Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ..

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Meine Hände bekommen vereinzelt Tropfen vom Regen ab, da sie auf den kalten Gesteinmauern des Schlosses ruhen. Ich atme die Regenluft ein, die eine ersehnte Ruhe in mir auslöst, wie ich sie lange nicht mehr verspürt habe.
Die Weite vor meinem Gemach hat sich nicht verändert, obwohl in den letzten Monaten viel geschehen ist.
Die nächste Stadt ist unten im Tal, umrungen von Bäumen, Wälder und Flüssen.
Der Nebel steigt zu mir hinauf und hindert mich an der Sicht, doch ich sehe alles nun so viel klarer, als je zuvor.
„Erinnerst du dich an die Nacht, in der deine Mutter starb?"
Seine Stimme lässt mich innerlich zusammen zucken, doch ich rege keinen Muskel und starre weiter stur in die Ferne. „Engländer waren eine Nacht vor dem eigentlichen Angriff auf dich schon hier und haben dich gefunden"
Er steht dicht hinter mir, ich spüre seine Wärme und seine Ruhe die er ausstrahlt, doch in mir fängt der Tornado an alles zu verwüsten.
„Ich war auch hier und während diesem verdammten Feuerwerk habe ich dich aus dem Wald getragen", seine Stimme ist direkt an meinem Ohr und ich spüre seinen Atem im Nacken, sodass ich eine Gänsehaut bekomme. „Es waren Farben die mich an dich erinnern. Gelb, wie die Sonne. Denn du erhellst mein Leben", seine Hand legt sich auf meine.
„Lila, wie eine Tulpe. Denn du bist wunderschön", er küsst mein Ohr, worauf ich die Augen schließe.
„Grün, wie der Wald. Denn du riechst wie zuhause", er atmet tief ein.
„Blau, wie das weite Meer. Denn ich kann nie genug von dir bekommen"
Plötzlich verschwindet seine Nähe, seine Berührung, sodass der Tornado in mir wieder die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
„Und Rot. Wie mein Blut. Wie mein Herz. Wie meine Liebe"
Meine Augen brennen.
Ich öffne sie und genau in diesem Moment ertönt der erste Knall vom Feuerwerk.
Die Farben explodieren in der Luft - gelb, lila, grün, blau und rot.
Mein Körper reagiert, ich atme aus und drehe mich um. Der Tornado verwüstet alles, meine Gedanken, mein Herz und meinen Puls. Ein Schluchzen entkommt mir, als ich in seine hellen braunen Augen schaue. Er schaut mich gequält an, bleibt aber stumm, da er sieht wie ich mit mir Kämpfe. Das Feuerwerk hinter mir wird immer intensiver und lauter, sodass ich es kaum aushalte und vor ihn trete, ganz nah.
Und dann hole ich aus, als der nächste Knall ertönt.
Sein Gesicht schwingt zur Seite und meine Faust schmerzt fürchterlich. Ich starre mit verschwommener Sicht seine Narbe im Gesicht an und schlucke die nächsten Tränen hinunter um meine Stimme endlich zu finden.
Erst nach wenigen Sekunden hat er sich wieder gefangen, richtet sein Gesicht und schaut jedoch zu Boden. „Sieh mich an", befehle ich und er gehorcht. Ich schreite zurück, wische mir die Tränen von den Wangen und spüre wie der Tornado in mir gleich wieder ausbricht, doch viel intensiver als zuvor.
Er schaut mich schweigend an, doch seine Augen überschütten mich mit Worten. Ich greife mir ins Haar und versuche den Tornado zu verstehen, ihm nachzugehen und loszuwerden, doch er hat mich fest unter Kontrolle, sodass ich an ihm vorbei, wieder in mein Gemach gehe und das Erste umschmeiße, was mir in den Weg kommt. Der Stuhl zum Schminktisch. Ich schreie und weine wieder. „Betty", seine Stimme macht mich nur noch wütender, sodass ich mich zu ihm wende und auch ihn anschreie: „Ich hasse dich!"
Es ist raus.
Ich schlucke schwer und sehe auch ihn schwer schlucken, bevor er leise sprechen kann: „Lass es raus"
„Ich hasse dich!", ich gehe auf ihn zu und packe ihn am Kragen. „Ich hasse dich!"
Ich spüre die Tränen wie brennende Flüssigkeit meine Wangen hinunter strömen, während meine Fäuste gegen seine starke Brust hämmern. „Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!"
Der Tornado in mir bekommt so Genugtuung, doch mir reicht es nicht.
Ich fange an mich gegen ihn zu drücken und mich ihm hin zu recken, bis meine Lippen seine berühren. Jedoch schlage ich weiter auf ihn ein und weine dabei. Er lässt mich, erwidert aber die Küsse und umfasst mein Gesicht. „Ich liebe dich!", er nimmt mir die Luft zum Atmen, umfasst meine Handgelenke und packt zu, sodass ich spüre wie mir das Blut aus den Händen entweicht. „Ich weiß, dass du mich hasst, aber ich liebe dich!"
Er lässt meine Hände fallen und packt mich an den Schultern. „Hasse mich, aber das wird nichts ändern"
Ich kann mich nicht mehr regen, mein Unterleib zieht sich wie aus dem Nichts zusammen und ich lege den Kopf in den Nacken, als er mein Gesicht packt und seine Feuchte meinen Hals erreicht. „Ich will dass du mir zeigst wie sehr du mich hasst", seine hellen braunen Augen funkeln mich an, sodass der Tornado kurz in mir aufblitzt und ich erneut ausholen will. Doch er ist schneller als ich und fängt meine Hand ab.
Mit der anderen Hand wischt er mir die Tränen von den Wangen und starrt mich dabei an.
Der Tornado hält es länger in mir nicht mehr aus, also lasse ich mich mit meinem ganzen Körper gegen ihn fallen und küsse, beiße und lecke seine Lippen. Er stöhnt und krempelt das Kleid an meinem Körper hoch, während er uns gegen die Zimmerwand dirigiert. Ich kann es nicht mehr aushalten und mache mich an seiner Hose zu straffen, ohne auch seine Lippen zu verlassen.
Als er die Hüllen fallen lässt, überkommt mich plötzlich wieder diese Ruhe und ich lasse den Tornado los. Lege die Beine um seine Hüften und zerfalle, als er in mich stößt.
Das erste mal trennen sich unsere Lippen und erst jetzt bemerke ich, dass ich wieder weine und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge, als er wieder aus mir gleitet, nur um wieder in mich hineinzustoßen. Ich kralle mich um seinen Hals und weine fürchterlich, während er mich immer wieder gegen die Holzwand drückt. „Es tut mir leid", er hat seine Stimme verloren. „Es tut mir leid!"
Seine Worte bringen mich noch mehr zum weinen und ich spüre wie sich etwas in mir aufbaut. „Es tut mir so unendlich leid", erneut treffen unsere Lippen aufeinander und ich lege meine Hand an seine Wange, an seine Narbe und streichle sie, präge sie mir ein und küsse sie.
Ich spüre wie er zum Höhepunkt kommt und lasse auch mich fallen, während er mir in die Augen schaut, und ich stöhne und zeitgleich schluchze.
„Ich liebe dich, Anabeth. Für immer und ewig", dabei löst sich eine Träne aus seinem Auge und tropft auf seine Narbe. „Bitte vergib mir"

Er lässt mich stehen und steift sich dabei seine Kleidung wieder an. „Nein!", ich umfasse seine Hand und ziehe ihn an mich. Ich schlinge meine Arme um ihn, in der Hoffnung er kann daraus nicht entkommen. „Es tut mir leid", er küsst meine Stirn und ruht auf ihr. „Nein!"
Er wendet sich aus meiner Umarmung und ich spüre wie das Schluchzen mich wieder einnimmt.
„Ich hasse dich", ich schüttle den Kopf und halte an ihm fest, so fest wie es mir nur möglich ist. „Nein!"
Er entkommt und löst sich von mir.
Er lässt mich an der Wand stehen, weinend, hoffnungslos und alleine.
„Ich liebe dich, Travis!",
In der Hoffnung er kommt zurück, denn es ist die Wahrheit.
Doch er wendet sich von mir und geht.

Das Feuerwerk ist zu Ende, sowie das hier - denn Travis wird sterben und ich, ich werde ihn umbringen. Heute.

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