Kapitel 11

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Es wehte kein noch so seichter Wind - die Luft stand still. Die brühende Sonne knallte auf sie herab und die Hitze des aufgewärmten Bodens konnten alle durch ihre Schuhe hindurch spüren. Sand drang in diese ein, als sie mit jedem Schritt im weichen Sand versunken. Der lockere Untergrund machte der Gruppe das Vorankommen nicht gerade einfach und die Helligkeit blendete sie.

Nicht wissend, wohin sie überhaupt rannten, steuerten sie einen willkürlich gewählten Punkt in dem steinernen Landstrich an. Corvin rannte mit aller Kraft voran und zerrte seine kleine Schwester hinter sich her, welche bereits schwer prustete. Vaith kraxelte hinter ihnen die seichte Steigung zu den Felsen empor. Der rutschige Sand machte ein Vorankommen scheinbar unmöglich und ließ sie auf der Stelle rennen. Das Schlusslicht bildete Delian, welcher sichtlich die meisten Probleme mit der plötzlichen Anstrengung und abnormalen Wärme hatte.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis die Gruppe an einem kleinen Felsvorsprung ankam, welcher ihnen ein wenig Schatten spendete. Auch wenn dieser nicht viel kühler als ihre restliche Umwelt war, schützte er zumindest vor der brennenden Sonne.

Delian ließ sich keuchend auf den mit Steinen vermischten Sanduntergrund fallen und schnappte nach Luft als sei er am Ertrinken, während seine Lunge brannte. Arwen setzte sich ebenfalls, während Corvin sich einfach nur an der Felswand abstützte und versuchte, seinen Kreislauf wieder zu normalisieren. Vaith stach seine nun halbierte Eisenstange in den Boden neben sich und blieb erschöpft stehen.

Mehrere Minuten sagte niemand etwas, das Einzige, was man hörte, war das unregelmäßige Ein- und Ausatmen der Fliehenden. Nicht einmal von der Umwelt war ein Ton zu vernehmen. Der Glaszylinder - mit der Stadt im Inneren - glitzerte hinter ihnen in der Sonne. Sie wirkte leblos, doch es war nicht zu sagen, ob sie von außen immer so wirkte oder ob es wegen des Angriffes so war.

„Ha", Vaith lachte schnaufend auf und versuchte die Anspannung etwas zu lösen, wobei er selbst ein verstörtes Gesicht zog: „Wow. Wir haben schon gute zweihundert Meter überwunden und sind immer noch am Leben."

Corvin musterte derweil seine Umgebung und bemerkte, dass es sich bei dem mit roten Felsen übersäten Landstrich tatsächlich um einen Strich handelte. Ein schmaler Streifen zog sich über die Wüste - vielleicht fünf Meter breit. Auf dem etwas härteren Untergrund würden sie auf jeden Fall leichter und müheloser vorankommen als auf dem weichen Sand.
„Wir müssen nach Osten, nicht wahr?", warf der Schwarzhaarige also ein und blickte auffordernd zu den anderen herüber.

Vaith und Delian nickten, Arwen zuckte die Schultern.

„Und weiß jemand, wie wir die Himmelsrichtungen ausmachen können?"

Bei dieser Frage wendete Vaith unsicher seinen Blick ab, ebenso wie Delian.

Corvin rollte genervt mit seinen Augen. Er dachte, die Reichen genossen eine solch herausragende Bildung, aber nicht einmal die Himmelsrichtungen kannte Delian. „Kannst du eigentlich irgendetwas anderes, als gut auszusehen?", fragte er schnippisch.

Delian blickte ihn wütend an. Dann hob er jedoch provokant seine Augenbrauen und entgegnete: „Ich kann Mathe, was kannst du?"

Corvin antwortete mit sofortiger Desinteresse und wandte sich ab, um damit fortzufahren, nachdenklich seine Umgebung zu mustern.

Doch Delian schrak Sekunden später doch noch auf und rief aufgedreht: „Doch! Ich habe einen Kompass auf meinem Handy. Ich werd' hier zwar kein Signal mehr empfangen, aber der Kompass müsste ja auch ohne funktionieren."

Ohne weiter Zeit zu verschwenden, schaltete er sein Handy an, dessen Display in seiner Handfläche aufleuchtete. Er öffnete eine Anwendung, auf der einige gespannte Herzschläge später eine digitale Kompassnadel abgebildet wurde. Kurz drehte sie sich, ehe sie sich einpendelte und der Gruppe anzeigte, dass Osten den Steinstreifen entlang lag.

H.E.L.L.H.O.U.N.DWhere stories live. Discover now