6. ~ „Christopher"

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Dua Lipa - Swan Song

Ihr Name liegt in der Mitte.
Meiner daneben.
Johnathan
Jorah
Henry
Kirsten
Viola
Laila
Ethan
und Sebastian außen rum.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und starre auf Jorah, ihn lege ich weiter außerhalb hin, da er ein Neuzugang ist.
„Was machst du da?"
Zusammenzuckend fahre ich rum und schaue Anabeth an, die vom Bett aus auf mich herab schaut. Ich fühle mich ertappt und seufze.
„Nachdenken"
„Das sehe ich", sie kneift die Augen zusammen, streift sich den Mantel wieder an und setzt sich im Schneidersitz zu mir auf den Boden, ehe sie mir Stift und Papier aus den Händen nimmt und etwas drauf schreibt. Ich beobachte wie ihr Haar ihr Gesicht verdeckt und streiche es ihr hinters Ohr. Sie ist hoch konzentriert und legt einen Zettel mit dem Namen ‚Klaus Noll' über den Namen von Viola, eine ihrer Zofen. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen.
„Wer ist das?"
„Viola ist mit diesem Mann liiert", seufzt sie nachdenklich. „Er ist ein entfernter Großcousin vom Kronprinzen von Frankreich", sie nennt seinen Namen nicht. Ich fahre mir übers Gesicht.
„Wieso weiß ich davon nichts?", will ich ihr wieder die Sachen aus der Hand nehmen, doch sie schreibt weiter. „Naja, er ist verheiratet und hat Kinder. Ich habe sie ein oder zwei mal erwischt. Zum Glück war ich es nur, aber wenn das herauskommt, könnte ich meine Hofdame verlieren"
„Hm", ich bin überrascht. „dass mir das nicht aufgefallen ist"
„Wir sind nicht mehr in England", Anabeth küsst meine nackte Schulter, ehe sie den Namen ‚kleiner Alexander' neben Kirsten's Namen legt und dann weiter schreibt. „Deutschland ist mein Territorium, hier ziehe ich die Fäden", eine kurze Pause. „Naja, nicht ganz", Anabeth legt den nächsten Namen im Umkreis von General Jorah hin, ich lese ihn laut vor: „Quinn", ich schnaufe. „Ich habe keine Ahnung was sie hier will"
„Vielleicht ist sie deinetwegen hier"
Ich schüttle den Kopf und nehme Anabeth Stift und Papier aus den Händen. „Ich denke nicht, ich mag sie nicht mal sonderlich"
„Trotzdem hast du mit ihr geschlafen", Anabeth schaut mich ausdruckslos an.
Meine Narbe zuckt, als sie mich anschaut und ich nicht genau weiß, was ich darauf antworten soll.
Ich wende den Blick auf mein Gedankenkonstrukt vor mir und überfliege jeden Namen nochmal.
Ich übersehe etwas, etwas noch wohl unentdecktes. Jedoch kann ich nichts tun ohne eine Aufdeckung des Unbekannten.
„Brauchst du Faden?", Anabeth will aufstehen, damit ich die Namen miteinander verbinden kann, doch ich umfasse ihr Bein, sodass sie neben mir sitzen bleibt und schüttle den Kopf.
„Nein, ich blicke noch nicht ganz durch. Was ist mit dir?"
Sie schweigt eine Minute, ehe sie antwortet.
„Vermisst du es?"
Nun schweige ich, denn ich weiß was sie meint.
Vermisse ich Quinn, England, mein Leben dort, die Geheimnisse, den Sex mit fremden Frauen, keine Berührungen, die Dunkelheit?
„Nein!", ich starre auf meinen und ihren Namen. „Was ist mit dir?"
Vermisst sie Englands Drohungen, Nicholas, ihr Leben mit ihm, Alexander, die Geheimnisse, die Aussichtslosigkeit, die Angst vor der Macht?
„Ich vermisse meine Mutter", sie lehnt sich an mich, was mich ausatmen lässt.
Ich küsse ihr Haar und schließe die Augen.
„Aber nein, ich blicke nicht durch. Das Einzige was mir fast so viel Sorgen bereitet, wie der heutige Angriff ist Quinn"
„Ich weiß, aber sie wird dir nichts tun"
„Ich weiß", sie wirkt nicht ängstlich, sondern determiniert.
Ich öffne die Augen und lege die Wange an ihren Kopf und starre wieder auf mein Gedankenkonstrukt.
Ich lehne mich vor und hinterlasse bei Nicholas ein Fragezeichen, sowie bei General Jorah und Quinn. Danach schnappe ich mir ein neues Papier und zeichne darauf ein großes Fragezeichen und lege es über ihren und meinen Namen.

~

„Schließ bitte schnell die Tür", schaue ich vom Buch auf und blicke John an, der in König Henry's Arbeitszimmer kommt. „Wer ist bei Betty?", lehne ich mich im Sessel zurück und fahre mir übers Gesicht. „Kirsten und ein paar Soldaten, sie sind im Rosengarten"
„Hier gibt es einen Rosengarten?"
John lacht leise und stellt sich vor den Tisch und blickt auf das Buch vor mir. „Sind das die Auflistungen der Könige von England?"
„Ja, ich regiere über ein Land über das ich so gut wie gar nichts weiß", ich schnaufe. „Naja, ich regiere nicht mal wirklich. Ich bin hier in Deutschland und in England regelt der Conseil alles"
„Werdet Ihr zurück gehen an den englischen Hof?"
„Johnathan, dieses ganze formale passt mir ganz und gar nicht. Bitte nenn mich weiterhin Travis und betrachte mich als deinen Verbündeten"
„Na gut", John entspannt sich und lässt sich in den Sessel gegenüber von mir plumpsen.
„Also können wir offen und ehrlich über alles sprechen?", fragt er nun informell und neugierig.
„Ich bitte darum"
„Was sind deine Absichten? Wirst du Anabeth mit all deiner Macht beschützen?"
Mir war schon immer klar, dass Anabeth mehr für ihn ist, als nur eine Aufgabe. Eine Zeit lang dachte ich sogar, er würde sie lieben, doch so wie er sie in meine Hände übergibt, kann es nicht mehr sein, als eine geschwisterliche Liebe.
Ich ziehe einen Mundwinkel hinauf. „Ja, das werde ich. Ich werde es heute Abend nach dem Verhör der Angreifer verkünden"
John lehnt sich erleichtert zurück. „Das hat aber lange gedauert"
„Ich weiß"
„Weißt du, ich habe sie einfach noch nie so gesehen. Ich kenne Ana bereits mein ganzes Leben und mit dir, sie scheint so stark, mächtig und unaufhaltbar"
Ein Schauer läuft mir über den Rücken, als er mir zu nickt. „Was ist?"
„Anabeth ist schwanger"
Es sollten nicht viele Leute wissen, aber nachdem was am heutigen Tag passiert ist, hat der Mann, der ebenfalls sein Leben für sie geben würde ein Recht es zu erfahren.
„Was? Bist du der Vater?"
Ich schaue ihn ausdruckslos an und schließe das Buch vor mir. „Deswegen die Verkündung der Alliance?", harkt er schnell nach.
„Es geht mir nicht um eine Alliance, John. Es geht mir nicht um Macht, es geht mir einzig allein um Anabeth. Ich kann ohne sie nicht leben", erhebe ich mich und verstaue das Buch wieder an seinen ursprünglichen Platz. „Ich will die Krone nicht. Ich will den Thron nicht. Ich will nur sie, deswegen lasse ich das alles über mich ergehen. Wer sonst sollte über die Welt regieren, wenn nicht Anabeth?"
„Travis, du kannst ihr nicht die Welt einfach so überlassen. Ja, sie ist die Königin, aber auch sie braucht einen König"
„Ich kann kein Vater werden", ich wende mich wieder zu John. „Du hast mir dabei geholfen meinen Vater zu ermorden. Ich habe ihn praktisch für sie umgebracht, genauso wie Nick seinen Bruder für sie verraten hat"
„Du kannst dich nicht mit ihm vergleichen, er war selbstsüchtig und egoistisch. Du hast es für ihre Sicherheit getan, ohne dich würde England noch immer eine Bedrohung für sie sein"
John hat einen guten Standpunkt, der mich zum Nachdenken bringt. Ich lasse mich wieder in den Sessel fallen.
„Und was wenn es sein Kind ist?"
„Die Frau ist die Gleiche, sie wird immer die Gleiche sein. Es kommt drauf an, was du daraus machst"
Ich schweige und starre auf den Fußboden.
„Ich weiß, dir wurde einfach alles aufgebürdet, aber du bist ein König, dein Blut ist königlich. Das ist kein Mythos, du bist dafür geboren worden. Du hast hier Beratung, du hast die Königin Deutschlands an deiner Seite, du hast England - Travis, du bist ein mächtiger Mann, jetzt ist die Zeit mächtige Entscheidungen zu treffen, damit die Menschen dein wahres Ich erblicken können und dich unterstützen, dir folgen können.
Ich schweige ein paar Minuten um das, was der Soldat predigt zu verinnerlichen und wechsele dann das sensible Thema.
„Sag mal, vertraust du diesen Jorah genauso wenig wie ich?"
John lacht leise auf. „Ich dachte schon ich wäre der Einzige, der ein Auge auf ihn hat"
„Gut, dass Henry ihn mir zugeteilt hat und nicht Anabeth. Der Zwerg ist mir nicht ganz geheuer, er schaut mich immer so komisch an"
„Ich habe von den Kumpanen mitbekommen, dass seine Referenzen aus England stammen, aber ich weiß nicht ob er an der Seite deines Vaters gekämpft hat"
„Für einen Engländer hat er einen ganz normalen Akzent", beiße ich die Zähne zusammen, während John sich wieder erhebt. „Ich schaue was ich noch so herausbekommen kann"
„Danke dir"
„Nicht dafür", er klopft zum Abschied auf den Sessel, ehe die Türen ruckartig geöffnet werden und eine Bedienstete ins Arbeitszimmer stürmt.
„Majestät, bitte kommt schnell, es geht um die Königin"

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