Kapitel 18

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Die Räuber stürmten mit einer enormen Geschwindigkeit auf die kleinere Gruppe zu.

„Nehmt eure Waffen“, befahl Nameless zornig und warf einen letzten niedergeschlagenen Blick auf seinen ermordeten Mutanten. Dann trat er seinem Zweiten – auf dem er saß – in die Rippen und raste zusammen mit ihm seinen Angreifern entgegen.

„Arwen, pass' auf“, hörte Delian Corvin neben sich sagen. Der Schwarzhaarige schob das kleine Mädchen hinter sich und versuchte gleichermaßen seinen am Boden liegenden Freund zu schützen – in seiner Hand glitzerte ein Messer im Sonnenlicht und seine Augen waren angestrengt auf die Räuber gerichtet. Mit zittriger Hand nahm auch Delian seine Waffe in die Hand. Eine Sichel. Er war sich nicht einmal sicher, ob diese durch all den Rost hindurch noch schneiden könnte, aber Nameless hatte ihm versichert, dass sie trotzdem noch nützlich war. Blieb nur die Frage, wie vertrauenswürdig seine Aussage war?

Als Delian das Aufeinanderschlagen von Klingen aus der Entfernung vernahm, riss er seinen Kopf automatisch zu der Quelle des Geräusches herum. Nameless riss mit seiner Waffe gerade einen Gegner von seinem Mutanten herunter, wurde allerdings auf der Stelle mit einem Neuen konfrontiert. Der Rest der Bande ritt ungebremst weiter auf sie zu. Nervös versuchte Delian ihre Chancen einzuschätzen. Wie viele waren es, die gerade auf sie zustürmten? Fünf? Ja, es waren exakt fünf gut ausgerüstete Räuber. Und zu wievielt waren sie? Vier. Darunter ein Verletzter und ein Kind. Delian hatte kurz das Gefühl bewusstlos zu werden, dann erinnerte er sich, dass er dann nur noch leichter zu schnappen wäre.

„Delian bleib ruhig“, hörte er plötzlich Corvins Stimme. Er hatte gar nicht bemerkt, wie schnell er angefangen hatte zu atmen.

„'Tschuldigung“, nuschelte er und versuchte seine volle Aufmerksamkeit auf die Räuber zu richten. Die schweren Pfoten ihrer Mutanten wühlten den Sand auf, hüllten ihren Hintergrund in Staub und ihre scharfen Zähne und die Klingen der Angreifer funkelten bedrohlich im Licht. Noch zehn Meter. Fünf. Zwei...

Delian wich der ersten Klinge, welche einer der Räuber nach ihm schlug, mit Entsetzen in den Augen aus. Corvin tat dies ebenfalls – ließ seine Schwester dabei nicht aus den Augen und wich ebenso wenig von Vaiths Seite. Der Slums stach mit seinem Messer nach dem Bein einer der Kannibalen – erfolglos. Mit flinken Bewegungen entkam er dem kräftigen Kiefer einer der Mutanten und schützte Arwen vor einem Messerhieb.

Die Räuber drehten Kreise um sie herum, sodass die Augen der beiden überall sein mussten. Unmöglich, dachte sich Delian und drehte sich im Kreis, um keine Seite außer Acht zu lassen. Von dem ganzen Hin und Her wurde ihm langsam schwindelig, seine Augen huschten von rechts nach links und er bemerkte, dass der Kreis der Räuber immer enger wurde. Die Gejagten wurden in aufgewühlten Staub getaucht und der Blauhaarige musste angestrengt gegen einen Hustenanfall ankämpfen.

Neben sich vernahm er einen versucht unterdrückten Aufschrei als Corvin von einem Schwert an der Flanke getroffen wurde. Die Gegner waren überall – so erschien es Delian zumindest – und von Nameless war weder etwas zu hören noch zu sehen.

„Achtung!“, rief Corvin in einem unachtsamen Moment von Delian. Der Reiche wollte sich umdrehen, zu der Gefahrenquelle, die der andere früher bemerkt zu haben schien als er. Doch das Einzige was er noch sah, war ein schwerer Metallgriff, welcher ihn mit voller Wucht am Kopf traf. Delian hatte für einen Herzschlag das Gefühl, sein Kopf würde gesprengt werden, der Schmerz zog einmal durch seinen gesamten Körper und lähmte jegliche Motorik, dann sah er nur noch schwarz und der Schmerz fing endlich an abzuebben. Eine angenehme Ruhe empfing ihn.

Corvin sah Delian reglos auf dem Boden aufschlagen und für einen Moment setzte sein Herz aus. Entsetzt blickte er auf den Blauhaarigen herab und sah erleichtert, dass sich seine Brust schwach hob und senkte. Was ihn beunruhigte war nun die Tatsache, dass er mit Arwen alleine fünf Räubern gegenüberstand – Vaith krümmte sich noch immer verletzt am Boden, unfähig sich zu wehren.

H.E.L.L.H.O.U.N.DOù les histoires vivent. Découvrez maintenant