neun

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Diesmal blieb sie länger. Die Spaghetti, die sie mitgebracht hatte waren leer, warmes Wasser ließ sie mir übrig und abends tranken wir schweigend zusammen Bier. Ich traf mich ein paar Mal mit dem ein oder anderen Freund, Juno blieb solange in meiner Wohnung, schaute Fernsehen oder las. Manchmal wenn ich spät abends zurück kam, stand ein Topf mit frischem Essen auf dem Herd, im Kühlschrank waren neue Lebensmittel und der Boden war gesaugt. Ich hätte mich dafür gerne bei ihr bedankt, aber sie schlief immer schon. Oder tat zumindest so.

Wir gewöhnten uns aneinander. Eine andere Art der Gewöhnung, die wir von früher kannten, aber ich begann morgens automatisch zwei Tassen Kaffee zu kochen und Juno wusste, wann sie ihre Blase zusammen kneifen und mich ins Bad lassen musste. Warum sie hier war wusste ich nicht genau. Offenbar war sie bei sich zu Hause raus geflogen und so wie ich Juno kannte gab es nicht viele Menschen in ihrem Leben, auf deren Sofa sie übernachten konnte. Also war sie eben bei mir. Ganz selten schwelgten wir in Erinnerung, aber mein Herz wurde immer schwer, wenn ich daran dachte, was Juno und ich alles mit einander geteilt hatten und so beendete ich die meisten Konversationen die sich zu sehr auf die Vergangenheit konzentrierten.

Ich hatte immer noch keine Antwort auf meine Frage gefunden und so wendete ich mich einem neuen Problem zu. Könnte ich Juno wieder lieben, so wie sie jetzt war? Alleine einen Gedanken daran zu verschwenden war wie alte Narben wieder auf zu reißen. Ich sollte nur rational über Juno nachdenken, aber ich konnte es nicht. Ich hätte gerne mit ihr darüber gesprochen, sie gerne gefragt, ob sie mich noch lieben könnte, ob ich ihr noch gefiel, ob sie irgendetwas empfand, wenn sie mich ansah. Aber Junos Hände zitterten meistens und so traute ich mich nicht.

Der Frühling ging und der Sommer kam. Meine Wohnung hatte einen kleinen Balkon, auf dem wir zusammen unseren morgen Kaffee tranken und abends rauchten. Ich räumte Juno eine Schublade im Wohnzimmer frei, in die sie ihre Klamotten packen konnte, wir vereinbarten, dass sie von nun an für die schmutzige Wäsche und ich für das schmutzige Geschirr zuständig war und lachten immer mehr über wiederkehrende Witze.

So zog Juno bei mir ein.

An für immer glauben wir doch beide eigentlich eh nicht, stimmts?Where stories live. Discover now