E.p.i.l.o.g

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„Schnell!", rief Corvin und schliff Arwen hinter sich her, während Delian versuchte, sich immer dicht bei den anderen zu halten. Der weiche Sand erschwerte ihr Vorankommen und die Düne, die vor ihnen aufragte, schien sie auf der Stelle kraxeln zu lassen.

Delian spürte schon bereits nach den ersten Minuten ihrer Flucht, wie er stoßweise anfing zu hecheln und sich erste Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Er schob sich seine Brille auf seiner Nase zurecht und warf einen eiligen Blick nach hinten. Ein Hovercraft raste auf sie zu und er wusste, dass sie bereits verloren hatten. Hinter sich zog es eine lange Wolke aus Staub und als es vor ihnen mit voller Kraft bremste, hüllte es sie in diesen Dreck ein und ließ sie husten. Die drei versuchten durch die trübe Sicht etwas zu erkennen, doch als sich der Staub gelichtet hatte, wünschte Delian sich, er würde noch immer nichts sehen können.

Drei Predatorcuts mit schwarz und roter Uniform standen vor ihnen - mit geladenen Elektroschockwaffen auf sie gerichtet -, einer von ihnen war Officer Minar. Als eine vierte Person aus dem Hovercraft ausstieg, wollte Delian seinen Augen nicht trauen.

„Delian", sagte die Person sanft doch mit hartem Blick. „Komm zurück nach Hause, Mama ist schrecklich traurig."

Der Brünette schnaubte hörbar aus und ließ seinen Blick über die bewaffnete Mannschaft schweifen. „Das hättet ihr euch überlegen sollen, bevor ihr mich wie Dreck behandelt habt", zischte er boshaft.

Ferros' Blick blieb unergründlich. Er sagte: „Wir lieben dich." Doch Delian glaubte ihm kein Wort.

Minar hob eisern seine Stimme und visierte sie dabei bedrohlich mit seiner Waffe an - seine grünen Haare bissen sich dabei förmlich mit der kargen Landschaft: „Wenn ihr nicht freiwillig mitkommt, werden wir euch mit Gewalt dazu bringen."

„Was ist mit Menschenrechten. Unserer Freiheit?", rief Corvin aufgebracht und versteckte Arwen hinter sich.

Minar hob eine Augenbraue und verkündete: „An der Außenwelt gelten keine Gesetze."

Wütend kniff Delian die Augen zusammen und mit einem kurzen Blick zu Corvin stand fest, dass sich keiner von ihnen ergeben würde. Schon viel ausweglosere Situationen hatten sie gemeistert.

Corvin nickte und die beiden Jungs hoben resigniert ihre Arme. Der Officer nickte herüber zu seinen Unterstellten, diese senkten ihre Waffen und gingen auf die Geflohenen zu. Als sie kurz vor ihnen ankamen und Handschellen aus ihren Taschen zückten, nickte Corvin ein weiteres Mal. Mit gezielten Griffen schlugen der Slums und der Reiche den Männern ihre Waffen aus den Händen. Sie fielen dumpf zu Boden. Ohne den Überraschungsmoment auf ihrer Seite hätten sie es wohl nicht geschafft, die Einheit zu entwaffnen. Corvin ergriff Arwens Hand und sie hasteten um Minar herum in die Richtung des Hovercrafts - ihrem Fluchtfahrzeug.

Ferros starrte seinen Sohn perplex an, unternahm allerdings nichts. Anders als Minar. Der Predatorcut zog seine Waffe, visierte an... und schoss. Die Ladung der Elektroimpulswaffe traf Corvin mitten am Rücken und mit einem schmerzhaften Stöhnen ging dieser zu Boden.

„Corvin!", kreischte Delian und stürmte zurück zu seinem Freund, obwohl er sein Zielfahrzeug bereits erreicht hatte. Arwen hatte sich neben ihren Bruder in den Sand geworfen und rüttelte mit Tränen in den Augen an diesem.

„Ergebt euch!", rief Minar und als Delian hinter sich blickte, erkannte er erneut drei Läufe, die auf sie gerichtet waren.

„Delian", jammerte Arwen leise und klammerte sich sowohl an dem benommenen Corvin, als auch an Delian fest.

„Ihr habt keine Chance zu fliehen."

Der Brünette hörte Corvin neben ihm schmerzhaft aufatmen, als dieser sich versuchte aufzurichten. Mit dem Blick fest auf ihren Bruder geheftet, schluchzte Arwen bitter. Welche Möglichkeiten blieben ihnen noch? Sie hatten verloren, dabei hatten sie noch nicht einmal wirklich angefangen zu kämpfen. Ihnen blieb nur noch die Kapitulation. Die Gesellschaft hatte entschieden, dass die Freiheit keine Option für sie war.

H.E.L.L.H.O.U.N.DWhere stories live. Discover now