10- Erwacht

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Mein Schädel explodierte. Zumindestens hatte ich das Gefühl, dass er explodierte. Ich blinzelte ein paar Mal, da sich meine Lider sehr schwer anfühlten und ich kaum meine Augen offen halten konnte.

Ich lag auf dem wahrscheinlich weichsten Bett, was ich je gesehen habe. Okay, zwar konnte ich es gerade nicht sehen, aber dafür konnte ich es fühlen. Ich versank förmlich ich den unzähligen Kissen und in der weichen Matratze.

Genüsslich räkelte ich mich in den kuscheligen Laken und seufzte erfreut. Und da dachte ich, mein Bett zu Hause wäre schon der tollste Ort auf Erden gewesen! Im Vergleich zu dem, indem ich mich gerade befand, ist mein früheres Bett die reinste Folterbank. Na gut, vielleicht nicht ganz so extrem, aber ich hatte jetzt schon keine Lust mehr jemals aus diesem Bett zu steigen.

Aber dennoch wollte ich wissen, wo ich mich gerade befand. Ich lehnte mich zur Seite und tastete nach dem Nachtisch. Bestimmt musste dort irgendwo eine Lampe sein. Und tatsächlich griff ich nach einen Strick und zog daran. Sofort wurde es hell und ich musste wieder blinzeln.

Dann schaute ich mich um. Meine Augen wurden groß, als ich das Bett genauer betrachtete. Es war ein riesiges Himmelbett aus dunklen Holz mit vielen Verzierungen. An der Wand gegenüber stand ein massiver Kleiderschrank aus dem selben Holz und mit dem selben Mustern.

Weiße, schwere Vorgänge hingen vor dem Fenster und ein kunstvoll verzierter, riesengroßer Spiegel hing neben der Tür. Von meiner Position auf dem Bett aus konnte ich mich gut darin erkennen.

Meine Haare wirkten dunkel und fielen mir in sanften Wellen über die Schultern. Meine Augen wirkten viel zu groß und mein Gesicht war fast so bleich wie das Nachthemd, was ich trug.

Moment... das Nachthemd? Panisch schaute ich an mir hinab. Wie zum Teufel komme ich in dieses Nachthemd?! Ich griff nach dem Ausschnitt und schaute hinein. Oh Gott... Darunter war ich komplett nackt. Unwillkürlich stieg mir die Röte ins Gesicht.

Normalerweise war ich nicht so schnell beschämt, aber der Gedanke daran, dass mich jemand ohne meinen Willen ausgezogen hat, gefiel mir ganz und gar nicht.

Von Ekel gepackt stand ich aus diesem himmlischen Paradies von Bett aus und schritt zur Tür, welche ebenfalls aus dunkelbraunen Holz bestand. Dabei kam ich an dem Spiegel vorbei und konnte nun auch das Nachthemd gut betrachten.

Es passte auf jeden Fall zu dem Haus, denn es sah aus, als würde es aus dem 17ten oder 18ten Jahrhundert stammen, wenn man die Kürze des Kleides mal außer acht lässt. Es war weiß und viel ganz weit. Allerdings endete es nicht bei dem Knöcheln sondern mittig meines Oberschenkels. Freiwillig würde ich sowas nie anziehen. Wer trägt denn bitteschön heutzutage noch solche Nachthemden? Außer vielleicht Kleinkinder und Omis. Es gibt wesentlich hübschere Variablen, die man anziehen kann.

Schnell lief ich weiter und öffnete die schwere Tür. Dahinter kam ein langer Korridor hervor, welcher von ein paar Kerzen an der Wand erhellt wurde. Auf dem Boden befand sich ein alter, gemusterter Teppich, welcher einen gewissen Charme besaß. Auch hier standen dunkle Möbel, beschmückt mit antiken Vasen oder Bilderrahmen.

Ich bog links ab und konnte Musik aus einen der hinteren Zimmern hören. Sie kam hinter zwei großen, Flügeltüren hervor, doch die Qualität war so schlecht, dass ich weder wusste, wer das Lied sang, noch wie der Text lautete.

Vorsichtig öffnete ich eine der beiden Türen und spähte hindurch. Der Raum war mit -wer hätte es gedacht?- antiken, dunklen Möbeln bestückt und die Vorhänge waren zugezogen. In der Ecke stand ein alter Schallplatenspieler und dudelte vor sich hin. Nun konnte ich auch so halbwegs den Text verstehen, allerdings hatte ich die Lieder noch nie gehört und wusste daher nicht, wie der Sänger geschweige denn die komplette Band hieß -falls das überhaupt eine Band war.

100 Million Tears 18+ Where stories live. Discover now