Kapitel 4

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Mein ganzes Leben bestand darin von einem Gebäude auf die Welt hinab zu sehen. Nie hatte ich irgendwas erlebt. Ich war noch nie mit Freunden im Kino, was zum Teil daran lag dass ich keine Freunde hatte und dass wir ein Heimkino besaßen. Und natürlich dass ich keinen Fuß vor die prunkvollen Glastüren setzten durfte.

Manchmal komme ich mir vor, als würde ich nur in Selbstmitleid baden, aber mal ehrlich dass ganze ist doch scheiße. Ich sitze hier rum erledige meine unbedeutenden Aufgaben und lese Bücher. Nicht dass mein Leben nicht toll ist, ich habe all das was sich ein Mädchen in meinem Alter wünscht, aber es reicht nicht. Ich will mehr, was daher rührt dass die Geschichten in meinen Büchern so aufregend sind. Eine Party auf der ein ganz bestimmter Typ nicht die Augen von dir lassen kann oder ein Junge auf dem Schulhof, welcher Augenscheinlich ein totaler Badboy ist aber sich ganz plötzlich ändern kann. Und ich sitze hier hinter einer Glasscheibe wie ein Affe im Zoo, welchen ich natürlich auch noch nie in echt gesehen habe... aber genug mit meinem inneren Monolog.

"Mia kann ich kurz mit dir reden" es war mein Dad der an meine Zimmertür klopfte.

"Ja Dad komm rein" die Tür wurde geöffnet und mein Dad trat ein. Ich konnte einen Blick auf die breiten Schultern von Thomas erhaschen, welcher nach wie vor meine Tür bewachte. Braver Hund.

"Ich muss mir mal eben Thomas ausleihen" verkündete er und ich sah wie besagter einen Blick über die Schulter zu uns warf.

"Und wer beschützt mich dann? Ich könnte ja von King Kong entführt werden" gab ich scherzhaft zu bedenken. Thomas grinste breit und drehte schnell wieder den Blick nach vorn, bevor mein Vater Wind davon bekam.

"Womit habe ich nur eine Tochter mit so viel Humor verdient?" er schüttelte missbilligend den Kopf doch er lachte dabei.

"Keine Ahnung. Hast du schonmal was böses gemacht?" natürlich hatte er das.

"Ich stelle dir meine Leibwache, Viktor vor die Tür. Es wird nicht lange dauern." versprach er und wandte sich zum gehen.

"Folgen Sie mir!" befahl er Thomas und verschwand. Thomas setzte zum gehen an und ehe er auch aus meinem Sichtfeld trat, zwinkerte er mir nochmal verschwörerisch zu.

Ich frage mich ja wieso Dad das Risiko eingeht und Thomas abzieht, immerhin bin ich Viktor schon mehrmals davongelaufen und er hat es nichtmal bemerkt.

***

Auch diesmal bin ich vor Viktor geflohen, welcher in einer Tour mit einem Cliché von russichem Akzent über sein Leben ohne meinen Vater erzählte. Arschkriecher.

Ich genoss die kühle Nachtluft und blickte auf die kleinen Lichter, die wie Armeisen über den Asphalt hunderte Meter unter mir umherkrochen. Es war bestimmt schon Mitternacht und die Stadt erreichte ihren Höhepunkt. Aus einer Bar drang laute Musik, welche ab und zu von hupenden Autos übertönt wurde. Was würde ich dafür geben einmal in einer Bar tanzen zu gehen...

"Ich hab sie gefunden, es geht ihr gut." ertönte eine Stimme hinter mir. Ich wirbelte herum und sah Thomas auf mich zukommen der gerade sein Handy wieder in der Tasche verschwinden ließ.

"Du bist abgehauen?" fragte er grinsend und schlenderte zu mir an die Dachreling.

"Ja ich wollte mir nicht nochmehr von Viktors Anekdoten anhören"schulterzuckend sah ich zu ihm auf.

"Oder du hast mich einfach vermisst?" verschmitzt hob er die Brauen und grinste frech.

"Ich wiederhole mich nur zu gern. Bilde dir bloß nichts ein" stichelte ich.

Thomas musterte mich genau. Er biss sich auf die Unterlippe und verengte die Augen. Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns, welche nur von dem wilden Pfeifen des Windes gestört wurde. Dann öffnete er mit schnellen Fingern sein Jackett, streifte es ab und trat ein Stück näher zu mir. Zunächst sah er mich prüfend an, ob ich mich wehren würde aber dass war nicht meine Absicht.

Er legte es mir um die Schultern doch bevor ich die Arme in die warme Jacke schob entdeckte ich etwas verdächtiges an seinem Hals. Meine Hand schnellte hoch und berührte sanft seine kalte Haut, er blieb steif stehen und verharrte in seiner Bewegung.

"Was ist das Thomas?" fragte ich und strich mit dem Finger leicht über eine winzige Einstichstelle. Ich spürte seinen brennenden Blick auf mir, welcher mich zwang ihn zu erwidern.

"Dein Vater hat mir nur Blut abgenommen. Routine." er schluckte schwer und sein Blick wurde immer intensiver auch ich spürte wie sich in mir etwas regte.

"Routine, mh?" murmelte ich nachdenklich und ließ meine Hand sinken um dann in die Jacke zu schlüpfen.

Bloodlines//TBS✅Where stories live. Discover now