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Jungkook's PoV.:

Es war der 01.02.2015.
Eine stille und kalte Vollmond Nacht.
Ich hatte meine Hände tief in meinen warmen Jackentaschen vergraben und lief mit kleinen Schritten den schmalen Bürgersteig entlang. Rechts von mir reihten sich Mehrfamilienhäuser auf und auf der linken Seite, war die Straße. Sie war am Rand mit großen Kirschblütenbäumen geschmückt, die die ganze Szene nicht allzu träge aussehen ließ.

Ein schweres seufzen verließ meine Kehle, woraufhin sich eine weiße Atemwolke vor mir bildete. Nachdenklich legte ich den Kopf in den Nacken und warf meinen Blick auf den dunklen Nachthimmel. An ihm leuchteten diese Nacht nur wenige Sterne. Dafür strahlte der runde Mond aber umso heller und schöner. Tatsächlich ließ mich dieser Anblick etwas lächeln.

Genau vor einem Jahr war es genauso gewesen. Die stille Nacht, die wenigen Sterne und der hell leuchtende Mond...
Doch damals hatte ich all das nur halbherzig wahrgenommen. Stattdessen war meine Aufmerksamkeit bei meinem besten Freund gewesen, der in einem schnellen Tempo vor mir her gerannt war. Ich war knapp hinter ihm gewesen, bereits völlig aus der Puste und kurz davor zusammen zu brechen. Damals hatte sich der kühle Wind wie kleine Nadelstiche angefühlt. Mit einem Tränen überströmten Gesicht war ich ihm hinterhergerannt, in der Hoffnung ihn einholen und einfach nur umarmen zu können. Doch er war mir ein gutes Stück voraus gewesen, weswegen ich es nicht geschafft hatte. Und schließlich war er mit einem Mal aus meinem Blickfeld verschwunden.

Ich räusperte mich einmal kräftig, als ich spürte wie sich ein Kloß in meinem Hals festsetzte und mir die Tränen in die Augen trieb. Diese Erinnerungen und die damit verbundenen Gefühle machten mich jedes Mal aufs Neue fertig. Dennoch lief ich nun ein Jahr später dieselbe Strecke noch einmal entlang, ließ alles Revue passieren. Ich verstand selbst nicht wieso ich das tat. Aber ich hatte das Gefühl, dass es das richtig war.

Der Bürgersteig machte schließlich einen sauberen Übergang zu grauen Betonplatten, welche über einen großen Fluss hinweg eine Brücke bildeten. Vorsichtig streckte ich meine zitternde Hand nach dessen Geländer aus und streifte dieses sanft mit meinen Fingerkuppen, während ich weiterlief. Ungefähr in der Mitte der Brücke blieb ich dann stehen, wand mich dem rauschenden Wasser zu und sah hinab.

„Hey...“, murmelte ich zaghaft in die tiefe, „Ich wollte dich mal besuchen kommen. Du bist jetzt schon ein ganzes Jahr nicht mehr bei uns“. Ein neuer Kloß bildete sich in meinem Hals, doch dieses Mal versuchte ich ihn nicht zu unterdrücken. Stattdessen ließ ich meinen Emotionen freien lauf und schluchzte ein paar Mal laut. „Wir sind alle auseinandergegangen. Ich habe das Gefühl, dass jeder jeden hasst. Würden wir uns wiedersehen, dann würden wir uns wahrscheinlich die Köpfe einschlagen“, erzählte ich leise, „Ich wünschte die ganzen Vorfälle wären damals nicht passiert. Dann würdest du noch Leben und wir alle wären noch befreundet. Vermutlich würden wir dann gerade bei mir im Wohnzimmer sitzen, auf der PlayStation zocken und uns nebenbei betrinken“. Die Vorstellung brachte mich nur noch mehr zum weinen, aber gleichzeitig musste ich deswegen auch etwas Lachen. „Es ist so dämlich... Diese ganze Situation ist so dämlich“, wimmerte ich dann und schlug einmal kräftig auf das Geländer ein.

„Da gebe ich dir Recht“, hörte ich plötzlich eine mir allzu bekannte Stimme sprechen. Überrascht drehte ich mich um, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und blinzelte einer großen braunhaarigen Gestalt entgegen.
„Jin?“, murmelte ich verwirrt. Mein Gegenüber nickte leicht, trat dann neben mich und stützte sich auf dem Geländer ab. Erst dann bemerkte ich die weiße Rose, die er zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her drehte. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Jungkook“, sagte er. Vollkommen perplex von seinem plötzlichen erscheinen, starrte ich ihn von der Seite aus an. Er hatte sich in diesem einen Jahr äußerlich nicht ein Stück verändert. Seine dunklen Augen strahlten immer noch denselben Schmerz aus und seine Haare hingen ihm locker in die Stirn.

„Was machst du hier? Ich habe dich hier noch nie gesehen“, merkte der Ältere an. „Heute ist der 01.02.2015; sein Todestag. Natürlich komme ich ihn dann einmal besuchen“, erklärte ich mich. „Du kreuzt hier erst ein Jahr später auf? Nach seinem Tod war ich die ersten Wochen jeden Sonntag hier und habe ihm Blumen vorbeigebracht“, entgegnete Seokjin mir daraufhin. Ich verschränkte die Arme ineinander. „Das klingt so als würdest du mich für mein weniges kommen verurteilen“, stellte ich fest. „Vielleicht tue ich das ja auch“, er stieß sich von dem Geländer ab und drehte sich in meine Richtung. „Entschuldige bitte, aber Jimin's Tod ging mir unheimlich nahe. Ich hätte danach nicht jeden Sonntag hier her kommen können. Für mich war allein schon der heutige Besuch eine große Überwindung“, knurrte ich. Die vorherige Trauer schien vollkommen verflogen zu sein.

Mein Gegenüber lächelte leicht und nickte. „Ich weiß, tut mir leid. Am Anfang war es für uns alle sehr schwer“, erwiderte er dann. Seine plötzliche Stimmungsschwankung ließ mich verwirrt die Stirn in Falten legen. „Schon in Ordnung“, murmelte ich leise und drehte mich wieder dem Fluss zu. Jin tat es mir nach, hielt schließlich die weiße Rose über das Wasser und ließ sie fallen. Nach ein paar Drehungen in der kalten Nachtluft landete sie auf der dunklen Wasseroberfläche und trieb unter der Brücke hinweg.

„Das mache ich schon ein Jahr lang“, sagte Jin plötzlich. „Das ist gut. Ich glaube das macht ihn da oben glücklich“, gab ich zu. „Meinst du?“, Jin sah hinauf in den Himmel, woraufhin ich es ihm nachtat. „Naja, der arme Kerl darf sich von da oben ansehen wie wir Jungs uns gegenseitig hassen. Ich glaube da stimmt ihn eine weiße Rose etwas fröhlicher“, mutmaßte ich. Der Ältere lachte etwas, seufzte dann schwer aus und fuhr sich einmal durch die braunen Haare. „Naja, ich muss dann jetzt auch wieder gehen. Ich wollte eigentlich nur kurz die Rose vorbei bringen. Mit einer Person wie dir hatte ich hier nicht gerechnet“, meinte er. „In Ordnung. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder“, antwortete ich daraufhin und deutete eine leichte Verbeugung an. Seokjin tat es mir nach, drehte sich dann um und ging wieder.

Eine Weile lang sah ich ihm noch nach. Dann schaute ich zurück auf das Wasser. „Ich werde dann jetzt auch mal gehen...“, murmelte ich, winkte etwas und trat meinen nach Hause Weg an.

Jap, ich bin Hobbylos und habe zu viele Ideen xD Ich hoffe euch gefällt diese FF! Wie fandet ihr das erste Kapitel? :3

Btw, ich werde über den Kapiteln des öfteren Pre-Deput oder ganz, ganz alte Bilder von Bts reinsetzen, weil das irgendwie voll gut zu dem Flair dieser Story passt. Also macht euch auf sowohl niedliche, als auch bescheuerte Bilder gefasst xD

Hope // VKookWhere stories live. Discover now