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The Next Step - Flying

„Anabeth?", brülle ich, doch erhalte keine Antwort.
„Betty?", mein Ausruf hallt in meinem Ohren nach. Ich will gerade all meine Kraft zusammen nehmen und nach ihr Schreien, als ihre Stimme ganz in der Nähe ertönt.
„Hier"
Ich drehe mich auf dem Absatz um.
„Wo bist du?", frage ich in hinaus.
Sie lacht und ich höre es rascheln. „Komm schon, du musst mich suchen"
Ich setze an, laufe um die Bäume herum, biege rechts und dann links ab. „Das ist nicht witzig, Betty. Ich kann dich nicht finden"
„Jetzt sei mal nicht so", sie ringt nach Luft, sie rennt also.
Ich beschleunige meine Schritte, umfasse einen Baum, folge ihre Vanille Duft, der mir in die Nase dringt. „Betty", ich kann ein erschöpftes Lachen nicht unterdrücken, das hier ist absurd.
Ich schaue in den Himmel, es ist stockdunkel. Nur der Mondschein leuchtet mir den Weg frei.
Ich habe keine Ahnung wo ich bin.
Ich habe keine Ahnung wo sie ist.
„Anabeth?", ich bleibe stehen und ringe nach Luft, atme tief ein und wieder aus.

„Travis"
Ich drehe rasch mich um.
Anabeth steht vor mir und schaut zu mir hinauf. Ich packe sie an mich, lasse mich an den Baum hinter mir fallen und quetsche ihr Gesicht zwischen die Hände. Ihre Lippen formen sich zu einem Fischmund, bevor ich meine Lippen auf ihre lege. Ich schlucke schwer, sauge ihre Luft ein und schließe die Augen ganz fest.
Als ich etwas lockerlasse, lacht sie leise und schlingt die Arme fest um meinen Körper.
„Wieso machst du das mit mir?", frage ich erleichtert, sie endlich gefunden zu haben.
Anabeth legt den Kopf schief und mustert mich. Ihre Augen verengen sich, stacheln mich förmlich an. Ich spüre wie meine Narbe beginnt zu prickeln. „Was ist los?", ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
Sie antwortet nicht, sondern macht sich von mir los und reicht mir dann ihre Hand. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, doch ergreife sie, verschränke unsere Finger miteinander, ehe sie mich mit sich zieht. „Wohin gehen wir?"
Schweigend stampfen wir durch den dunklen Wald und das eine ganze Weile.

„Nun sag schon", ich bleibe abrupt stehen und ziehe Anabeth wieder an mich. Sie legt den Kopf in den Nacken, schaut mich einfach nur an. Ihre Augen, so tief wie das Meer, zeigen mir nur tiefe Angst und Schmerz.
Ich umfasse ihre Wange, führe ihre Hand an meine Lippen und lege besorgt die Stirn in Falten. „Ist alles in Ordnung?", frage ich leise und erhalte darauf ein Kopfschütteln, ehe ihr Tränen über die Wangen laufen und für sich sprechen.
„Hat es was mit Nicholas zu tun?", ich küsse ihren Ehering, versuche ihr das Leid somit abzunehmen, jedoch wird sie mit jeder Sekunde immer trauriger. „Betty", seufze ich, streiche mit dem Daumen über ihre Wange.
„Deine Mutter, Travis", schluchzt sie, ich nicke bestätigend.
„Ja, sie und Nicholas haben mich in eine Falle gelockt"
„Ich weiß", sie bettet ihren Kopf in meiner Hand, umfasst mein Handgelenk, hält sich an mir fest.
„Es ist sind aber nicht nur die beiden, die dir schaden wollen", sie schüttelt erdrückend den Kopf, weint nun noch mehr.
„Ich weiß, ich weiß", versuche ich sie zu trösten, doch erreiche mein Ziel nicht. Sie steigert sich nur immer weiter in ihre Worte hinein. „Quinn und Jorah haben ihnen geholfen", ich versuche sie zu beruhigen, ihr zu sagen, dass ich alles durchschaut und das Rätsel gelöst habe. Doch sie bricht in meinen Armen zusammen. Ich ziehe Anabeth an meine Brust, drücke sie so fest an mich, wie ich es nur kann, doch sie hört nicht auf zu weinen. „Travis", schluchzt meine Ehefrau. Ich küsse ihr Haar und streiche über ihren Rücken.
„Es wird alles wieder gut, Betty. Dafür werde ich sorgen. Du musst dir keine Sorgen mehr machen"
Sie krallt sich an mich, hält mich fest, nimmt mich ein.
Es ist still um uns herum, das Einzige was zu hören ist, ist Anabeth's leises weinen. Erst als ich verzweifelt den Kopf schüttle, schaut Anabeth zu mir auf und umfasst mein Gesicht. Ihre Fingernägel drücken sich panisch in mein Fleisch, sie ist verloren in ihren Worten.
„Travis, du musst mich finden!"

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