18- Luciano

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Die restliche Woche verbrachte ich hauptsächlich in der Bibliothek beziehungsweise den Musikraum. Ich hätte keine Ahnung, wie der Raum hier genannt wird, hier standen meterhohe Regale mit Büchern und in der anderen Ecke standen Instrumente. Die komplette hintere Wand war mit bodenlangen Buntfenstergläsern geschmückt und die Wand rechts zierte ein großer Kamin. Vor dem Kamin standen drei Ledersofas in U-Form. Oberhalb des Kamins hing ein Porträt von einem Mann, welcher große Ähnlichkeit mit Shade aufwies.

Wahrscheinlich war das der Vater von ihm. Allerdings konnte ich mich nicht daran erinnern, ihn auf der Verlobungsfeier gesehen zu haben.

Ansonsten war mir die ganze Woche ziemlich langweilig gewesen, da im gesamten Haus nur Jonna und Soraya (die Dienstmädchen), eine Köchin namens Mrs. Maren sowie gelegentlich Männer in schwarzen Anzügen und Sonnenbrillen hier rumliefen.

Ab und zu bemerkte ich auch, wie ein ein paar teure Autos vor dem Haus parkten und deren fremde Besitzer in Shades Arbeitszimmer verschwanden. Laut Jonna darf ich mich nicht in dem Teil des Hauses aufhalten, in dem Shades Arbeitszimmer lag, ebenso wenig wie ich nicht den Keller und andere mir unbekannte Teile des Hauses betreten durfte.

Wenn Shade Besuch hatte, dann klebte Jonna wie eine Klette an mir, wahrscheinlich um dafür zu sorgen, dass ich ja nichts Unerlaubtes machte.

Doch selbst wenn, es schien als wären vor dem Haus doppelt so viele Männer aufgestellt worden, die nur dafür da waren, jeden meiner Schritte zu beobachten. Besonders schlimm war es, als ich mit Jonna im Garten spazieren war und ich mich dann anschließend auf eine Bank gelegt und ein Buch aus der Bibliothek gelesen hatte. Es wurde sogar so schlimm, dass ich wieder hinein und in den Wintergarten gegangen bin, so aufdringlich waren die Blicke.

Soraya ging mir eher aus dem Weg und sobald sie mich zufällig sah, versuchte sie mich so gut es ging zu ignorieren. Ich hatte so das Gefühl, dass sie meine Anwesenheit ganz und gar nicht schätzte. Ich vermutete sogar, dass sie mich eher loswerden wollte. Sie lächelte mich zwar ab und zu mal an, doch das Lächeln erreichte nicht ihre Augen und ich konnte sehen, dass sie mir am liebsten die Augen auskratzen wollte, anstatt mir Tee und Kekse zu servieren.

Sobald die fremden Besucher im Haus waren, war Soraya für diese zuständig, das hatte mir Jonna erzählt. Doch sobald ich sie nach mehr Inforamtionen über Soraya oder über die fremden Menschen fragte, blockte sie ab und sagte, dass es mich nichts angeht und sie nicht darüber reden darf.

Natürlich machte mich das nur noch neugieriger, aber Jo ließ sich nicht so leicht austricksen und beobachtete mich mit Adlersaugen.

Zumindest hatte sich Shade für die gesamte Woche zurückgehalten -zumindest den Tag über. Wenn er nachts in unser Schlafzimmer kam, war ich meist schon am schlafen oder ich tat so als ob.

Ich hörte, wie er sich auszog und dann ebenfalls ins Bett stieg. Am ersten Abend hat er mich zu sich gezogen und wollte mich küssen. Ich wollte es ihm verbieten, aber er hatte gesagt, dass er darauf auf keinen Fall verzichten wird, er ließe mich schließlich schon den ganzen Tag über in Ruhe.

Daher hat sich schon eine kleine Routine entwickelt: Er kommt ins Schlafzimmer, er zieht mich an sich, gibt mir einen Gute Nacht Kuss und streichelt von meiner Hüfte bis hinauf zur Taille, solange bis er eingeschlafen ist. Wenn ich dann am Morgen aufwachte, ist er bereits verschwunden.

Ich hatte keine Ahnung, wie er sich lautlos aus dem Zimmer schleichen konnte, ohne mich zu wecken. Es klingelte auch kein Wecker, das hätte ich sonst gehört.

Am Mittwoch war der einzige Abend, wo Shade nicht bei mir geschlafen hatte, was mich ziemlich verwunderte. Auch am nächsten Morgen war seine Seite vollkommen unberührt gewesen.

100 Million Tears 18+ Where stories live. Discover now