zwei

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Juno sah anders aus.
Es war lange her, dass ich sie das letzte mal gesehen hatte und vielleicht war ich deshalb so erschrocken darüber, wie verändert sie aussah. Es war nicht viel übrig, von der Erinnerung in meinem Kopf. Keine langen braunen Haar mehr, die im Sonnenlicht glänzen, keine grünen Augen mehr, die einem das Gefühl geben man würde fallen, kein strahlendes, weißes, reiche Töchter Lächeln. Juno glänzte weniger, war weniger herausgeputzt, sah müde aus. Sie hatte bestimmt mindestens fünf Kilo abgenommen, ihre Fingernägel waren gelblich, ihre Lippen trocken. Sie war nicht schön. Kein winziges bisschen mehr.

Ich richtete die Couch mit ein paar Kissen und Decken zu einem ansehnlichen Schlafplatz her, setzte Nudelwasser auf und öffnete mir ein Bier. Man trinkt am besten, wenn sich seine Ex-Geliebte im eigenen Badezimmer duscht.
Bis Juno fertig abgetrocknet, angezogen und mit feuchten Haaren zu mir in die Küche kam, war das Bier leer und ich hatte bereits gegessen.
„Magst du Nudeln?", fragte ich aus reiner Höflichkeit, selbst wenn sie nein gesagt hätte, ich hätte ihr bestimmt nichts anderes gekocht. Juno nickte und setzte sich. Sie aß zwei Teller Nudeln, trank drei große Gläser Wasser und sprach die ganze Zeit über kein Wort. Ich schaute ihr erst noch dabei zu, wie sie Nudeln aufrollte und langsam in den Mund schob, aber mir wurde das ganze irgendwann zu langweilig und so begann ich Geschirr abzuspülen und nahm mir noch ein Bier.
„Kann ich auch eins haben?", fragte sie nachdem die zweiten Portion aufgegessen war und stellte den Teller in die Spüle.
Ich nickte in die Richtung des Kühlschranks. Junos nackte Füße hinterließen ein dumpfes Geräusch auf dem Küchenboden und einen schalen Geschmack in meinem Mund. Sachte öffnete sie den Kühlschrank, nahm ein Bier heraus und öffnete sie an der Kante der Arbeitsfläche. Das Bier zischte, ein paar Tropfen liefen Juno über die Finger, sie wischte sie mit einer Bewegung an der Hose ab. Ich beobachte alles ganz genau. Versuchte herauszufinden, wer die Frau in meiner Küche war und wie ähnlich diese Frau meinen Erinnerungen war. Sie musste ähnliche Dinge denken, zumindest musterte mich Juno von oben bis unten. Blieb erst an meinen Brüsten, dann an meinen Augen hängen.
Lange, zu lange starrten wir einander an, suchten nach Muttermalen, Hautfalten, Gesichtsausdrücken, die wir kannten. Und fanden nicht viel.

„Du kannst auf dem Sofa schlafen.", sagte ich, als ich spontan beschloss es wäre genug gestarrt worden und wies in Richtung Wohnzimmer.
„Danke.", erwiderte Juno und sah aus, als würde sie es ernst meinen.
„Morgen bist du weg."
Dazu sagte sie nichts.

An für immer glauben wir doch beide eigentlich eh nicht, stimmts?Where stories live. Discover now