Kapitel 35

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Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand."
~ Blaise Pascal


,,Lass mich los, bitte!", schrie ich mir aus meiner Kehle.

Die Situation spitze sich als mehr zu. Meine Kraft und damit meine Chancen gingen dem Ende entgegen und spielten damit Damian direkt in die Karten, die er sich wirklich perfekt gemischt hatte.

Ich zweifelte daran, dass das hier alles ein Zufall war. Das er ausgerechnet dann kam wo er nichts mehr befürchten musste, kam mir ein wenig Paradox vor, aber um mir darum Gedanken zu machen, fehlte mir die Zeit.

Damian drückte mich immer fester auf den riesigen Schreibstisch der von hunderten Blättern übersät war. Als fester und einschneidender wurden seine Griffe und die damit reflektierenden Erinnerungen. Immer öfter fanden seine Hände den Weg über meinen Körper. Wie eine zerstörische Wand befand sich sein Körper zwischen meinen Schenkeln. Immer öfter ließ er seine heißen Finger über meine nackte Haut fahren, immer größer wurde dieses bestialische Lächeln in seinem Gesicht. Für ihn war es Genugtuung mich so hilflos und mittlerweile absolut wehrlos unter sich vorzufinden. Für ihn schien ein Traum in Erfüllung zu gehen.

Heiße Tränen entwichen aus meinen Augen und brandmarkten meine Haut. Mein ganzer Körper stand in Flammen und ließ mich vor Schmerzen aufschreien.

Ich spürte seine Lippen so intensiv als sie sich ganz vorsichtig von meinem Kiefer aus, über meinen Hals weiter nach unten begaben und seine Hände wie sie das Spiel als ungewollte Hintergrundmusik begleiteten.

Wie er jeden verdammten Zentimeter meines Körpers so verschmutzte wie nur er es jemals wagte. Es war das alte Spiel von Verlangen und unkontrollierter Dominanz. Einzig und allein gekränkter Stolz und nicht vorhandene Ehre trieben ihn dazu sich ein Opfer zu suchen das es nicht mit ihm aufnehmen konnte. Es sollte leicht machbar und völlig gefühlslos sein. Alles ganz unkonventionell und einmalig und doch so zerstörerisch und langwierig im Nachgeschmack für das auserkorene Opfer.

In immer kürzeren Abständen rollte Träne um Träne aus meinen Augenwinkeln. Immer wieder stießen Schreie aus meinen Mund, die von einem erbärmlichen Wimmern erstickt wurden. Es war ein Haufen von Hilflosigkeit der mir das Atmen erschwerte. Eine Wand aus Wut und Enttäuschung umschloss das Gefühl wieder mal nur scham- und charakterlos benutzt zu werden. Es war das schlimmste Gefühl das mich in meinem Leben heimsuchte. Ich war wieder einem Mann unterlegen, musste zusehen wie er sich das nehmen konnte was er wollte ohne groß was verändern zu können. Das Einzige was ich konnte war es dies zu akzeptieren, denn es war aussichtslos.
Damian hatte gewonnen.

Erneut entschied sich eine Träne meinen Augenwinkel zu verlassen, während ich mittlerweile völlig gefühlslos, kalt und angeekelt an die Decke starrte. Im Moment wollte ich einfach nur unter diesen widerlichen Pranken sterben. Das Gefühl bei lebendigem Leibe aufgespießt und damit gequält zu werden, wollte ich nicht noch einmal in meinem Leben fühlen müssen.

Mit einer so ungewohnten Zärtlichkeit, die aber leider keine friedliebende Absicht mit sich zog, strich er mir die Träne weg die sich in meine Haut reinritzte.

,,Du musst nicht weinen, Angel. Wir passen schon auf dich auf." Mit diesem schmierigen Lächeln sah er an sich herab ehe er erneut zu mir sah und seinen Blick über meinen Körper wandern ließ.
,,Wenn du wüsstest wie lange wir auf den Tag gewartet haben."

Ich vernahm ihn ganz nah an mir, viel näher als mir lieb war und trotzdem war mein Körper wie gelehmt. Ich lag unter ihm wie eine verurteilte Mörderin die auf ihre Hinrichtung wartete. Kein Zucken, kein Zittern. Nichts. Nicht mal mehr ein Wimmern gab ich von mir. Ich wartete einfach nur auf meinen seelischen Tod. Auf das was nun nur noch ein paar Sekunden entfernt war.

Ergeben schlossen sich meine Augen. Die Welt um mich herum versuchte ich auszublenden, einfach nicht mehr wahrzunehmen. Doch bevor ich daran irgendwie glaubte, wurden endlich meine Schreie erhört.

Damian entfernte sich vor Schreck ein Stück von mir. Doch dann formte er seinen Mund zu seinem typischen Lächeln und sah die Person an die seinen Plan durchkreuzte.

Ich traute mich endlich zur Tür zu sehen und konnte durch den Tränenfilm die Person erkennen die, die Macht besaß mich mit den kleinsten Sätzen zu verletzen.

,,Hast du Lust mitzuspielen, Marek?"

,,Ich teile ungerne, vor allem keine Frau."

Beim nächsten Wimpernschlag standen sich die Zwei schon gegenüber, während ich meinen Körper wieder bedeckte. Im Moment konnte ich nur ahnen was geschieht.

Da Marek weit entfernt von seiner alten Kraft war und Damian völlig ausgeruht und bei Kräften war, sah es schlecht für Marek aus. Hatte er überhaupt eine Chance gegen ihn? Er würde sich doch nicht wirklich in diesem Zustand mit ihm wegen mir Prügeln? Er konnte doch nicht so verrückt sein und seine Gesundheit wegen mir aufs Spiel setzen.

,,Was willst du, Marek?"

Marek packte ihn am Kragen seines halb aufgeknöpften Hemdes.
,,Bist du dir sicher dass du das wissen willst?"

Damian kam gar nicht mehr dazu zu antworten oder geschweige denn sein hässliches Lächeln aufzusetzen, da Marek ihm bereits seine Faust als eigene Antwort in seinen Kiefer rammte und wenn ich mich nicht ganz täuschte, hörte ich ein recht lautes Knacken.

Leider war es nun nicht zu Ende, denn Damian kam erst gar nicht auf die Idee es auf sich sitzen zu lassen. Ich hatte mir gewünscht, dass er nichts abkriegt, das er aus der Situation heil rauskommt aber dieser Wunsch war weit von dem realen Dasein entfernt. Damians Schläge saßen genauso wie die, die von Marek ausgingen und ich, ich stand nur da völlig eingefroren  und beobachtete diese schon längst eskalierte Schlägerei völlig aufgebracht, aber beließ sie bis jetzt unkommentiert.

Ich sah in diese vor Wut lodernten Augen, die von Schmerzen ertränkt wurden. Er hatte Probleme aber seine Emotionen trieben ihn dazu weiter zu machen. Er würde nicht aufgeben ehe er Damian bluten sieht.

,,Marek hör auf!", kam plötzlich aus meiner Kehle.
Doch die Beiden schienen gar nicht dran zu denken. Sie gerieten nur noch mehr in Rage und ich wusste, dass ich die Zwei nicht auseinander bringen konnte und all die, die  es vielleicht könnten, waren nicht hier. Nun blieb doch nur noch abwarten und hoffen, dass ihm nicht allzu viel zustößt, denn unverletzt kam er hier schon längst nicht mehr raus.

Sie begaben sich immer mehr Richtung Tür und in der nächsten Sekunde lag Damian draußen auf dem Flur. Es war der Moment wo man erkannte, dass Damian begriff, dass er verloren hat. Marek hat ihn geschlagen obwohl er dazu kaum fähig war.

Doch nun sah man die Auswirkungen die dieser Zwischenfall mit sich brachte, während Damian sich entfernte, konnte sich Marek kaum noch auf den Beinen halten.

Mir kamen die Tränen als ich in sein blutverschmiertes Gesicht blickte. Die Sorgen um ihn stiegen ins unermessliche. Er hatte wieder für mich Kopf und Kragen riskiert um jetzt völlig kraftlos als Sieger vom Platz zu gehen.

,,Marek...", ich musste feststellen wie mir die Worte fehlten. Ich fand keinen Ausdruck dafür wie dankbar und sauer ich in diesem Moment war. Doch all das vergaß ich wieder als ich direkt vor ihm stand und zu sehen musste wie er vor meinen Augen, in meinen Armen, zusammensackte. 

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now