17.

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Jungkook’s PoV.:

Am nächsten Morgen wurde ich auf dem harten Polster des Fahrersitzes wach. Gähnend rieb ich mir über das Gesicht und anschließend auch durch die Haare. Ich hatte vielleicht sieben Stunden geschlafen und das war definitiv zu wenig für einen Langschläfer wie mich. Doch an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Die Tatsache das wir heute zu Taehyung fahren und ihn fragen würden ob er mitkommen könne, ließ mich gleich hellwach werden.

Leise drehte ich mich auf meinem Sitz um und warf einen Blick nach hinten. Namjoon lag auf der Sitzfläche in der Essecke eingerollt und schien noch zu schlafen. Auch aus dem Schlafraum vernahm ich keinen Mucks.

Seufzend ließ ich mich wieder zurück in den Sitz sinken. Die Ruhe, die an diesem Morgen herrschte, genoss ich in vollen Zügen. Nicht mehr lange und die Luft würde wieder mit schlechter Laune und Sticheleien erfüllt sein.

Ich schloss die Augen und malte mir schon Mal in Gedanken aus, wie der heutige Tag wohl ablaufen würde. Allerdings kam nur schlechtes dabei raus. Allein schon der Besuch bei Taehyung würde die Hölle werden. Ich hatte wortwörtlich Angst vor den kommenden Stunden. Wie würde Tae wohl reagieren wenn er mich, beziehungsweise uns alle, wiedersieht? Würde er mit uns Reden? Oder sich in seinem Haus verschanzen? Sollte letzteres der Fall sein, konnte ich die ganze Tour sofort abblasen. Der vermeintliche Jimin wollte uns immerhin alle gemeinsam in Neungnam-gil sehen und er würde sich nicht zeigen, wenn wir nur zu fünft aufkreuzen würden.

„Guten Morgen“, brummte plötzlich eine Stimme von hinten, woraufhin ich mich erschrocken umdrehte. Hoseok stand an der Spüle und nahm sich eine Wasserflasche aus dem Hängeschrank raus, ehe er sie bis zur Hälfte leerte. „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn leise zurück. Der Ältere lächelte schläfrig und tapste dann zu mir nach vorne, um sich auf dem Beifahrersitz nieder zu lassen.
„Gut geschlafen?“, fragte er nach. „Naja, es geht. Und du?“, antwortete ich. „Die Betten sind etwas klein, aber es ging“, meinte er schulterzuckend, „Wir fahren heute zu Taehyung, oder?“.

Bei dem Namen des Älteren zuckte ich merklich zusammen. „J-Ja, ich denke schon“, stammelte ich. „Das wird schon, Kookie. Mach dir nicht so viele Gedanken“, versuchte der braunhaarige mich zu besänftigen. Ich seufzte schwer. „Und was ist, wenn nicht? Was ist, wenn er nicht mitkommen will? Dann kann ich die ganze Tour sausen lassen“.
„Wenn du mir wenigstens sagen würdest was wir in Neungnam-gil zu suchen haben… Dann könnte ich dir mit Tae vielleicht etwas mehr helfen. Aber ich kann einen Sturkopf wie ihn nicht überzeugen, wenn ich selber nicht einmal weiß worum es sich handelt“, sagte Hoseok. Ich nickte daraufhin verstehend.

„Sagen wir es so“, begann ich unsicher, „Es ist sehr wichtig. Unsere Freundschaft hängt davon ab“.
„Welche Freundschaft? Zwischen uns besteht keine Freundschaft mehr. Jedenfalls nicht zwischen den meisten von uns…“, funkte Hoseok dazwischen. „Freundschaft ist etwas, was man auch wieder aufbauen kann. Außerdem geht es nicht nur um unsere Freundschaft, sondern auch um... A-Also theoretisch geht es auch um Jimin“.

Hoseok’s braune Augen vergrößerten sich um das doppelte und er setzte sich aufmerksam auf.
„Wie meinst du das?“, fragte er dann nach, „Jimin ist doch Tod“. „Ja schon“, antwortete ich, wobei ich die Wörter unnötig in die Länge zog. „Aber?“, hakte mein Gegenüber nach. Ein weiteres Seufzen verließ meine Kehle und ich schüttelte langsam den Kopf. „Egal. Ich habe dir schon zu viel gesagt“.
„Jungkook!“, jammerte er empört. „Tut mir Leid. Du wirst es verstehen, wenn wir in Neungnam-gil sind“, murmelte ich Schuldbewusst.

„Wer wird was verstehen?“, fragte eine dritte Stimme in diesem Raum plötzlich nach. Yoongi kam aus dem Schlafraum geschlurft, steuerte gleich sofort Hoseok an und wurde von diesem in die Arme gezogen. Darauf folgte ein intensiver Morgenkuss, den ich mir aus Höflichkeit allerdings nicht anschauen wollte. „Nichts, Baby. Kookie und ich haben nur etwas geredet“, winkte Hoseok ab. Yoongi brummte unzufrieden und schenkte mir einen eisernen Blick, doch er beließ es dabei. Stattdessen wand er sich wieder Hoseok zu und lächelte ihn verliebt an. Dieser strich dem Älteren ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste ab und zu seine Nasenspitze.

Die beiden sahen so niedlich dabei aus, dass ich gar nicht anders konnte als plötzlich zu Grinsen. Ich war so froh, dass wenigstens sie sich nach dem Streit wieder vertragen und zusammengekommen waren.

„Da fühlt man sich gleich ein Stückchen einsamer“, hörte ich plötzlich Namjoon’s Stimme von hinten. Der Ältere war mittlerweile wach geworden, hatte sich aufgesetzt und die Aufmerksamkeit dem niedlichen Paar vor mir geschenkt.
Seine Worte ließen mich leise Lachen, denn er hatte trauriger weise Recht.

Yoongi drehte sich in Hoseok’s Armen etwas um und grummelte dann angriffslustig: „Selbst Schuld“.

Ich verdrehte die Augen. Der Blondhaarige wollte es manchmal wirklich drauf ankommen lassen.

Namjoon schnaubte verächtlich aus, doch er schien am frühen Morgen keine Lust auf Streit zu haben, weswegen er nichts erwiderte. Ich schenkte ihm daraufhin ein dankbares Lächeln.

Der Rest des Morgens verlief still. Selbst als Seokjin wach wurde und meinte sich mit seinem Essen in der Essecke auszubreiten, brach kein Streit aus. Bloß ein paar Sticheleien und gegrummelte Schimpfwörter schwirrten ab und zu im Raum herum. Doch zu unser aller Glück ließ sich niemand davon sonderlich reizen.

Gegen 10:00 Uhr ging unsere Reise dann endlich weiter. Ich saß wieder hinter dem Steuer und neben mir auf dem Beifahrersitz hockte Hoseok. Um keine unangenehme Stille im Wagen zu haben, hatte ich mal wieder das Radio eingeschaltet. Es dudelte leise Musik, zu der mein Nebenmann mit den Fingern trommelte. Vermutlich wollte er gerade am liebsten dazu tanzen, denn das hatte er damals auch schon gerne getan, doch er hielt sich gekonnt zurück.

Mit jedem Meter, dem wir Taehyung’s Heimatort Busan und demnach auch seinem Haus näher kamen, wurde ich allerdings unruhiger. Meine Hände fingen vor Aufregung an zu schwitzen und in meinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Einerseits wollte ich ihn wiedersehen und mit auf die Tour nehmen, andererseits hatte ich aber unheimliche Angst vor unserem zusammen treffen. Nach allem was zwischen uns vorgefallen war, würde unser wiedersehen sicherlich unangenehm werden. Uns verbanden so viele gute und schöne Erinnerungen, aber auch schlechte und traurige und ich glaubte sie würden alle auf einmal auf mich einschlagen, wenn ich Taehyung in seine haselnussbraunen Augen sehen würde.

Zudem war ich schon immer nah am Wasser gebaut und ich hatte das ungute Gefühl, dass ich einfach kläglich losheulen würde, wenn er vor mir stand. Und das wollte ich, wenn möglich, vermeiden. Er musste ja nicht wissen das ich immer noch mit unserer Trennung zu kämpfen hatte.

Mein Blick viel zu dem großen Fitnesscenter auf der rechten Straßenseite, welches mir nur allzu bekannt vorkam. Damals war ich fast jeden Tag daran vorbeigefahren, nur um mich mit Taehyung treffen zu können.
Sein Haus musste in mindestens Zehn Minuten auf der linken Seite einer kleinen Nebenstraße kommen.

In meinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus und schließlich überkam mich eine Welle an Panik, sodass ich das Lenkrad rechts herum riss und in die falsche Straße einbog.

„Was war das denn?“, kam es genervt aus der Essecke. „S-Sorry“, stotterte ich und fuhr einfach weiter, in der Hoffnung niemandem würde auffallen das wir zu früh abgebogen waren.
Ich wusste nicht Recht wieso, aber ich war definitiv nicht bereit Taehyung gegenüber zu stehen und somit versuchte ich alles, um die Zeit etwas heraus zu zögern.

Dumm nur, wenn man einen Schlaumeier wie Namjoon mit an Board hat.

Der Braunhaarige erschien plötzlich hinter mir und warf mit einer in Falten gelegten Stirn einen genauen Blick auf die Umgebung draußen.
„Wir sind hier falsch“, stellte er dann fest. „Was?“, haspelte ich gespielt unwissend.
„Du bist zu früh abgebogen. Ich kenne diese Gegend hier. Als ich die ersten Male zu Taehyung gefahren bin, bin ich auch immer hier abgebogen. Es hat ziemlich lange gebraucht, bis ich genau wusste wo ich hin muss“, erklärte er sich.
„Oh“, machte ich und fuhr augenblicklich etwas langsamer.
Es war das erste Mal, dass ich Namjoon am liebsten eine gescheuert hätte.

Ich drückte angespannt meinen Kiefer zusammen und suchte nach einem guten Platz, an dem ich den großen Wagen wenden konnte. Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis ich etwas passendes gefunden hatte. Somit blieb mir noch mehr Zeit, um mich auf das zusammentreffen mit Taehyung vorzubereiten.

Das zusammentreffen wird lustig hehe (͡° ͜ʖ ͡°)
Dieses Mal ist das Kapitel etwas länger und ich hoffe es hat euch gefallen. Das nächste kommt dann am Donnerstag :3

Hope // VKookWhere stories live. Discover now