Kapitel 6

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,,Hier ist der Auszug vom letzten Protokoll der Marketingsitzung, Herr Pann. Kann ich sonst noch was für sie tun?"

Bevor er mir antwortete begutachtete er den Auszug vom Protokoll und überflog die einzelnen Punkte. Die Sitzung hatte ohne ihn stattgefunden da er an diesem Tag krank gewesen war weshalb er sich nochmal auf den neusten Stand bringen musste für die Sitzung die in knapp zwei Stunden statt finden würde.

,,Ja gerne die Akten mit dem grünen Siegel könnten sie auflösen und die herausgenommen Blätter unten ins Archiv bringen. Die leeren Ordner stellen sie dann bitte in die Kiste unter das Regal. Wenn irgendetwas sein sollte können sie Herr Ludwig im Büro nebenan fragen."

Ich nickte mit einem freundlichen Lächeln und Herr Pann verließ sein Büro. Somit war ich alleine und konnte mich in Ruhe auf die Arbeit konzentrieren.

So schnell wie es mit diesen Mörderschuhen ging lief ich zur Aktenansammlung in den hinteren Teil des Raumes. Sie waren mehr oder weniger lieblos in das dafür vorgesehene Regal reingeworfen worden. Weswegen ich nach den markierten suchen durfte. Innerhalb von fünf Minuten befand sich ein Hüfthoher Stapel auf dem Boden und die Tendenz war steigend da ich noch drei Fächer vor mir hatte. Nach geschlagenen zehn Minuten hatte ich alle grün markierten Akten rausgefischt und auf den Boden neben mir gelegt. Nun musste ich nur noch die Papiere ausheften und nach unten ins Archiv bringen.

Langsam ließ ich mich auf Herr Panns Schreibtischstuhl nieder und nahm mir die erste Akte zur Hand. Doch nach kurzer Zeit bemerkte ich das ich sie niemals einzeln nach unten ins Archiv bringen konnte weshalb ich sie auf einen Schlag bündeln musste.

Ich griff nach einer Klappkiste und legte dort die dicken Papierstapel rein. Schnell hatte ich zwei von diesen Kisten randvoll gefüllt und versuchte eine von ihnen hochzuwuchten doch wer hätte es gedacht sie waren viel zu schwer weshalb ich sie stöhned wieder auf den Tisch krachen ließ.

Plötzlich öffnete sich die Tür zu Herr Panns Büro was mich vor Schreck zusammen zucken ließ.

,,Herr Pann wir bräu...-"
Verdutzt sah ich nun in die verstörten Gesichter von Noah und Marek.

,,Alter ihr habt mich zu Tode erschreckt. Was wollt ihr beide hier?"

Die Beiden schenkten mir einen entschuldigenden Blick bevor Marek auf mich zu kam und mich in seine starken Arme zog.
,,Tut uns leid, Barbie, aber wir sollten eine Akte von Herr Pann zu Frau Jakubizek bringen. Wo ist der Typ wenn man ihn mal braucht?"

Als Antwort konnte ich ihm nur ein Schulterzucken geben. Schließlich hat Herr Pann mir nicht gesagt wohin ihn seine kurzen Beine tragen würden. Er war nicht verpflichtet sich bei mir abzumelden.

,,Was machst du eigentlich gerade wenn mein Kumpel nicht hier ist?" Fragte Noah an mich gewandt und stütze währenddessen seine Hände an Herr Panns Schreibtisch ab.

,,Arbeiten." Meinte ich monoton und sah dabei auf die zwei randvollen Klappkisten.
Was hatte ich mir dabei nur gedacht die so voll zu packen? Hat mein Gehirn sich schon auf standby geschaltet, oder was?

Nachdem ich einen leisen Seufzer ausgestoßen hatte griff ich nach den Henkeln der anderen Kiste die nicht so voll war wie die Andere und versuchte diese irgendwie hoch zu heben. Doch Marek hielt mich auf.

,,Lass die bloß stehen! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Die sind viel zu schwer für dich."

Noah nickte nur bekräftigtend und griff nach der Kiste die ich gerade eben noch irgendwie tragen wollte. Marek nahm sich die andere damit ich auf keine dummen Gedanken mehr kam.

,,Wo sollen die hin?" Fragte Marek und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

,,Ins Archiv." Antwortete ich flüsternd.

Um ins Archiv zu kommen musste man mit dem Aufzug ins Erdgeschoss fahren und danach zu Fuß in den Keller latschen. Jede Firma hatte dort ihr eigenes Archiv wo vielleicht noch wichtige Unterlagen für ein paar Jahre gelagert wurden bevor sie endgültig an Wert für die jeweiligen Firmen verloren und dem Reißwolf zum Opfer fielen.

,,Das wird lustig." Meinte Noah dem augenscheinlich fast die Arme abfielen.

Zu dritt verließen wir Herr Panns Büro, schlossen hinter uns die Tür und machten uns auf den Weg zu einem der Aufzüge.

Sie waren nicht weit entfernt, aber als ich die Jungs sah taten sie mir abgrundtief leid. Marek sah man an das er den Kasten nicht als schwer empfand. Schließlich hatte ich ja schon mehrmals in seinen Armen gelegen und ich war ungefähr um 75% schwerer als dieser abgefuckte Kasten. Aber bei Noah war ich mir nicht wirklich sicher wie viel er tragen konnte. Man erkannte ja schon an der Statur, dass Noah nicht genauso viel wie sein bester Kumpel schleppen konnte denn so oft wie Marek trainierte er nicht.

Im Fahrstuhl lehnte sich Marek relaxt gegen eine der Wände während Noah die Kiste auf einer der im Fahrstuhl befestigten Stangen abstellte und sich mit seinem Becken leicht dagegen lehnte damit sie nicht runterkrachte.

,,Seit wann ist Papier so abgefuckt schwer? Haben die da Beton mit reingearbeitet oder was?" Meckerte Noah was Marek nur Lachen ließ.

,,Wir sollten mehr zusammen trainieren sonst wirst du immer so ein Stock mit ein paar Muskeln bleiben."

Sein Kumpel schenkte ihm nur seinen Mittelfinger was mich schmunzeln ließ. Die Beiden sind zusammen wirklich unbezahlbar. Manchmal würden sie sich am liebsten gegenseitig die Köpfe einschlagen doch in Wirklichkeit sind sie froh einander zu haben. Sie erinnerten mich deshalb öfters an Jace und Lukas. Die zogen so einen Blödsinn auch fast jeden Tag ab nur um dem Anderen den letzten Nerv zu rauben.

Das typische 'Bling' des Aufzuges signalisierte uns das wir nun unten angekommen waren weswegen sich die schweren Türen öffneten und wir hinaustraten. Mit einem kurzen Kopfnicken begrüßten wir die Personen die vor dem Fahrstuhl gewartet hatten. Unteranderem trafen wir auch auf Herr Pann welcher uns nur überrascht ansah.

,,Frau Greece dürfte ich fragen was das werden soll wenn es fertig ist?"
Er lächelte mich etwas verstört an und sah zwischen uns drein immer wieder hin und her.

,,Die Beiden helfen mir, Herr Pann. Ungeschickter weise habe ich die beiden Kisten zu voll gepackt weshalb ich sie nicht mehr tragen konnte."

Nun nickte er und grinste Noah einmal übertrieben freundlich an.
,,Das ist wirklich nett von euch beiden. Schön zu sehen das die heutige Zeit auch noch Gentleman's zu bieten hat."

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now