Kapitel 23

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Ungeduldig wartete die Frau darauf, dass sie ihr antworteten. Nameless kratzte sich am Hinterkopf, offensichtlich schwer am grübeln, was sie nun tun sollten. Doch zu ihrem Glück kam plötzlich ein zweiter Schlepper zu ihnen herüber. Er hatte dunkle Haut und kurze, schwarze Haare. Genauso wie die Frau neben ihm roch er nach Fisch und Salz - dem Meer.

„Hey, ich glaub's nicht! Du bist's!", rief er erfreut aus und begrüßte Nameless mit einem Handschlag.

„Penski", sagte der Einzelgänger und Corvin glaubte, dass dies der Name des Schleppers sein musste.

„Du hast dir Mitbewohner gesucht", redete der Mann, der Penski zu heißen schien, weiter und musterte die Gruppe neben Nameless.

„Na ja. So ähnlich. Gerald und Henry wären mir manchmal lieber", entgegnete dieser und blickte seine Mitreisenden entschuldigend an. Sie blickten verwirrt zurück. „Am besten kläre ich die Situation kurz auf", entschied Nameless und schaute noch einmal zu der Frau. Diese verharrte nun stumm und mit vor der Brust verschränkten Armen neben Penski. „Also...", begann Nameless und ließ seine Hand zu den Slums schweifen: „Ich helfe diesen Kindern auf ihrem Weg nach Deutschland. Ich dachte, es sei mal eine Abwechslung. Sie heißen Corvin, Arwen, Vaith und Delian." Dann drehte er sich zu ihnen um und meinte: „Das ist der Schlepper, den ich kenne."

„Penski", wiederholte der Schwarze überflüssigerweise und musterte jeden von ihnen aufs Genauste. „Ihr wollt also nach Deutschland?" Sein Blick blieb auf Vaith hängen, welcher schlapp an Corvins Schulter hing und kaum noch bei Bewusstsein schien. Corvin nickte zur Bestätigung.

„Wir wollten mit Vaiths blonden Haaren bezahlen, aber... Uns ist etwas dazwischen gekommen", informierte Nameless weiter und kratzte sich am bärtigen Kinn.

„Hm", war das Einzige, was von Penski zu hören war.

Die Frau warf ein: „Der weite Weg kostet einiges. Zwar läuft das Boot mit Solarenergie, aber eure Verpflegung wird nicht für umsonst sein, wir können Zahlungsunfähige nicht mitnehmen."

„Das stimmt schon, aber in diesem Fall habt ihr den wir-kennen-uns-schon-Vorteil", warf Penski dazwischen und drehte sich lächelnd zu der Frau um. Seine Zähne, die dabei zum Vorschein kamen, sahen keineswegs gesund aus - verfärbt und abgebrochen. „Unser Freund hier ist verlässlich, Livsey." Das schien der Name der Frau zu sein.

„Und die Blagen?", zischte sie und nickte zu Corvin und den anderen herüber.

„Wenn er ihnen vertraut, tu ich es auch", sagte Penski und lächelte nun ihnen zu. Vermutlich war es der ultimative Vertrauensbeweis, wenn Nameless sich mit anderen Menschen abgab, immerhin lebte er seit Jahren als misstrauischer Einzelgänger.

Livsey schnaubte und konterte, da sie offensichtlich nicht einsehen wollte, dass sie mit den Schleppern reisten: „Der eine scheint sogar ein Reicher zu sein, schau doch seine Haare und Augen." Delian wurde an seinem Platz unbewusst ein bisschen kleiner und schielte hinauf zu seinen gefärbten Haaren, welche nur noch aus wirren Strähnen bestanden.

„Hier draußen ist das egal, das weißt du doch", seufzte der Mann. Er schien deutlich mehr zu sagen zu haben als die Frau neben ihm. Vielleicht war er sogar Kapitän der Schlepper oder so etwas Ähnliches. Nun machte er einen Vorschlag: „Ihr könnt mitkommen unter einer Voraussetzung..."

„Die wäre?"

„Wenn wir an Frankreichs Küste ankommen, helft ihr uns beim Be- und Entladen der Ware und eventuell auch beim Jagen. Das macht eure Schulden dann wett."

„Klingt fair", bestätigte Nameless und blickte herüber zu den anderen. Diese nickten ebenfalls.

„Aber, fahrt ihr nicht bist Deutschland?", hakte Corvin nun nach.

H.E.L.L.H.O.U.N.DHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin