dass lügen in diesem Fall sinnlos war. Auch wenn sie und ihre Kleidung mittlerweile nicht mehr wirklich als diese zu erkennen waren, so sahen sie immer noch nicht aus wie Wilde. Spätestens Delians blau-lila Haare würden sie verraten.

„Meinst du Atlanta?“, hakte der Anführer nach.

Corvin konnte weder Gesichtsausdruck noch Stimmlage des Mannes erkennen, doch er wirkte furchtlos und gefährlich und so, als ob man sich keinesfalls mit ihm anlegen sollte. Corvin nickte und versuchte den Blickkontakt nicht zu unterbrechen. Waren das blaue oder grüne Augen, die ihn da durch das Gewand anblickten? Es war unmöglich für ihn zu definieren.

Auf seine Antwort hin lachte der Fremde nur höhnisch und verspottete sie: „Ach wirklich, und was kommt als nächstes? Die Erderwärmung kehrt sich wieder um?“ Daraufhin lachte auch sein Gefolge amüsiert, doch die Unterlegenen blieben ernst.

„Das war keine Lüge“, stellte Corvin klar und erzählte: „Atlanta war nicht mehr sicher. Wir mussten fliehen.“

Nach diesen Worten verstummten die Wilden. Der süffisante Ausdruck war wie weggewischt. Ihr Anführer starrte sie quasi zu Boden, nur um dann schlusszufolgern: „Also kommt ihr aus der Stadt. Das bedeutet ja...“, er machte eine kurze dramatische Pause und lachte dann: „Dass ihr reich seid, demnach müsst ihr auch viel besitzen. Gebt uns eure Wertsachen, wenn wir euch gehen lassen sollen.“

„Seht ihr denn nicht, wir besitzen doch selbst nichts“, entgegnete Corvin versucht ruhig und breitete seine Arme aus. Im Augenwinkel sah er, wie Vaith nervös seine Kapuze noch tiefer in sein Gesicht zog, um seine hellen Haare zu verbergen.

„Ach wirklich?“ Der Anführer streunte mit seinem Mutanten um die kleine Gruppe herum und musterte jeden Einzelnen von ihnen genauestens. Arwen klammerte sich ängstlich an Corvins Shirt und verfolgte den fremden Mann mit großen blauen Augen. Als dieser an seinem alten Posten wieder zum Stehen kam, streckte er seinen Arm in ihre Richtung aus, um auf etwas zu zeigen und sagte: „Wenn ihr nichts habt, gebt uns das Mädchen.“ Alle Blicke richteten sich auf Arwen, welche sich noch fester an ihren Bruder klammerte.

„Könnt ihr vergessen!“, fauchte Corvin und starrte den Anführer drohend an.

Dieser reagierte nur mit einer abwertenden Kopfbewegung und sprach: „Na dann seid ihr es auch nicht mehr wert zu leben. Aber immerhin stellt ihr eine gute Nahrungsquelle für uns da.“ Nach diesen Worten dauerte es exakt eine Sekunde bis Corvin einen erschrockenen Schrei vernahm, der in seinen Ohren schellte.

Entsetzt drehte er sich um und sah Delian, der von einem der Fremden ein Schwert an die Kehle gehalten bekam. Abwehrend hatte der Junge seine Hände gehoben, der Angreifer stieß nur nicht zu, da sein Anführer ihn nichts gleichermaßen befohlen hatte. Lange würde dies allerdings wohl nicht mehr auf sich warten lassen.

Corvin hätte gerne gekontert, indem er gesagt hätte, dass es doch unnütz war sie zu töten und sie ihnen doch nichts tun konnten, doch für diese Kannibalen war ihr Tod leider nicht unnötig. Der Anführer hob einen Arm – sein Gefolge wartete gespannt auf sein Signal. Den Befehl, um sie zu töten. Corvin versteckte Arwen hinter sich, er würde sie beschützen, egal wie viele Speere ihn durchbohren würden.

H.E.L.L.H.O.U.N.DWhere stories live. Discover now