Kapitel 43

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Die Bilder jagten mich in meinen Albträumen, das verzerrte Gesicht des abgetrennten Kopfes. Der leblose Körper meines Vampirvaters und Nate der regungslos auf dem Boden lag. Immer wieder zuckten die Erinnerungen durch meine Gedanken und hinterließen Spuren auf mir. Ich schreckte auf. Verschwitzt und zitternd. Hektisch tastete ich nach der Dunkelheit und bekam ein Stück Stoff zu fassen, ich zog daran und wurde augenblicklich von gleißendem Licht geblendet.

Ehe ich mich versah befand ich mich auf einem knorrigem Holzboden wieder und hielt die Hand schützend vor meine Augen. Meine Glieder schmerzten, doch ich gab mein bestes mich an dem zerwühltem Bett hochzuziehen in dem ich eben noch lag.

Mit zusammengekniffenen Augen sah ich aus dem Fenster und sah das erste mal etwas anderes als den Ausblick aus meinem Apartment im Vampirgebäude. Ich erkannte Berge, Tannen und meterhohen Schnee. Ich war nicht in New York und ich war allein.

Panisch sah ich mich weiter um, das Zimmer schien eine Art Hotelzimmer zu sein es roch überall stark nach Holz und Flieder. Langsam ging ich auf das Fenster zu und mein Blick flog über die weite, freie Landschaft.

"Du bist wach" sprach jemand hinter mir, den ich sofort als Thomas erkannte. Ich wirbelte zu ihm herum und im Bruchteil einer Sekunde befand ich mich in seinen Armen. Er fühlte sich anders an. Nicht so kalt wie sonst.

"Was ist passiert? Wo sind wir? Wo ist Nate?" rasselte ich die Fragen herunter die mir im Kopf herumschwirrten. Thomas nahm mein Gesicht behutsam in seine Hände und strich mir sanft über die Wange. Wirklich nicht kalt.

"Wir sind ein paar Meilen hinter Reykjavik. Es ist alles okay. Und Nate ..." er stockte und ich bekam es mit der Panik zutun.

"Er wird es überleben. Er ist auf dem Weg nach Rio, ein Bekannter von mir wird sich um ihn kümmern und ihn sicher dort hinbringen." seine Stimme war sanft und beruhigend, doch noch immer schmerzte mein ganzer Körper und er schnürte mir langsam die Luft ab.

"Was ist passiert?" fragte ich und wollte mich von ihm losmachen doch ein grausamer Schmerz durchzuckte mich. Ich zog mein Shirt hoch bis ich die schmerzende Stelle freilegte. Meine Rippen leuchteten in allen Farben und es zogen sich dunkle Linien über sie hinweg.

"Es wird heilen. Mia es ist etwas geschehen was wir nicht aufhalten konnten..." fragen sah ich zu ihm auf. Er schien mit sich zu ringen die richtigen Worte zu finden und ich wurde immer ungeduldiger.

"Dein Vater er hat..."

"Er hat mich gebissen oder?" beendete ich den Gedankengang. Thomas nickte und alles brach über mich zusammen wie ein Kartenhaus. Ich würde mich verwandeln...

"Ich werde so wie du..."

"Nein dass muss nicht sein! Wir finden einen Weg es rückgängig zu machen und.." ich brachte ihn mit einem Kuss zum schweigen.

"Das war nicht negativ gemeint." sagte ich leise. Ihn schienen diese Worte zu quälen, doch er erwiderte nichts darauf. Auch ich beließ es dabei denn ich war mir bewusst wie sehr es ihm gegen den Strich ging.

"Ich habe dir mein Blut gegeben, doch die Heilung wird erst eine Wirkung zeigen wenn du kein menschliches ...Blut mehr in dir hast." die Worte waren seltsam, nie hätte ich gedacht so etwas zu hören.

"Ich habe also dein Blut in mir?" hakte ich nach. Jetzt wurde mir auch klar wieso ich nicht vor der Sonne zurückgewichen war... mein Blick glitt in den Sonnenstrahl, der das Zimmer erleuchtete. Wir standen in einer unberührten Ecke und ich musste schmunzeln.

"Ich will dir was zeigen." ich nahm seine Hand, die nicht wie sonst einen eisigen Schauer über meine Haut jagte.

Ich zog Thomas, der angemessen verwirrt dreinblickte zu dem Lichtschein, blieb kurz davor stehen und drehte mich zu ihm um.

"Mein Vater hat dir schreckliche Dinge angetan um etwas von dir zu bekommen, doch er hat es nicht ganz geschafft. Er hat dich nur verändert und so auch letztendlich mich." langsam machte ich einen Schritt zurück und wurde ruckartig von Thomas zurückgehalten. In seinen Augen konnte ich erkennen, dass er mich vor dem Schmerz bewahren wollte den die Sonne auslösen würde.

Ich lächelte nur, löste mich von ihm und wich nun ganz in den Sonnenschein. Es geschah nichts. Seine Augen weiteten sich und ich sah die Verwirrung darin. Ich musste grinsen, nahm erneut seine Hand und führte ihn ebenso in die Wärme der Sonne.

Erstaunt sah Thomas auf seine Hände und Arme, die ganz dem Licht ausgesetzt waren. Jahre lang lebte er im dunkeln und war es gewohnt ein Schatten der Nacht zu sein. Das erste mal sah ich in ihm etwas das ich zuvor noch nie gesehen hatte. Ich konnte es nicht genau beschreiben, doch ich wusste dass etwas tief in ihm sich veränderte. Er begann zu lächeln und strahlte förmlich.

Seine Lippen fanden meine, ich spürte seine Haut auf meiner und sie fühlte sich unglaublich vertraut an. Kein Temperaturunterschied zwischen uns. Nun jagten warme, angenehme Schauer durch meinen Körper und ich presste mich nur noch mehr an ihn.

Nun konnten wir wirklich zusammen sein. Es gab keine Unterscheide. Keine Gefahr dass er die Kontrolle verlor. Und nichts was uns aufhalten konnte glücklich zu werden.


Ende.

Bloodlines//TBS✅Where stories live. Discover now