10.

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Jungkook's PoV.:

Als ich die beiden Neuankömmlinge ins Wohnzimmer geführt hatte, entstand die nächste merkwürdige Situation. Hoseok und Yoongi musterten die zwei ausgiebig und drückten ihr Unwohlsein mit ein paar abschätzenden Mimiken aus. Namjoon warf bloß flüchtige Blicke auf jeden einzelnen und Seokjin schaute Gefühlskalt umher.

Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, wie dämlich diese Idee doch gewesen war. Wir könnten uns niemals wieder vertragen. Nicht, wenn sie sich alle nach einem Jahr so ansahen.

„Will vielleicht jemand etwas trinken?“, meine Stimme war nur ein einziges fiepen.

„Ich nehme ein Wasser“, meldete Hoseok sich als erster zu Wort. „Ich will ein Bier“, grummelte Seokjin. „Ich habe kein Bier“, merkte ich entschuldigend an. „Dann eben auch ein Wasser“, seufzte er aus.
Erwartungsvoll sah ich die anderen an, doch sie schüttelten mit dem Kopf.

Somit verließ ich das Wohnzimmer schnell, um nebenan in der Küche die beiden Bestellungen zuzubereiten.
Dort angekommen, seufzte ich jedoch erst einmal erleichtert aus. Die Jungs verbreiteten eine wirklich erdrückende Stimmung. Es war fast schon unmöglich in deren Anwesenheit normal zu atmen.

Völlig fertig mit den Nerven, fuhr ich mir durch mein Gesicht. Dann griff ich nach zwei Gläsern, füllte sie mit Wasser auf und ging zurück ins Wohnzimmer.

„Danke“, kam es freundlich von Hoseok, als ich sein Glas vor ihm abstellte. Seokjin bedankte sich hingegen nicht. Doch ich nahm es ihm nicht übel. Mir war bewusst, dass ihm allein schon dieses Treffen schwer viel.

„Wann kommt Taehyung eigentlich? Ich will endlich mal anfangen“, murrte Yoongi und blinzelte mich fragend an. „Er kommt heute nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß, „Für mich war es in der knappen Zeit unmöglich gewesen nach Busan zu fahren und ihn zu diesem Treffen einzuladen. Aber wir werden eine andere Chance haben, ihn mit zu nehmen“.
„Mit zu nehmen?“, hakte der blondhaarige verwirrt nach.

„Worum geht es denn jetzt überhaupt? Du meintest zu mir du würdest es erst sagen, wenn wir alle beieinander sitzen“, sprach Namjoon dazwischen.
„Ja...“, gab ich langgezogen von mir und nickte leicht mit dem Kopf. Die vielen Fragen hatten mich kurz außer Fassung gebracht und zugegeben hatte ich auch noch keinen Plan, wie ich die Jungs zu einer Reise nach Neungnam-gil animieren sollte, wenn sie nicht einmal wussten wieso. Der vermeintliche Jimin hatte mir schließlich gesagt, ich solle vorerst keinem von seiner Rückkehr erzählen. Nun musste ich mir also irgendetwas anderes glaubwürdiges einfallen lassen.

„Habt ihr in den kommenden Semesterferien schon was vor?“, fragte ich schließlich nach. Daraufhin erntete ich verwirrte und zeitgleich Ungläubige Blicke. „Fängst du gerade ein anderes Thema an, oder was wird das?“, brummte Yoongi mir zu. „N-Nein, ich meine das Ernst. Habt ihr etwas vor, oder nicht?“, wiederholte ich mich. „Kommt drauf an was du willst“, sagte Seokjin wahrheitsgemäß.

Ein erschöpftes seufzen verließ meine Kehle. Ich konnte nach wie vor nicht vernünftig mit den Jungs kommunizieren. Das war schon damals nach dem Streit so gewesen und es schien, als hätten sie sich seitdem kein Stückchen verändert.
„Ich will mit euch eine kleine Reise machen... Nach Neungnam-gil“, rückte ich dann mit der Wahrheit heraus.

„Und schon bin ich raus“, trällerte Seokjin, was mich ihn gequält ansehen ließ. „Ich auch, da habe ich keine Nerven zu“, meldete sich Yoongi zu Wort. „Leute, jetzt stellt euch mal nicht so an“, seufzte Namjoon aus und verschränkte etwas gekränkt die Arme ineinander. „Ich gehe doch nicht mit euch auf eine Reise nach Neungnam-gil!“, platzte es aus Seokjin raus. „Sag mal, merkst du nicht das Jungkook versucht uns wieder zusammen zu bringen?!“, fauchte Namjoon ihn daraufhin an.

Die Lautstärke seiner Stimme ließ mich erschrocken zusammen zucken und mir wurde bewusst, dass jetzt alles aus dem Ruder laufen würde, wenn ich nicht bald eingreifen würde.

„Das ist mir sowas von egal! Wir werden nie wieder so wie damals sein und das müsste jeder von euch auch wissen“ - „Wir könnten es wenigstens Versuchen...“, merkte Namjoon an. „Versuchen? Wozu? Damit am Ende noch jemand stirbt? Jimin hat mir gereicht...“, knurrte der Älteste.

„Da gebe ich Seokjin Recht. Was damals passiert ist war der größte Mist und egal wie sehr wir uns anstrengen werden, es wird nichts mehr so sein wie es einmal war. Erst recht, weil Jimin tot ist“, mischte Yoongi sich ein. „Jimin ist tot, ja, aber das heißt doch nicht das wir uns jetzt alle für immer hassen müssen“, sagte ich ernst.
„Sei du bloß leise, schließlich bist du an dem ganzen Scheiß Schuld“, knurrte Seokjin mich an. Seine Worte trafen meine Gefühle mit einem Schlag und sorgten dafür, dass mir Tränen in die Augen stiegen.

„Jetzt fängt er auch noch an zu flennen“, kopfschüttelnd wand er sich von mir ab. „Wenn du nicht gleich mal ein bisschen runter kommst, dann schlag ich dir wirklich eine rein“, keifte Namjoon ihn an. Der Älteste stand daraufhin auf und ging bedrohlich auf Namjoon zu. „Mach doch. Mach es genauso wie du es damals getan hast“, murrte er ihm zu. Ich konnte dem Schauspiel bloß mit verschwommener Sicht zusehen. Meine Arme und Beine schienen plötzlich taub zu sein.

„Jungs, regt euch ab“, hörte ich Hoseok zu meiner Erleichterung sprechen. Der schwarzhaarige ließ von Yoongi's Hand ab und stellte sich neben Namjoon und Seokjin, um die beiden vor jeglicher Gewalt abzuhalten.

„Halt du dich da raus“, Seokjin schubste ihn ein kleines Stückchen weg und widmete sich dann wieder Namjoon. Dieser war dem Älteren mittlerweile auch näher gekommen und hatte ihn an seinem Kragen gepackt.

„Was ist dir lieber? Der Kiefer oder die Nase? Oder doch das Auge?“, zischte er ihm zu. „Mir egal, mach doch wie du meinst. Mal schauen ob du es durchziehst“, grinste sein Gegenüber ihm provozierend entgegen.
Daraufhin holte Namjoon aus und ließ seine blanke Faust auf Seokjin's Auge donnern. Ein widerliches Geräusch erklang und der Älteste taumelte zurück, viel schließlich auf seinen eigenen Hintern.
Namjoon wollte schon ein zweites Mal auf ihn losgehen, doch Hoseok und meine weinerliche Stimme hielten ihn davon ab.

„Hört auf mit dem Scheiß!“, schrie ich, „Wir sind keine kleinen Kinder mehr, die sich wegen alles und jedem die Köpfe einschlagen und diskutieren müssen! Ich gebe zu, es ist meine Schuld das Jimin tot ist und es ist meine Schuld, dass ihr euch alle getrennt und nun Hass aufeinander habt. Es ist meine Schuld, dass ihr so geworden seid... Aber bitte lasst mich das wieder grade biegen! Es sind nur zwei Wochen, die wir unterwegs sein werden und es ist alles zu einem guten Zweck. Lasst es uns wenigstens probieren, bitte. Wenn es nicht klappt, dann ist das auch in Ordnung!“.

Völlig Verzweifelt sah ich in die perplexen Gesichtsausdrücke der anderen. In all den Jahren unserer Freundschaft und selbst während des großen Streites, hatten sie mich noch nie so sehr schreien sehen.

Zu meiner Verwunderung fühlte ich mich danach um einiges besser als vorher. All die lästigen Gedanken, die mir während der vorherigen Minuten durch den Kopf gekreist
waren, waren nun mit einmal Mal weg und ich konnte erleichtert durchatmen.

Das klingt weird, aber sowas zu schreiben macht irgendwie echt Spaß xD
Es wird noch so einiger Zickenkrieg auf euch zukommen (ღ˘ω˘ღ)

Hope // VKookWhere stories live. Discover now