9. ~ „Ja!"

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Billie Eilish - Ocean Eyes

A ~

Ich schwimme, doch etwas drückt mich zurück an die Oberfläche.
Feuchte, Liebe und Wärme.
Ich brauche die Augen nicht aufzuschlagen, denn Travis' Lippen liegen auf meinen - beruhigen mich, umhüllen mich und begehren mich. Ich schlinge die Arme um ihn, während er mich näher an sich zieht. Ich spüre seine Wärme, seine Stärke, seine Lust und keuche auf. „Guten Morgen", seine Feuchte wandert meinen Hals entlang, hinunter zu meiner Schulter, das Schlüsselbein hinab und wieder zu meinen Lippen hinauf. Dort wo er sich hinterlässt kribbelt es. Ich schaue in seine hellen braunen Augen, die mich vor Verlangen dunkel anfunkeln. „Morgen"
Er küsst meine Nasenspitze und vergräbt seine Gesicht in meinem Haar. „Stell dir vor, das wäre jeden Tag so"
Ich blicke zu ihm hinauf und ziehe die Augenbrauen zusammen. „Das ist es doch"
Doch bevor Travis antworten kann, schwingt die Tür auf und General Jorah platzt ins Zimmer.
„Verdammt", Travis zieht die Decke hoch, damit wir uns bedecken können und funkelt den General böse an. „Schon mal was von Klopfen gehört?"
„Verzeihung, aber König Henry verlangt nach einer Audience mit der Königin" 
Ich lasse mich wieder ins Kissen fallen, während General Jorah das Gemach verlässt und Travis mich fragend anschaut. „Du hast noch nicht mit deinem Vater gesprochen?"
Ich schüttle den Kopf und fahre mir übers Gesicht.
Travis zieht mich erneut an seine Brust, ich schließe die Augen und versuche die Welt aus meinem Kopf zu verbannen. Er streicht mir beruhigend über den Rücken, doch als plötzlich die Morgenübelkeit bei mir eintritt, springe ich vom Bett auf und stürme ins Badezimmer. 

„Vater?", ich klopfe und warte ab. Die Türen werden mir geöffnet und ich trete ins Arbeitszimmer. Ich bleibe mitten im Raum stehen, streiche das schwarz anliegende Kleid glatt und richte den goldenen Gürtel um die Taille, sodass die Wölbung an meinem Unterleib aus dem Fokus gezogen wird.
„Wie geht es Travis?", mein Vater schreitet um mich herum und setzt sich hin.
„Ich denke, es geht ihm schlechter als es scheint und er zugeben will", ich verschränke die Arme vor der Brust.
„Anabeth, ich -"
„Ich weiß, Vater. Ich weiß und es tut mir leid - ich habe Schande über Deutschland gebracht, mein Leben ist das reinste Chaos", ich trete vor und lasse mich in den Sessel plumpsen.
„Du weißt in welche Lage du dich gebracht hast?"
Ich nicke stumm. „Was sagt Travis dazu?"
Ich schweige weiterhin.
„Woher wusste Caitrina von deinem Zustand?"
Noch immer schweige ich. Meinem Vater von meinen Sünden, Fehltritten und Komplikationen zu erzählen erscheint mir mehr als unangenehm.
„Anabeth, wenn ich dir helfen soll, musst du mir alles erzählen"
Ich fahre mir frustriert durchs offene Haar und seufze. „Es war in der Zeit in der Travis mir von Nick's Verbrechen erzählt hat -"
„Einzelheiten möchte ich es nicht wissen, Ana", unterbricht mich mein Vater.
„Sonst verstehst du das ganze Chaos nicht, Vater", merke ich schulterzuckend an und spreche weiter. „Nun ja, in der Zeit gab es nicht nur Travis, sondern auch Nicholas"
Die Miene meines Vaters ist ausdruckslos. „Dann ging Travis und ich dachte, ich würde ihn nie wieder sehen", ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich ihn nicht mal anblicken wollte, obwohl er alles war was ich wollte, was ich will.
„Ich hatte diese Anzeichen und Kirsten wusste, was mit mir los war. Dann kam Travis wieder. Ich hatte solch eine Angst. Travis war außer sich und ist es bis heute glaube ich noch immer, aber wir machen Fortschritte"
Mein Vater schaut mich noch immer so ausdruckslos an, doch stellt eine entscheidende Frage: „Könnte Travis das Kind eines anderen Mannes lieben?"
„Doch was wenn es Seins ist?"
Mein Vater und ich schauen uns schweigsam an. Ich kann in seinen Augen lesen, was er von mir verlangt. Klarheit und Sicherheit für mein Land.
Das ist meine einzige Aufgabe, mein Land zu beschützen und ich versage.
Ich schüttle verzweifelt den Kopf, da ich weiß was für ein Mensch Travis ist, obwohl er mir Treue und Sicherheit versprochen hat, glaube ich nicht, dass er sich mir und somit auch Deutschland versprechen könnte. Ich muss die Tränen zurückhalten, denn trotz allem wünsche ich mir nichts sehnlicher, als in diesem Moment in seinen Armen zu liegen.
„Du bist Deutschlands Königin, Anabeth. In so einer gefährlichen Zeit verwundbar zu sein, das war schon immer meine größte Angst", er schnauft. „Als du das Licht der Welt erblickt hast, Anabeth, da habe ich mir geschworen dich für immer zu beschützen und zu lieben und auch, dass dich dann eventuell ein gewachsener Mann mit seinem Leben beschützt, wenn ich nicht mehr bin. Ich sehe in Travis diesen Mann, was ist mit dir?"

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