Kapitel 23

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Betrübt aber erleichtert lag ich neben Lukas auf meinem Bett. Nur noch mit einer kurzen Shorts und einem Croptop bekleidet da die Temperatur im Haus es zuließ. Er in seiner grauen lieblings Jogginghose von Adidas und wiedermal Oberkörper frei.

Ich hatte ihn darum gebeten. Ich hatte mir bei ihm alles von der Seele geredet da ich wusste, dass ich ihm vertrauen kann. Das schlimmste Geheimnis meines Lebens kannte er ja schon und dem wollte ich den Rest meines jungen Lebens nicht mehr begegnen. Es war sowieso schon kaum möglich diese Dinge zu verdrängen. Wie den auch zum Teil zierten tiefe Narben meinen Körper die mich an die Qualen erinnerten. Ich verstand auch nach Monaten die ich von ihm weg war nicht wie er mir seiner eigenen Tochter so was antun konnte. Es war ekelhaft, grausam, traumatisch, schmerzhaft und allen voran war es Inzest. Verdammt nochmal ich war nicht nur irgendein Mädchen was er ständig sexuell missbraucht hatte ich war sein eigenes Fleisch und Blut. Seine direkte Nachkommin.

,,Das wird schon, Engelchen. Das Wichtigste ist das du nicht aufgibst auch wenn der Himmel voller dunkler Wolken nicht mehr zu sehen ist."
Seine vertrauten Augen trafen meine und dieser Blick sagte mir dass ich nicht alleine war. Er verstand mich und akzeptierte meinen Standpunkt auch wenn er von Marek immer noch nicht viel hielt. Verständlich er hatte viel erlebt was er nun bereute. Es waren aber nicht nur schlechte Dinge die er mit Marek verband. Lukas aber stellte die schlechten Dinge in den Vordergrund und ließ die guten unter den Tisch fallen. So war er nun mal und daran würde sich auch nichts mehr ändern. Da war er wirklich unbelehrbar Marek war für ihn nur noch ein schlechter Mensch ganz gleich was er für mich schon alles getan hatte. Auch Noah stand bei ihm unter keinem guten Stern durch seine ganzen Frauengeschichten doch wirklich besser war er doch auch nicht. Meiner Meinung nach war er sogar noch schlimmer als Noah aber das behielt ich mal lieber für mich.

,,Du kannst dir nicht vorstellen wie schwer es ist sich einzureden, dass alles gut wird wenn man ihn da so liegen sieht."

Mitfühlende Blicke trafen mich und seine Hand fuhr durch meine goldenen Haare.

,,Wirklich Maddie glaub daran. Ich kenne Marek und er gibt sich nicht geschlagen zumindest nicht so schnell. Er wird aufwachen und der Alte sein."

Irgendwie wirkte seine Stimme traurig. So verletzt. Aber doch wohl nicht wegen Marek. Es ist ihm doch bestimmt egal wie es um ihn steht. Marek war für ihn schon längst gestorben. Also wieso klang sie dann so schmerzerfüllt.

,,Hey nicht weinen."

Bis zu diesem Satz hatte ich gar nicht realisiert, dass ich das nun wieder tat.
Unsicher wischte er mir die Tränen aus meinem Gesicht. So vorsichtig, dass ich seine Finger auf meiner Haut  gar nicht wahrnahm. Kurz darauf hörte ich ihn jedoch tief schlucken. Seine Hand glitt aus meinem Blickfeld und ich drehte meinen Kopf zu ihm.

Langsam stütze er sich auf und irgendwie wirkte er so in Gedanken. Ob er auch eine innere Stimme hatte mit der er gerne diskutierte?

Unbewusst spürte ich wie mir eine weitere Träne aus dem Auge huschte. Doch aus ominösen Gründen musterte ich Lukas von oben bis unten. Die Träne die so kalt meine Wange herablief schien in diesem Moment egal.

Er beugte sich vorsichtig über mich und nahm sich diese einsame Träne vor die ihren Weg schon fast bestritten hatte.

,,Hatte ich dir nicht gerade noch gesagt, dass du nicht weinen sollst?

Vorsicht nickte ich. Doch irgendwie war ich im Moment ganz woanders. Ich spürte dieses Verlangen nach Aufmerksamkeit nach Lust nach Liebe aber das größte Verlangen war jedoch das Gefühl sich als Frau zu fühlen nicht als ein Opfer. Ich wollte merken was es heißt Anerkennung und Respekt in einem Kuss zu spüren. Ich wollte liebevoll behandelt werden.
In Gedanken versunken starte ich ihn an und wünschte mir das Alles von ihm zu bekommen. Jetzt da meine Hoffnungen und Vorstellungskräfte schon daran arbeiteten. Dieses Bedürfnis einmal von einer Person angefasst und geküsst zu werden ohne den Hintergedanken, dass man das eigentlich gar nicht will. Denn ich wollte ihn. Jetzt.

Wie gebannt sah ich auf seine Lippen und wünschte mir diese auf meine. Wie sie sich wohl anfühlten?

Doch auch er schien etwas in meinem Gesicht zu fokussieren. Hatte er etwa die selben Gedanken wie ich gerade?

,,Ich verfluche mich gerade dafür nicht gay zu sein."

,,Wieso?" Fragte ich immer noch auf seine Lippen starend.

,,Meine nicht ganz angebrachten Gedanken nehmen mir gerade die Kontrolle."

,,Dann tue mir einen Gefallen und lebe sie aus. Mit mir." Ich war erst selber geschockt, dass ich mich so direkt geäußert hatte aber rückgängig machen konnte ich nichts.

Es würde jetzt passieren und ich war noch klar bei Verstand. Alleine schon sein Gesicht was meinem verdächtig nah kam bestätigte den Wunsch noch einmal. Doch kurz bevor seine Lippen auf meinen lagen dachte ich daran, wie es wohl jetzt mit Marek wäre.

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now