Kapitel 30

2.3K 130 13
                                    

Mit zügigen Schritten verließ ich mit Noah das riesige Gebäude in dem wir arbeiteten. Der Tag war relativ ruhig gewesen. Es lag wohl daran, dass Damian krank war und mir somit nicht auf den Hals gehetzt werden konnte. Damian und ich das würde nie mehr etwas werden. Die komische Spannung und das hochfahrende Angstgefühl war bei ihm vorhanden. Niemals freiwillig würde ich mich von ihm in die Arme ziehen lassen. Zu groß war die Angst vor seinen Armen die mich umschlingen und vielleicht zerquetschen könnten. Er war eine Person für sich. Jemand dem ich in meinem Leben aber nicht wissen wollte. Gestohlen sollte er mir bleiben. Verzweifelt und verletzt hangelte ich lieber, an der Liebe die ich für Marek empfand, durch mein unnötiges Leben.
In Gedanken setzte ich mich zu Noah ins Auto. Wir mussten Stella noch abholen, bevor wir ins Krankenhaus zu Marek fahren konnten.
Vielleicht wäre er ja schon wach wenn wir kämen, dachte ich mir, während die Bäume und die Menschen an uns vorbeihuschten.
Mein Magen wurde mollig warm als ich daran dachte, wie oft ich schon mit Marek in seinem Auto gesessen hatte. So oft ohne zu wissen, dass er mehr für mich war als nur ein Kumpel. Er war viel mehr für mich. An oberster Stelle stand er für mich. Niemand war mir annähernd so wichtig wie er. Keiner würde jemals an ihn rankommen und selbst wenn er nicht mehr der Alte war nach dem Unfall, wäre er immer noch alles für mich. Er war und würde meine Nummer 1 bleiben.

Zu dritt liefen wir dann also hoch zu ihm auf Station. Mit jedem Schritt den ich nahm fühlte ich mich befreiter. Ich kam ihm immer näher diesen liebevollen braunen Augen. Wie glücklich ich mich schätzen würde wenn ich sie nur eine Sekunde sehen dürfte. Sie erfüllten mich mit so viel Wärme und Liebe, das ich gar nicht mehr wusste wohin damit.

Wir nahmen gerade die letzte Stufe als ich sah wie der Arzt aus Mareks Zimmer kam. Der Mann mit dem weißen Kittel sah zu uns rüber und erkannte uns. Entgegen kam er uns bis wir voreinander stehen blieben. Stella hielt fest meine Hand und sah erwartungsvoll nach oben in die Augen des Arztes.

,,Er ist wach aber er ist noch sehr schwach deswegen würde ich sie bitten nicht allzu lange bei ihm zu bleiben. Er braucht viel Ruhe."

Kurz nach diesen Worten riss sich Stella bereits los und rannte zu der Tür hinter der sich Mareks, wieder vom Leben erfüllter Körper befand. Voller Hasst und Neugier auf das unerwartete was sie bald einholen würde betrat sie sein Zimmer während Noah und ich noch stillschweigend hier standen und es noch versuchten zu realisieren. Das warten, bangen und hoffen hatte ein Ende. Er war wieder da.
Nun waren es auch Noah und ich die nebeneinander in sein Zimmer hetzten und es nicht abwarten konnten wieder diese Stimme zu hören und das markante trotzdem liebevoll wirkende Gesicht zu sehen.

Noah lief rein während ich gerührt im Türrahmen stehen blieb. Seine kleine Schwester hatte sich förmlich auf ihn geschmissen. Marek lächelte breit über das Gesicht als er wieder in diese funkelnden Augen sehen und ihr samtweiches Haar wieder durch seine Hände gleiten lassen konnte.

Die Beiden waren zufrieden und liebten einander. Wie gerne ich das auch mal fühlen würde. Dieses Glück was die Beiden trotz einem riesigen Verlustes in ihrem Leben sahen war bemerkenswert. Sie hatten einander und das war viel Wert, dies wussten sie, denn sie konnten aneinander festhalten und sich aufeinander verlassen und dem anderen vertrauen.

Noah nahm Stella wieder vom Bett runter da er nicht wollte, dass etwas passiert und trotzdem war Stella ein wenig trotzig da sie ihn schon so lange nicht mehr in den Arm nehmen konnte.

Obwohl Marek beim Anblick seiner kleinen Schwester lächeln musste, sah ich ihm an, dass er wirklich noch sehr schwach war. Der Arzt hatte dies zwar schon gesagt, aber nun sah ich es selbst. Ich hielt noch nie viel davon mir was sagen zu lassen. Ich machte lieber meine eigenen Erfahrungen und fällte lieber meine eigenen Angaben als mich auf die eines anderen zu beschränken. Ja er hatte studiert aber ich kannte ihn länger.

,,Bro spürst du eigentlich alles?", fragte Noah vorsichtig.

,,Ja, mir geht es gut."

Ein Haufen purer Erleichterung schmiss sich über uns und ich hatte das Gefühl einmal wieder richtig atmen zu können. Ihm ging es gut. Er sprach ein wenig angeschlagen lag da noch ziemlich kraftlos, aber allein das er sprach und alles fühlte, grenzte für mich schon an ein Wunder. Mit allem hatte ich gerechnet, auf alles hatte ich mich emotional vorbereitet. Doch das war ein wenig viel für mich. Es war für mich nicht begreiflich wie der Unfall keine Spuren hinterließ. Das einzige was ihn nun Zeichen würde, wären die OP Narben die er von seinen Verletzungen davon trug, aber das es nicht mehr war, war für mich in meinen schönsten Vorstellungen nicht auszumalen gewesen. Keiner von uns wusste zwar genau was am Tage des Unfalls passiert war, dennoch hofften wir das es nicht allzu schlimm ausgehen würde. Doch er war gesund womit ihn einge, fleißige Schutzengel beobachtet haben müssen. Sie hatten wirklich ganze Arbeit geleistet.

Liebevoll blickte also nun Marek seiner kleinen Schwester entgegen die an Noahs Hand stand und ihn genauso ansah wie er sie. Diese enge Bindung zwischen den beiden war zu spüren und es erwärmte mir mein Herz. Marek war wirklich ein toller Bruder ohne Zweifel. Stella hatte wirklich das große Los gezogen. Trotz dem Verlust ihrer Eltern war Marek so stark und dies färbte auf Stella ab. Er konnte stolz auf sie sein, dass sie nicht in der Zeit stehen blieb sondern weiter machte da es ihr Leben war und sie dies nur einmal leben würde. Ich beneidete die beiden für die Kraft und den Willen den sie für diesen Schritt benötigt hatten. Sie sahen nicht mehr zurück da sie ihr Leben nicht in der Vergangenheit führen wollten, sondern in der Gegenwart um die Zukunft zu beeinflussen.
Es war mutig von ihnen diesen Weg zu nehmen. Vor allem für Marek da nun die ganze Verantwortung auf seinen Schultern lag und er dies alleine regeln musste. Es gab keinen mehr der sie betreute es war nun Mareks Aufgabe seine Schwester zu erziehen und sie auf den richtigen Weg zu leiten.

Doch auf einmal sah Stella hoch zu Noah ehe sie ihn einmal kurz pickte.

,,Noah, kann ich einen Kakao haben?"

Er antwortete aber nicht direkt, sondern sah zu Marek der ihm Wohl die Entscheidung abnehmen, oder ihm eher die Erlaubnis dafür geben sollte.

,,Sie darf.", war daraufhin die Antwort  was von einem warmen Lächeln geschmückt wurde. Kein Wunder das ich mich in ihn verliebt hatte. Diese warme Art und diese Liebe die er für sie empfand war in jedem seiner Worte zu hören. Er war wirklich ein Traum. Ich dachte die Brüder die zu ihren Schwestern nett sind wären ausgestorben, doch jedes mal aufs Neue wenn ich die beiden sah, wurde mir gezeigt, dass es bei ihnen nicht zutraf. Sie waren ein Herz und eine Seele.

Stillschweigend sah ich weiterhin zu Marek. Er war das Einzige was mir im Moment als wichtig erschien. Nur er bekam meine Aufmerksamkeit denn er hatte sie schon seit langem erobert. Er hatte sie verdient da er der größte Kämpfer war den ich kannte.

Auf einmal klopfte er leicht auf sein Bett und sah mich dabei mit diesem liebevollem Lächeln an. Erst jetzt bemerkte ich, dass die anderen beiden den Raum bereits verlassen hatten. War ich also wirklich so tief in diesen dunklen, warmen, funkelnden Augen versunken gewesen, dass ich dies nicht bekam? Ja, so war es dann wohl. Um ihn drehten sich meine Gedanken da er mir am Herzen lag. Er lag mir nicht nur am Herzen, er war mein Leben was nur mit ihm lebenswert wäre, er war meine Sonne und ich drehte mich um ihn da ich von ihm angezogen wurde. Marek war mein ein und alles. Er war meine Welt, mein Universum, er war der Grund warum ich lachte und weinte. Er war der Grund wieso ich überhaupt noch Leben wollte.

Da es seine Bitte war mich neben ihn auf das Bett zu setzen tat ich es auch. Ich setzte mich neben ihn, spielte mit dem Gedanken ihn zu berühren ihm zu sagen was er in mir auslöste doch so weit kam es nicht, denn das andere Mädchen was sein Herz gehörte kam mir in den Sinn. Sie sollten glücklich werden ohne das er im Hinterkopf haben musste, dass ich ihn bis zu meinem Lebensende lieben würde.
Verfluchen tat ich mich also dafür, dass ich voller Sehnsucht schon seine Lippen auf meinen spüren wollte und von ihm als seine Freundin vorgestellt werden wollte doch passieren würde das nie mehr. Weinend würde ich bei seiner Hochzeit auf der Holzbank in der Kirche sitzen da ich so gerne das Mädchen im weißen Brautkleid hätte sein wollen.

Doch auf einmal griff Marek vorsichtig nach meiner Hand.
,,Schön dich wiederzusehen, Barbie."

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now