28. ~ „Ihr seid doch von allen guten Geistern verlassen worden!"

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Labrinth - All We Know

A ~

Ich werde von einem Donner geweckt und schrecke im Bett auf. Das Gewitter ist so laut, dass ich aufstehen muss, um die Fenster zu schließen. Mit nackten Füßen tapse ich zurück über den Teppich, als es sich im Bett regt. Travis tastet vergeblich nach mir und als er mich nicht fassen kann schreckt er so auf, dass ich mich selbst erschrecke und einen Satz nach hinten mache. „Betty", entkommt es ihm erstickt. „Ich bin hier", reagiere ich schnell und steige bei ihm auf der Seite ins Bett. Erleichtert atmet er aus und zieht mich zu sich unter die Decke. Er bedeckt mich mit seinen Armen und drückt mich praktisch an seine nackte Brust. Ich lege den Arm fest um ihn und küsse seine Narbe auf der Brust. „Alles in Ordnung?", frage ich leise, als sich sein Atmen wieder etwas beruhigt hat. Er streicht mir leicht über den Arm, doch schüttelt kaum merklich den Kopf. „Möchtest du darüber reden?", ich fahre ihm über den Arm und verschränke meine Finger mit seinen. Erneut schüttelt er den Kopf und atmet tief aus. Ich nicke leicht, während sein Atmen wider gleichmäßiger wird.
Nach einer Weile ist er wieder eingeschlafen.
Ich stütze mich auf dem Ellenbogen ab und betrachte meinen schlafenden Ehemann.
Seine Lider zucken kaum merklich, er träumt wohl. Ob er von den Ereignissen des Tages träumt, ob er alles in ihnen verarbeitet verarbeitet?
Er sieht so friedlich aus, doch ich weiß ganz genau dass er innerlich mit sich zu kämpfen hat. Ich zeichne seine Konturen nach - seine Brauen, seine Nase, seine Lippen, seine Ohren, seine Narbe. Ich beuge mich zu ihm hinunter und lege meine Lippen ganz sanft aus sein, denn ich will ihn nicht aufwecken, doch kann ohne seine Lippen berührt zu haben nicht mehr weiterschlafen.
Alles was ich weiß ist, dass ich diesem Mann verfallen bin und es kein zurück mehr für mich gibt, niemals.

Als ich mich wieder hinlegen will reißt er plötzlich erschrocken seine Augen auf und umfasst mich mit einem festen Griff. Ich zucke erneut vor Schreck zusammen und umfasse seine starken Oberarme.
„Anabeth", flüstert er und zieht mich auf seinen Körper. „Ich brauche dich", wispert er an meine Lippen. „Lass mich vergessen", er schluckt und zieht die Augenbrauen zusammen. So habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.
Ohne zu zögern entledige ich ihn seinem knappen Nachtaufzug, setze mich dann rittlings auf ihn und streife mir das Nachtkleid vom Leib. Sofort schlingt er seine Arme um meinen Rücken, als ich ihn mit meinen Lippen bedecke. Er schließt etwas entspannter die Augen. Ich fahre ihm über sein bärtiges Kinn, als er in mich eindringt. Ich halte einen Moment inne, um zu überprüfen, dass alles in Ordnung mit ihm ist. Er atmet erleichtert aus und kneift die Augen ganz fest zusammen. Ich küsse seine Wange, sein Ohr, seine Narbe. „Ich bin bei dir"
Langsam ziehen meine Hüften Kreise und seine Gesichtszüge werden etwas weicher. „Ich bin bei dir", wiederhole ich und treibe meinen Ehemann weg von seinen erdrückenden Gedanken, sodass er nur noch mich überall spürt - auf sich, in sich, um sich.

Als ich das nächste Mal die Augen öffne blinzle ich in vereinzelte Sonnenstrahlen, die sich durch die grauen Wolken stehlen wollen. Ich taste neben mich und greife ins Lacken. Sofort schrecke ich auf, nur um meinen Ehemann vor einer Staffelei stehen zu sehen, so wie Gott ihn schuf.
„Guten Morgen", murmelt er, während er mich mit funkelnden Augen mustert.
Ich habe ihn lange nicht mehr malen sehen.
Als ich mich aufsetzen will schüttelt er denn Kopf und zeigt mit dem Pinsel auf mich. „Bleib ja liegen", ermahnt er mich.
Er sieht erholt und aus, doch wie immer und ich kann nicht sofort einschätzen ob er gerade nur verdrängt, oder wieder den Sinn im Leben gefunden hat. Ich bleibe auf den Ellenbogen gestützt liegen und beobachte ihn weiter.
Sein Haar ist vom Schlaf zerzaust. Die Farbe in seinem Gesicht ist zurückgekehrt. Seine Augen funkeln, während er von mir zum Gemälde schaut und dann wieder zu mir. Seine Narbe schimmert rötlich im mageren Sonnenlicht, sowie seine anderen Narben die ihn zu dem Menschen machen, denn ich begehre. Meine Augen wandern an seinem nackten Körper hinunter.
„Meine Ehefrau, immer so unanständig"
Als er auf mich zukommt wandere ich mit meinem Blick wieder nach oben und zucke mit den Schultern. Er bleibt neben dem Bett stehen, klemmt den Pinsel hinter sein Ohr, beugt sich zu mir hinunter und legt seine Lippen auf meine. Sofort überkommt mich eine Gänsehaut und mir wird warm, heiß. Seine Hand wandert von meinem Gesicht hinunter zu meinem Schlüsselbein und zieht dann die Decke von meiner Brust. Plötzlich löst er sich von mir und nickt zufrieden. „Genauso - und jetzt bewegt sich nicht mehr", euphorisch klatscht er in die Hände und geht zurück zu seinem Gemälde. Ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen und protestiere.
„Hey!"

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