vierundzwanzig

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In dieser Nacht saßen wir auf dem Küchenboden und hörten dem Regen zu. Juno verpackte ihre feuchten Haare in einem Turban und lackierte sich die Fingernägel, während ich Zigaretten drehte. Das Licht war gedämmt, in eine leere Weinflasche hatte Juno eine Kerze gesteckt und wir tranken Tee mit Milch und Rum.
Die Kerze warf große und kleine Schatten auf unsere Gesichter und irgendwie versuchten wir über alles zu reden, außer über Junos Vater. Er hatte sie angeschrien, er hatte sie beleidigt und als er zu wütend war um sich noch zu kontrollieren sogar geschubst. Ich hatte dann eingegriffen, Juno in die Wohnung gezogen und die Tür zu gesperrt. Während er von draußen klopfte und schimpfte, wir sollten ihn sofort rein lassen, hielt sich Juno mit starrem Griff an meinem Arm fest. Solange bis er ging, dann ließ sie los. Ihre Hände zitterten, ihr Gesicht war ungesund blass und ihre schönen braunen Augen mit den Sprenkeln waren ängstlich weit aufgerissen.

„Baby.", sagte sie zu mir und legte ihre Hände auf meine angewinkelten Knie: „Wenn du nicht willst, dann musst du das nicht mit mir durch stehen. Mein Vater ist mein Problem. Nur mein Problem."
Ich schaute ihr in die Augen, sah irgendwo ganz weit hinten, vielleicht ein bisschen das Mädchen, in das ich früher einmal verliebt war. Ihre brennenden Augen, ihr stechender Blick, ihre elektrisierten Berührungen. Ich hatte sie so geliebt. Ihre Ausstrahlung so sehr bewundert. Und dann waren wir zerbrochen, an Äußerlichkeiten, an Angst. Wir hatten uns Briefe geschrieben. Schöne Briefe. Liebesbriefe. Und beschlossen, was es auch immer war, das wir mit einander hatten, zu beenden. Für immer zu beenden. Obwohl wir beide eigentlich gar nicht an für immer glaubten. Jetzt saßen wir hier. Junos Augen waren ganz genau die gleichen geblieben. Die gleichen Sprenkel, die gleiche Farbe. Die einzigen Augen, die mir etwas bedeuteten.
„Nein.", erwiderte ich: „Ich will mit dir zusammen sein. Seit ich die vor die Füße gefallen bin. Ich gebe das nicht auf. Nicht nur, weil dein Vater in Problem damit hat, dass wir beide Mädchen sind. Ich wollte immer Farbe bekennen, immer irgendwo auf einer Bühne stehen und für gleiche Rechte einstehen. Jetzt kann ich Farbe bekennen. Für dich. Und für mich."
Sie lächelte. Ein echtes, breites Lächeln.
„Warum lächelst du?", fragte ich.
Juno nahm meine Hände in ihre, hielt sie ganz fest, küsste meine Knöchel.
„Ich habe dich endlich.", sagte sie: „Ich hab dich endlich bei mir."

Sie war ein ganz anderes Mädchen. Und doch genau das gleiche. Ich hatte schon immer nur sie gewollt. Ich hatte nie eine andere Wahl gehabt.

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⏰ Last updated: Jun 23, 2018 ⏰

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An für immer glauben wir doch beide eigentlich eh nicht, stimmts?Where stories live. Discover now