dreizehn

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Am nächsten Morgen, als Kara schon auf dem Weg zur Arbeit war, klopfte es an meiner Zimmertür. Ich war gerade erst aufgewacht, richtete mich im Bett auf und fragte: „Ja?"
Juno schob vorsichtig ihren Kopf ins Zimmer. „Hey.", sagte sie.
„Hey.", erwiderte ich.
„Ich wollt mich nur kurz bedanken."
„Wofür?"
„Du hast dich gestern um Marlon gekümmert. Er hat mir geschrieben.", sie lächelte vorsichtig.
„Habe ich gerne gemacht.", sagte ich.
„Ich habe Kaffee gekocht. Willst du einen?", bot Juno an.
„Ich zieh mich schnell an, dann komme ich."
„Okay.", sie schloss die Tür, wartete ein paar Sekunden und öffnete sie dann wieder. „Danke nochmal.", sagte Juno und verschwand schnell.
Ich musste Lächeln.

Wir tranken zusammen Kaffee ohne Milch und Zucker, rauchten auf dem Balkon und hatten nach langem wieder ein bisschen Zeit uns zu unterhalten. Juno redete von ihrem Job, ich von Kara und dann planten wir bald mal zusammen zu Abend zu essen.
„Was ist zwischen Marlon und dir?", fragte ich bevor ich ins Bad ging, um mich für die Arbeit fertig zu machen.
„Keine Ahnung.", erwiderte sie und es klang ehrlich.
„Magst du ihn?"
„Vermutlich nicht besonders."
„Weiß er das?"
„Vielleicht."
„Ich glaube er mag dich."
„Versuchst du mir zu sagen, dass ich ihm nicht weh tun soll."
Ich zuckte die Schultern.
„Danke für die Warnung.", sagte Juno: „Aber vielleicht tue ich ihm ja weh, damit du ihm die Nase brichst. Ich fand das letztes Mal witzig."
Sie drehte sich um und verließ die Wohnung.

Tatsächlich sah ich Marlon in den nächsten Wochen immer mal wieder. Er begrüßte mich herzlich, brachte einmal sogar ein Sixpack Bier mit und an einem Freitag gingen wir zu viert ins Kino. Diese kleine Unternehmung blieb größtenteils friedlich, auch wenn weder ich noch Kara besonders viel mit Juno redeten. Das Gasleck war zwar inzwischen geflickt, aber Kara schlief trotzdem lieber bei mir. Ich hatte nichts dagegen. Ich hatte sie wirklich gerne. Aber auch Juno hatte ich gerne. Das merkte ich immer dann, wenn Marlon nicht bei ihr war und sie barfuß auf die Toilette ging. Ihre Füße auf dem Boden und das Quietschen des Parketts lösten Erinnerungen in mir aus, die mir den Magen schwer machten.

Selten las ich unsere Briefe. Und fragte mich zunehmend, ob sie das auch manchmal tat. Ich fragte mich, ob sie noch etwas in ihr bewegten, ob sie ihr etwas bedeuteten, ob sie in all der Zeit, seit sie hier wohnte, einmal daran gedacht hatte mich zu küssen. Ich dachte immer mal wieder daran. Nie bewusst oder absichtlich, aber ab und zu, in schwachen Momenten streifte dieser Gedanke mein Bewusstsein. Kam und ging ganz schnell. War vielleicht mehr ein Hauch, als eine tatsächliche Erinnerung. Ich kochte ihre Morgens von nun an immer Kaffee. Schwarz. Ohne Milch, ohne Zucker. Ich weiß nicht wieso.

An für immer glauben wir doch beide eigentlich eh nicht, stimmts?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt