Kapitel 25

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Feuchte Augen waren der Beweis für alles was ich für ihn fühlte dachte ich mir als ich wieder seine Hand fest in meiner hielt. Schlecht wurde mir bei dem Anblick der künstlichen Beatmung. Wie schrecklich musste das sein nicht die Kontrolle über seinen eigenen Körper zu haben? Wie lange würde dieser Zustand nur noch anhalten. Wann wäre er nur wieder der Marek in den ich mich verliebt hatte?

Langsam und sanft strich ich über seinen Handrücken in der Hoffnung, dass er es spüren würde. Ununterbrochen wollte ich bei ihm sein obwohl mir bewusst war das es nicht möglich war. Zu viele Faktoren ließen es einfach nicht zu ob es nun Stella war oder einfach nur die Ausbildung spielte keine Rolle denn es war mir unmöglich Tage und Nächte an seiner Seite zu verbringen.

Alleine schon der Gedanke daran , dass Noah vor seinem Zimmer mit Stella auf mich wartete zeigte doch wie schwer es mir eigentlich gemacht wurde bei ihm zu sein. Oder der Fakt, dass es die Intensivstation war machte es mir unmöglich bei ihm zu bleiben. Es herrschten strenge Besuchszeiten an die auch ich mich zu halten hatte. Selbst wenn ich bei ihm bleiben wollte es ging nicht. Es durfte nicht sein.

Ein aufgezwungenes Lächeln zierte meine Lippen nur für den Gedanken dass ich gerade seine Hand in meiner hielt. Wie gerne ich das auch sonst machen würde aber sein Herz gehörte bereits jemandem der nicht ich war womit es mir nicht erlaubt war diesen Platz einzunehmen. Wahrscheinlich war es sogar verboten überhaupt daran zu denken. Ich wollte, dass es ihm gut ging und das er glücklich wird mit dem was er hat und mit dem was kommt. Es blieb mir also nichts anderes übrig als es einfach so hinzunehmen wie es war. Ich konnte seine Gefühle nicht manipulieren auch wenn ich es gerne würde. Gerne würde ich in dem Gedanken einschlafen dass wir die gleichen Gefühle für einander hegen doch dies wird nie passieren. Er träumte bestimmt schon von seiner gemeinsam Zukunft mit ihr. Da passte die anhängliche Ex-Geliebte einfach nicht rein. Meine Zeit war vorbei.

Betrübt stand ich auf und sah nochmal in das zerkratzte Gesicht von ihm. Es war das Gesicht wegen dem ich Nacht um Nacht Tränen der Liebe vergoss. Mit dem ich schlussendlich einschlief und was mich in meinen Träumen verfolgte. Ein Leben ohne ihn undenkbar. Trotzdem musste ich loslassen Abschied nehmen und versuchen von ihm los zu kommen. Nicht Tastbar eine Lösung für mich. Der Traum ihn nicht gehen lassen zu müssen so groß. Doch die Realität so grausam schmerzhaft dass sie mein Herz beinahe in tausende Stücke zerriss.

Es gab keinen Menschen welchen ihn verdient hatte. Jeder der seine Aufmerksamkeit bekam sollte sich geehrt fühlen und jeder der nur ein Wort mit ihm wechseln durfte sollte Lächeln.

Nun sollte ich lächeln aber ich konnte nicht. Mein Gesicht wie eingefroren meine Finger wie Jahrtausend alte Gletscher. Unwohlsein überkam mich als seine Hand meiner entglitt und so leblos auf der Decke neben seinem Körper lag. War überhaupt noch leben in ihm. Eine Kraft ein Wille was ihn wieder zu dem machen würde wer er mal war? Zu dem Marek Archer der mein Herz unbewusst in seinen Händen hielt und es zu zerquetschten versuchte. Er wusste nichts von meinen Tränen von meinem Träumen von meinen Wünschen von meinen Gefühlen. Er wusste nichts und das tat weh. Den Mut aufzubringen es ihm zu sagen nicht in Reichweite. Der Tag an dem wir zusammen finden würden nicht in Sicht. Der Tag an dem wir uns das erste mal küssen würden noch weiter draußen als der abgelegenste Stern des Sonnensystems.

So kalt wie geforenes Eis lief mir die Träne auf meinen aufgeheizten Wangen herab. Um weitere Tränen zu vermeiden kniff ich fest meine Augen zusammen. Ihn Aufgeben war bis jetzt nie eine Option gewesen doch vielleicht sollte ich sie nun in Betracht ziehen. Vielleicht war es das Beste für alle. Marek konnte mit der Frau zusammenkommen die er nun liebte und ich würde versuchen müssen ihn aus meinem Kopf zu jagen. Einfacher gesagt als getan. Wie sollte ich ihn aus meinem Leben denken. Zumindest sollte ich versuchen diese Gedanken in seiner Gegenwart loszuwerden. Irgendwann würden sie mir noch den Kopf kosten da war ich mir sicher. Ich durfte seiner Liebe nicht im Wege stehen auch wenn ich zu gerne die Frau an seiner Seite wäre. Marek hatte das Recht darauf glücklich zu sein.

Zerstört durch diese Feststellung ergriff ich schon fast die Flucht. Die Luft die durch diese Gedanken eingenommen wurde drohte mir meine Kehle zu zuschnüren. Es fühlte sich so falsch an das dieser Gedanke ihn aufzugeben der Richtige sein sollte. Ohne ihn war ein Leben doch gar nicht mehr möglich.

Mit immer noch glasigen Augen zog ich die Tür wieder zu und blickte Noah direkt in seine Augen. Sie waren wieder so ehrlich und spiegelten etwas wieder was es einem so einfach machte ihm zu vertrauen. Er versuchte sich ein Lächeln aufzuzwingen mir zu liebe aber scheiterte. Wir wussten beide was hier gerade passierte. Jede Minute die er in diesem künstlichen Koma lag war für uns die reinste Folter. Wir wussten noch nicht mal was für Folgen der Unfall hatte.

,,Komm her." Meinte er.
Er streckte seine Arme nach mir aus.

An seinem Gesicht erkannte man dass auch er mit sich kämpfen musste. Das alles war eine Ausnahmesituation für uns drei. Anders konnte man es gar nicht beschreiben. Alleine schon das Gefühl auf der Arbeit, dass er nicht im gleichen Gebäude war und auch sonst nicht in der Nähe hinterließ zwei betrübte Personen. Noah hatte ich so noch nie erlebt er lächelte kaum noch war immer in Gedanken. Es belastete ihn immer noch. Er dachte immer noch dass er schuldig wäre an dem ganzen hier. Selbst wenn er es mir nicht sagte ich bemerkte es an seinem Ausdruck. Etwas belastete ihn schwer. Diese Sache hier belastete ihn schwer.

Von etwas weiter weg hörte ich gedämpft Stellas Stimme wie sie mit jemandem sprach. Sie klang so fröhlich kein bisschen traurig. Sie hatte eine Ablenkung etwas was sie für ein paar Minuten aus diesem Loch rausholte in dem sie sich befand.

Marek würde nicht wollen, dass sie dauerhaft so traurig gestimmt ist. Er wollte sie lächeln sehen. Genauso wie er mich immer Lächeln sehen wollte.

In den vergangenen sechs Monaten da war er so ernst, fürsorglich und liebevoll. Selbst wenn ich ihn mitten in der Nacht anrief war er da für mich da. Kein bisschen genervt. Er hatte sich für mich interessiert. Mir geholfen und mich wieder zum Lachen gebracht. Wie sehr ich mir diese Zeit zurück wünschte. In der er so für mich da war. Keine weitere Person gab mir so das Gefühl etwas besonderes zu sein. Bei Marek da war alles so anders. Alles schien so leicht und grenzenlos zu sein. Ich war bei ihm wie in einer anderen Welt. Es schien bei ihm immer alles so klar. Die Worte die er sprach klangen so als ob er sie sich schon lange vorher
zurecht gelegt hatte. Als ob alles schon geplant war trotzdem war er so spontan wie sonst niemand. Er hatte so viele Seiten die ihn einzigartig machten doch er schien sie nicht zu kennen.

Obwohl ich so in Gedanken versunken war bekam ich mit wie Stella um die Ecke kam und Noah und mich in dieser Pose erblickte.

Mein Gesicht zu ihr gedreht und dennoch in seinem Pulli vergraben. Meine Augen mittlerweile wieder trocken doch die schwarzen Ränder auf meinen Wangen zeigten wie viele Tränen ich vergossen hatte. Alleine schon der Gesichtsausdruck von ihr deutete an was für Dimensionen zwischen meinem sonstigen ich und dem da gebotenen liegen mussten.

Perplex kam sie auf uns zu sah mich und Noah an und gesellte sich kurz darauf in unsere Umarmung. Sie war so liebenswert, dass es schon fast weh tat. Wie gerne ich sie als kleine Schwester hätte.

,,Warum weinst du Maddie?"

In mir kam die Frage auf wie man einem Kind das Wort "Liebe" erklären sollte. Sie kannte es bestimmt, oder?
Sie hatte es schon häufig verwendet wahrscheinlich wusste sie in diesem Alter nur noch nicht wie sich richtige Liebe anfühlte. Irgendwann würde sie es aber spüren. Sie wird sicher mit spätestens 16 ihren ersten richtigen Freund haben.

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now