Kapitel 39

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Unsanft riss ich meine Augen auf als mir die Sonne plötzlich ins Gesicht schien und das Quitschen des Rolladens mir den letzten Nerv raubte. Ich sah sie da stehen ihre Augen durchdringend auf mich gerichtet.

,,Maddie, Arsch aus dem Bett du gehst zur Arbeit.", übergab sie mir das Urteil bei dem ich nicht zu Wiedersprechen hatte. Für sie stand es fest, dass ich zur Arbeit gehen sollte, egal ob ich wollte oder nicht.

,,Nein, das geht nicht. Ich kann da nicht hin.", protestierte ich trotzdem. Was sollte ich denn da? Sollte ich Marek wieder ins Gesicht sehen und so tun als ob nichts wäre? Wir hatten uns fast geküsst und danach kein Wort miteinader gewechselt, da ich mich selbst in meinem Zimmer veschantzt habe, da ich Angst hatte vor dem was folgen würde. Jeglicher Kontankt war abgebrochen, nicht mal mehr geschrieben haben wir uns, also was sollte ich da wenn er mich nicht zu vermissen scheinte?

,,Und warum geht das angeblich nicht, Maddie? Weil Marek da ist oder was?"

Meine Gesichtszüge entglitten mir schlagartig.                                                                 ,,Mama, woher weißt du das?" War es wirklich so auffällig das dieser Junge mich um den Verstand brachte, obwohl er so weit von mir entfernt war? War ich wirklich so einfach zu lesen für sie? Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben, da sie immer noch bedrohlich mit dem vollen Wäschekorb am Fenster stand und ich wusste, dass diese gerade frisch aus der Maschine kam.

,,Ich wusste es nicht, war geraten, aber so oft wie du in letzter Zeit auf dein Handy starrst konnte das nur wegen einem Mann sein."

Ich nickte und sah ihr dabei zu wie sie den Korb voller Wäsche einmal auf den Boden kippte, damit ich den Berg an Wäsche nach der Arbeit wieder in meinen Schrank räumte.

,,Also Maddie was ist das jetzt, dass du wegen ihm nicht zur Arbeit willst?"

,,Das ist kompliziert."

,,Also kein Grund Zuhause zu bleiben, schön." Sie sah mich mit diesem typischen durchbohrenden Blick an, manchmal glaubte ich wirklich sie könnte bis in meine Seele sehen und genau erkennen was es war, was mir den Verstand raubte. Ich wusste, dass sie einigermaßen verstand was ich meinte, auch wenn ich kein Wort darüber verlor. Ich wusste selbst nicht wieso, aber mir fehlte die Kraft dazu ihr es zu erklären,  alleine schon da es sich selbst für mich in meinem Kopf kindisch anhörte was wir hier gerade machten. Kontaktabbruch wegen einem fast Kuss mit entsprechender selbst auferlegten Isolation. Wie sollte es sich also für sie anhören, wenn es mir schon wie eine Szene eines schlecht geplaten Films vorkam? Für sie musste es doch totaler Unsinn sein und das alles nur, weil man sich davor scheute seinem Problem in die Augen zu sehen.

Mit ihrem durchbohrenden, mahnenden Blick verließ sie das Zimmer und erwartete von mir, dass ich mich nun wirklich fertig machte für die Arbeit, da so eine Art Problem kein Grund war Zuhause zu bleiben und sich vor den Blicken zu schützen. Vor den Blicken die mich wahrscheinlich vernichten könnten. Natürlich hatte sie recht, irgendwann musste ich wieder zur Arbeit gehen. Ich konnte mich nicht ewig vor alldem verstecken und hoffen es würde in Vergessenheit geraten. Mir war bewusst gewesen, von vorne rein, dass ich mich nicht auf ewig von ihm fernhalten kann, aber das der Tag an dem wir uns wieder gegenüber stehen, so früh kommen musste, hatte ich nicht erwartet. Immer noch überzeugt davon, dass es eine riesige Schnappsidee von ihr war, machte ich mich trotzdem fertig, denn mir fehlten die Nerven dazu mich mit Elena anzulegen, denn im Härtefall würde sie mich mit bloßen Händen zur Arbeit zerren, denn wenn sie einmal einen Beschluss traff, galt dieser egal ob man dafür oder dagegen war.

Obwohl ich völlig kaputt und ausgelaugt war und mein Kopf vor Gedanken an Marek fast platzte, schaffte ich es mehr oder weniger mich allgemein auf einen akzeptaplen Zustand zu bringen, die Haare die schon am Ansatz zu fetten begangen, waren streng nach hinten gebunden damit man nicht auf den ersten Blick bemerkte, dass sie eigentlich einen Waschgang benötigten. Mein Gesicht mit einer dünnen Schicht von Make-up bedeckt, ein wenig konturiert einzig und allein um von den Augenringen abzulenken die ich nun schon seit Tagen mit mir rumschleppte, die Augenbrauen noch ein wenig ausgefüllt um die einzelnen Lücken verschwinden zu lassen, die Lippen rot bemalt um einen Kontrast zu meinen stechend grünen Augen und dem blassem Gesicht zu kreieren. Den Rest meines Körpers in eine Weite Hose und eine noch weitere Bluse gesteckt um den Schein der angehenden Buissnessfrau aufrecht zu erhalten. In Wirklichkeit plagten mich schlaflose Nächte, einer voller Kopf der bald zu platzen drohte und die Appetitlosigkeit die dazu führte, dass ich tagelang kaum was zu mir nahm, was man meinem sowieso schon knochigem Gesicht allzu gut ansah. Im Endeffekt sah ich krank aus, völlig fertig und daran konnte auch die Schminke in meinem Gesicht nichts ändern. Verzweifelt griff ich nach meiner Tasche, welche in der Ecke schon einstaubte und nahm die Treppen runter in den Flur des Hauses wo Elena auf mich wartete.

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now