25. ~ „Willst du dir das wirklich anschauen?"

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The Swell Season - The Moon

Ich streife mir einen Pullover über, als ich aus dem Gemach trete. Bevor ich die Tür schließe schaue ich zurück aufs Bett, dass leer ist. Sie ist über Nacht nicht zu mir zurück gekommen.
Ich habe es vielleicht verdient, aber irgendwie auch nicht.
Ich habe nur das getan, was ich tun musste.
Ich blicke mich in den Fluren um, es ist noch viel zu früh, doch gleich finden die Hinrichtungen statt. Ich habe extra angeordnet, dass kein großen Drumrum gemacht wird, vor allem da es um die Frau geht, die mich zur Welt gebracht hat. Auf dem Weg aus dem Schloss läuft mir der Erzbischof Augustus entgegen. „Majestät", er neigt den Kopf und bleibt vor mir stehen.
„Alles so wie beschlossen?", frage ich leise und stecke die Hände in die Hosentaschen.
„Ich komme gerade vom Treffen, sie waren nicht sonderlich erfreut und haben Eure Regierung in Frage gestellt"
Der Erzbischof legt den Kopf schief und mustert mich. Ich zucke mit den Schultern.
„Ich hätte das nicht einfach so entscheiden dürfen, ohne das Einverständnis meiner Ehefrau"
„Bei allem Respekt, Hoheit", der Erzbischof räuspert sich verlegen. „Aber Ihr seid der König"
Ich schaue auf dem Fenster und zucke mit den Schultern. „‚Mag sein, aber meine Ehefrau ist die Königin", ich schaue den alten Mann wieder an, der den Kopf schüttelt, doch in seinem Gesicht liegt etwas amüsiertes dabei, was mich fragend die Augenbrauen zusammen ziehen lässt.
„Habt Ihr meinem Vorschlag bestätigt bekommen?", frage ich weiter.
Der Mann vor mir schnauft und blättert seine Unterlagen durch. „Hoheit, ich verstehe, dass die Königin Eure Ehefrau ist, aber mit dieser Entscheidung zeigt Ihr Schwäche und Misstrauen in Euren Entscheidungen. Ein solcher Rückzug der Befehle ist -"
„Ich weiß", unterbreche ich den Mann und zische. „Ich weiß, aber ich habe vor Gott geschworen meine Ehefrau zu Ehren und zu beschützen. Mit diesem Befehl habe ich gegen all das verstoßen, was ich vor Gott geschworen habe. Mir ist der Schwur vor Gott und vor allem vor meiner Ehefrau wichtiger, als was der Conseil oder andere Adelige von mir denken"
„Das verstehe ich, Majestät", er neigt erneut den Kopf.
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Ach wirklich?"
Der Erzbischof nickt und zieht einige Papiere hervor. „Wenn ich ehrlich sein darf, Hoheit"
Ich nicke.
„Ich bewundere Euch. Wie Ihr immer versucht das Richtige zu tun. Es ist bemerkenswert. Ihr steht zu euren Fehlern und tut alles für die Menschen die Ihr liebt. Die anderen im Conseil sind vielleicht anderer Meinung, aber für mich macht das einen wahren König aus"
Er hält mir die Papiere hin, die ich perplex annehme, als er an mir vorbei geht. Ich schaue dem Erzbischof hinterher und schaue dann auf die unterzeichneten Papiere.

Meine Mutter hatte recht, ich bin der Mächtigste auf dieser Welt.
Ich klopfe leise an die Gemachtür und warte einige Sekunden, bis sich die Tür von innen öffnet. Viola zieht mich ins Zimmer und schließt die Tür hinter mir. „Es tut mir so unfassbar leid", schluchzt sie, doch ich weiß nicht ob es mir gilt oder eher sich selbst. Es ist dunkel im Zimmer, nur zwei Kerzen brennen. „Ich danke Euch für die Verzögerung, aber ich bin bereit meine Strafe anzugehen"
Ich schaue die junge Frau an und schüttle fassungslos den Kopf. „Du bist bereit zu Sterben?", frage ich ungläubig.
„Ich weiß, ich habe gesündigt, aber ich liebe ihn"
Sie knetet die Hände vor sich und atmet tief durch. Doch ich verstehe Anabeth's Hofdame tragischerweise nur zu gut.
„Man tut manchmal dumme Dinge aus Liebe, ich verurteile dich nicht, Viola", ich hebe die Papiere in die Höhe. „So wie ich dich auf die Liste gesetzt habe, Viola", ich breche einen kurzen Moment ab, um Luft zu holen. „Es tut mir leid. Du bist Anabeth's beste Freundin, ich hätte nach anderen Lösungen suchen sollen"
„Hoheit, ich -"
„Bitte", ich winke ab. „Nenn mich Travis"
Sie nickt verwirrt im schwachen Licht.
„Naja", erkläre ich, „ich habe dich auf diese Liste gesetzt und so habe ich dich auch wieder da runter bekommen. Es gibt aber einige Bedingungen die du erfüllen musst"
Ihre Augen werden groß, sie fasst sich ans Herz, als sie begreift.
„Du kannst nicht zurück nach Deutschland, auch wenn du hier angeklagt wurdest. Noll's Familie weilt dort, dort würdest du nur wieder angeklagt werden"
Noch immer fassungslos schaut Viola mich an, während ich sie praktisch frei spreche. „Ich habe für dich meinen Ruf aufs Spiel gesetzt. Ich möchte, dass du dich daran hältst"
Erneut nickt sie, während ich fortfahre. „Ich habe mit Frankreich gesprochen, sie nehmen dich auf und am französischen Hofe kannst du Gute tun"
Ich reiche ihr die Formalitäten, die sie noch immer fassungslos anstarrt. „Mit Klaus's Strafe bin ich noch am verhandeln, aber du bist erstmal sicher. Ich kann sie vielleicht überreden ihm nur seinen Titel zu entziehen und ihn auf den Bau zu schicken. Ich meine, für einen Mann seiner Art ist das Strafe genug"
Sie schaut zu mir auf, mit Tränen in den Augen.
„Ich werde ihn nie wieder sehen, oder?", fragt sie traurig. Ich stecke die Hände in die Hosentaschen und schüttle leicht den Kopf. Ich erkenne in ihren Augen, wie ihr Herz einfach zerbricht und kann es einfach mitfühlen. Mein Herz nagt noch immer an den Rissen, die ich mir selbst verschuldet zugefügt habe. „Die Kostendeckung für seine Familie werde ich übernehmen, du musst dir deswegen keine Sorgen machen, Viola. Ich möchte, dass du ein gutes Leben führst, ohne Lasten auf dir"
Ehe ich mich versehe schlingt Viola die Arme um meine Taille und umarmt mich. Ich ziehe perplex den Kopf zurück. Diese Frau war immer für meine Anabeth da, also muss auch ich für sie da sein.
„Danke Travis", als ich ihr auf die Schulter tätschle löst sie sich von mir und schaut weiter fassungslos auf die Papiere.
„Du bist ein guter König", weint sie.
Ich zucke mit den Schultern.
„Das höre ich öfters"

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