11- Gewalt

11.2K 310 30
                                    

Gemütlich räkelte ich mich in dem Bett herum. Ein Blick nach rechts sagte mir, dass ich allein war. Shade war offenbar schon aufgestanden.

"Shade..." testete ich seinen Namen. Aus meinen Mund klang es ein bisschen seltsam.

Irgendwie bezweifelte ich, dass das sein Name war. Schließlich war er ein Duke und demnach hätte ich mir einen längeren Namen vorgestellt, der ein bisschen adlig klingt wie zum Beispiel William oder James.

Ich drehte mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht im Kissen. "Ich liebe dich!" rief ich und meinte damit das Bett.

"Das ging aber schnell, mein Engel," meinte eine Stimme und ich schreckte hoch.

In der Tür stand Shade und schaute zu mir. "Ich hätte gedacht, ich brauche länger, um dich davon zu überzeugen," sagte er und kam auf mich zu.

Er war bereits wieder angezogen, sein rotbraunes Haar war allerdings noch feucht, fing aber schon an, sich an den Spitzen zu kringeln.

"Arschloch," brummte ich nur und hatte plötzlich das dringende Bedürfniss, sofort das Bett zu verlassen.

Allerdings schien Shade meine Antwort nicht zu gefallen, denn er spannte sich an und fragte mich in einem sehr lauten Ton, "Was hast du gesagt?"

Sofort hielt ich in meiner Bewegung inne und starrte ihn an. Er hatte die Zähne zusammengebissenen und ich sah einen Muskel an seinen Kiefer zucken.

"Mein Engel, ich habe dir bereits gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst!" sagte er mit einer zu ruhigen Stimme und kam langsam auf mich zu. "Du wirst dich in Zukunft wie eine erwachsende, junge Frau benehmen und nicht wie ein bockiges Kind."

"Ich bin kein Kind!", protestierte ich, schaute aber schnell wieder nach unten, da er nun direkt vor mir stand.

Gerade als ich wieder nach hinten rutschen wollte, packte er mich bei den Schultern und beugte sich zu mir herunter, so dass er nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war. 

"Oh doch, du verhälst dich nämlich wie eins. Du wirfst mit Beleidigungen um dich, du tust nicht, was man dir sagt und wirst ausfällig," zählte er auf und starrte mir so intensiv in die Augen, so dass ich die Befürchtung bekam, er würde mich mit seinem Blick durchbohren wollen.

Während er sprach, verspürte ich furchtbare Angst. Angst vor ihm und Angst davor, was er wohl alles mit mir tun würde. Von der einen Sekunde auf die andere ist die Stimmung schlagartig gekippt.

Meine Gedanken kreisten nur um eins: Wie komme ich hier so schnell wie möglich raus.

Ich würde eindeutig hier rauskommen. Shade und meine Ach-So-Tolle-Familie würden mich nie wieder sehen. Sobald der passende Moment gekommen ist, packe ich mir ein paar Sachen zusammen und verschwinde von hier.

Auf Shades Bemerkung sagte ich nichts, sondern kniff nur die Lippen zusammen.

"Aber keine Sorgen, mein Engel," sagte er leise und kam mir so nah, dass unsere Nasenspitzen sich berührten, "Ich werde dir schon beibringen, wie man sich zu benehmen hat."

Meine Augen weiteten sich und ehe ich mich versah, hatte er mich grob an meinen Schultern gepackt und nach hinten aufs Bett geschubst. Panik machte sich in mir breit und ich stieß einen Schrei aus.

Ich drehte mich auf den Bauch und versuchte über das Bett wegzukrabbeln. Mein Herz schlug doppelt so schnell wie sonst und es schien, als würde die Zeit stehen bleiben. So als würde irgendjemand die Zeit quälend langsam vergehen lassen, damit ich auch jedes noch so kleine Detail meiner Umgebung wahr nahm. Die schweren Vorhänge, die nun aufgezogen waren und den Blick auf Baumkronen freigaben, sowie die kleinen Vögel, welche auf den Ästen hockten oder durch die Lüfte flogen.

100 Million Tears 18+ Where stories live. Discover now