Kapitel 34

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,,Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht."
~Christian Morgenstern

Panisch griff ich nach diesen Händen die meine Taille umschlungen. Ich wollte sie nicht auf mir spüren, seinen heißen Atem an meinem Hals wahrnehmen. Ich wollte nicht, dass er sich von Sekunde zu Sekunde mehr Kontrolle an sich riss. Ich wollte mich nie wieder demütigen lassen, nie wieder unterwerfen nur weil ich eine Frau war.
Die Zeiten waren vorbei wo die Frau keinen eigenen Willen verfügte und alles zu tun hatte was ihr Mann wollte, darüber hinaus war er nicht mal mein Mann und selbst wenn er es wäre, hätte er das Recht nicht mehr auf seiner Seite.
Dennoch versuchte ich immer panischer, immer hektischer seinen Griff um meinen Körper zu lösen. Ich wollte mich nicht geschlagen geben, wenn ich noch die Kraft und den Willen hatte mich aus seinen Fängen zu befreien. Er sollte merken, dass ich kein lebendes Spielzeug mehr war. Mein Vater hatte mir einst mein Gesicht genommen, doch ganz besondere Menschen haben es mir auf ihre Weise zurück geholt. Ich wollte wieder mein altes Leben zurück ohne Angst, selbst wenn es teilweise große Rückschläge gab, haben die vier mich immer wieder aufgebaut. Sie waren da wenn ich sie brauchte und ich glaubte auch jetzt fest daran, dass einer von ihnen sein Vorhaben sprengen würde und bis dahin war es meine Aufgabe mein neues Gesicht zu bewahren. Um das zu kämpfen was mir die vier einst wieder zurückgaben.

,,Oh, will meine Angel etwa spielen? Da kannst du dich ja glücklich schätzen, dass mich solche Spiele genauso antournen wie dich."

Meine Augen weiteten sich. Niemals hätte ich zu glauben vemagt, dass er genauso ein Schwein ist wie mein Vater. Ich hatte einst geglaubt hinter diesen stechenden Augen würde sich ein guter Mensch befinden, doch dabei war er genauso kalt und rücksichtslos wie mein Erzeuger.

,,Du bist ein ekelhafter Sadist wenn du das hier durchziehst.", quetschte ich zwischen zusammengedrückten Zähnen hervor, während ich kräftig an seinen Händen zog und mich zu bewegen begann wie eine Furie.
Eins wusste ich er war für mich gestorben.

Trotz meiner Bemühungen änderte sich wenig an alldem. Ich musste einsehen, dass es keinen Sinn machte. Er war stärker als ich. Verhindern konnte ich mit meinen mickrigen Händen nichts mehr. Ich konnte es höchstens nur noch herauszögern. Ich war schon immer zu schwach gewesen um mich aus diesen Fesseln der Qualen zu befreien. Es war ein einziger Teufelskreis, nie war ich stark genug gewesen dagegen anzukämpfen. Ich konnte mich mit meinem zierlichen Körperbau nicht gegen einen Mann behaupten. Ich als Frau würde den Männern in jeglicher Hinsicht in allen Situationen unterlegen sein. Es war schwer zu akzeptieren, dass ich nicht stark genug war mich durchzusetzen, denn für ihn schien alles nur ein kleines Zwicken zu sein. Er sah das alles als Spiel an, während es auf meiner Haut vor Angst anfing zu brennen.

,,Hilfe! Hört mich jemand?!"

Es war meine letzte Chance, meine letzte Hoffnung. Ich wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben bevor ich nicht verloren hatte. Innerlich hoffte ich immer noch, dass einer mich aus seinen Griffen befreit. Mich in den Arm nimmt und mein Gesicht bewahrt. Ich wollte nicht schon wieder alles verlieren. Ich wollte und konnte meinen Stolz nicht noch einmal auf dem Boden zusammensammeln. Es war schon schwer genug sich erneut ein neues Leben zu errichten, noch einmal würde ich es nicht schaffen. Für ein weiteres mal würde mir der Mut fehlen.

Darüber hinaus verstand ich die Welt nicht mehr. Ich konnte nicht mehr nachvollziehen wie ich ihn einst nett finden konnte.
Die Angst die ich bekam, wenn ich in seiner Nähe war, war all die Zeit über berechtigt gewesen. Nur konnte man ahnen, dass es so weit kommen konnte? Konnte man ahnen, dass er so weit geht?

,,Keiner der Angestellten ist da. Alle sind in einem Meeting oder in einer Sitzung
Wir sind alleine, Angel." Er fing an triumphierend zu lachen. Er war sich sicher, dass nichts mehr dazwischen kommt. Er wusste, wenn keiner da war um mir zu helfen, würde er das bekommen was er wollte. Ich würde seine kleine Marionette sein die sich den Befehlen nicht wiedersetzten konnte. Für ihn stand fest, dass er den Raum als Sieger verlassen wird.

Mit jeder Sekunde die verging, schwand auch der Glauben daran, dass jemand rechtzeitig dazwischen kommen würde. Nun hatte ich die Wahl zwischen aufgeben oder kämpfen. Ich musste nun entscheiden ob ich mich kampflos ergab oder ob ich wenigstens mit ein wenig Würde, in dem sonst so zerschmetterten Gedankengut, den Raum verließ.

Die Entscheidung fiel schnell. Ich war eine Frau und Frauen waren Kämpferinnen.

Trotz der Überzeugung stieg die Panik, auf das was wohl nun unmittelbar bevorstand. Es war nicht so als ob es neu für mich wäre, aber jedes Mal war anders, weil es stets unterschiedliche Umstände waren die mich in diese Situation trieben, doch der Verlauf und das Gefühl war immer das Selbe. Das Gefühl schwach zu sein und zu wissen, das man verloren hat, verfolgte einen im Traum und mit jedem Schritt den man ging. Aber man konnte es erträglicher machen in dem man daran dachte, dass man vorher gekämpft und sich gewehrt hat. Man hat versucht sich zu schützen.

Immer heftiger schlug ich auf seine Hände ein, immer kräftiger wollte ich seine Hände von meinem Körper reißen. In mir bahnten sich Kräfte an von denen ich nie zu glauben vermagte. Es war alleine die Überzeugung daran, dass ich es nicht nur für mich tat sondern auch für die, die mir was bedeuteten. Sie sollten mich nicht wieder auf dem Boden voller Scherben vorfinden. Sie sollten sehen was sie aus mir geschaffen haben. Sie sollten sehen, dass sie mir Kraft gegeben haben, um das Schicksal in meine eigenen Hände zu nehmen. Meine Zukunft alleine zu formen. Sie sollten sehen, dass sie mich geprägt haben und bereit war für das zu Kämpfen an was ich glaubte. Denn sie haben mir gezeigt, dass es sich lohnt aus Überzeugung für etwas zu kämpfen, selbst wenn der Weg sich dahin als sehr schwierig erweist.

Vor allem jetzt gab mir der Gedanke an die Jungs Kraft und ließen mich Damians Worte als Baustein meines Weges entgegen nehmen.

,,Entspann dich, Süße. Es ist nur das eine Mal."

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now