Kapitel 7

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Bald darauf fand sich Corvin mit hinter dem Rücken gebundenen Armen in einem Glasscar der Polizei wieder. Den Slums wurde sowohl Kidnapping als auch Amokfahrt vorgeworfen und vermutlich im Stillen auch Diebstahl, und das, obwohl er immer zu seiner Freiwilligenarbeit erschienen war.

Mit Hilfe zweier Polizei-Glasscars wurden die vier zum Polizeirevier transportiert und dort in zwei Zellen gesperrt. Corvin saß zusammen mit seiner Schwester und in der Zelle neben ihnen hockten Vaith und Ilona. Alle warteten sie darauf, dass sie vor Gericht geschickt wurden. Er wusste zwar nicht, wie genau das Urteil der anderen ausfallen würde, doch für ihn stand es bereits fest.

Seine Zelle war fensterlos – einzig beleuchtet durch eine LED-Lampe in der Decke – und die Wände starrten in einem puren Weiß. Arwen saß auf der Pritsche, die so ziemlich die einzige Einrichtung des Raumes war. Anscheinend sollte ihr Aufenthalt in dieser Zelle nur von kurzer Dauer sein, denn sie war offensichtlich nicht für längere Zeitspannen ausgerichtet.

Durch die Gitter hindurch sah Corvin ein Hologramm, welches über einer Tür angebracht war. Ein Wachposten vor den Zellen, der desinteressiert mit überschlagenden Beinen an einem Schreibtisch saß, schaute sich dort gelangweilt die Nachrichten an. Auf dem Holo erkannte der Junge eine Frau – eine Nachrichtensprecherin – welche gerade über den Zwischenfall mit dem Höllenhund berichtete. Noch immer wurde den Einwohnern geraten in ihren Häusern zu verweilen, doch die Situation solle mittlerweile unter Kontrolle gebracht worden sein.

Wer's glaubt wird selig, dachte Corvin sich empört. Wieso konnte niemand diese Gefahr ernst nehmen?

Während die Slums in ihren Zellen hockten, war Delian dazu gezwungen, eine Diskussion mit seinem Vater zu führen. Es war ihm schon fast klar gewesen. Er wurde entführt und beinahe von einem riesigen Mutanten umgebracht, doch Ferros interessierte nur die Tatsache, dass er einen Fehler begangen hatte. Seine Mutter nahm per Videochat auf einem Hologramm an dem familiären Gespräch teil.

„Wie konntest du diesen Slums nur einsteigen lassen“, tadelte sein Vater ihn gerade.

Delian verschränkte wie üblich seine Arme vor seiner Brust, als würde dies eine Barriere zwischen ihm und seinem Vater schaffen, die ihn vor sämtlichen Beschimpfungen abschirmte.

Evolet warf jedoch auch noch ein Wörtchen mit ein: „Sei nicht zu streng. Denk doch mal daran, was er hat durchmachen müssen. Was denkst du, wie viele mögliche Krankheiten er nun mit sich herumschleppen könnte.“

Ferros schnaubte wütend: „Das wäre dann seine eigene Schuld.“

„Natürlich!“, rief Delian mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „Vielleicht sollten wir mir Augen im Hinterkopf anpflanzen, damit mir bloß nicht noch ein zweites Mal ein Slums ins Fahrzeug hüpft.“

„Werd' nicht frech“, schimpfte sein Vater und durchbohrte ihn mit finsteren Augen.

Delian schluckte und konterte dann mit fester Stimme: „Du bist es doch auch.“ Daraufhin herrschte Schweigen von allen Seiten, doch Delian raffte sich als erstes dazu auf, erneut etwas zu sagen: „Ich habe keinen Fehler gemacht. Es war Pech und trotzdem Glück. Auch wenn ich kurz in die unteren Ebenen verfrachtet wurde, lebe ich zumindest noch. Ich weiß nicht, was der Aufstand soll... aber vielleicht schiebt ihr den Stress ja gerade, weil ich nicht gestorben bin.“ Provokant funkelte er seinen Vater an und wartete gespannt auf eine Antwort seinerseits. Selbst wenn diese ein Schlag wäre, dass wäre es ihm wert gewesen.

„Du sollst wissen“, setzte seine Mutter nun mit sanfter Stimme an: „Dass wir dich lieben. Niemand will hier, dass du stirbst. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“

„Ja“, grummelte Ferros: „Trotzdem solltest du demnächst etwas mehr aufpassen. Verstanden?“

Delian nickte überrascht. Nicht einmal Schreie hatte er für seine Aussage kassieren müssen. „Aber was ist jetzt eigentlich mit dem Höllenhund?“, fragte er neugierig.

H.E.L.L.H.O.U.N.DWhere stories live. Discover now