⊱Kapitel 13⊰

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»Wie war die Party gestern? Hattest du Spaß, mein Schatz?«
Kaum sitze ich am Sonntag pünktlich um neun am Frühstückstisch, beginnt meine Mutter auch schon das Verhör. Damit habe ich gerechnet, denn sie fragt jedes Mal nach.

Ich nippe an meinem Kaffee und genieße die Wärme des Keramik, als ich meine Hände um die Tasse schließe. Jules schaut desinteressiert auf ihr Handy, vermutlich schreibt sie mit ihrem Freund Justin. Moms Augen funkeln neugierig.

»Nicht wirklich. Um ehrlich zu sein, bin ich eher gegangen«, gebe ich zu und beiße lustlos von meinem Marmeladentoast ab. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Jules aufhorcht.

»Was ist denn passiert?«, fragt Mom sofort, aber die Traurigkeit in ihrer Stimme klingt halbherzig. Insgeheim findet es meine Mutter gut, dass ich früher gegangen bin.

Partys hat sie nie befürwortet und ich bin mir sicher, dass sie sich in ihrer Nachtschicht im Krankenhaus gestern dauerhaft Sorgen gemacht hat. Sie hofft bestimmt, dass etwas Schreckliches vorgefallen ist und ich deswegen nun nie wieder auf eine Party gehen will.

»Ich habe Shane aus den Augen verloren und ihn nicht wiedergefunden. Dann hatte ich keine Lust mehr zu bleiben und bin gegangen.« Damit habe ich nicht gelogen und zumindest einen Teil der Wahrheit angesprochen. Das Shane seine Freundin betrogen hat, gehört jedoch eindeutig nicht an diesen Tisch.

»Heißt das etwa, du bist allein nach Hause gegangen?«, präzisiert Mom und der eisige Unterton in ihrer Stimme entgeht mir nicht. Hilfesuchend sehe ich zu Jules, die sofort bemerkt, dass ich mich gerade auf sehr dünnem Eis bewege.

»Nein, ich habe sie dort mit dem Wagen abgeholt«, springt Jules ein und lächelt ihr schönstes Engels-Lächeln. Ihr blondes Haar umspielt ihr Gesicht dabei wie einen Heiligenschein.

Die Situation entspannt sich und ich esse den Rest meines Frühstücks auf. Dabei versuche ich sowohl Dustys bettelnde große Hundeaugen als auch seine samtweiche Pfote auf meinem Bein zu ignorieren.

»Du weißt doch, dass du kein Essen vom Tisch bekommst«, flüstere ich, berührt von seinem herzzerreißenden Anblick, dem goldenen Rüden zu und streiche ihm zärtlich über sein Köpfchen.

Dusty legt den Kopf schräg, dann wendet er sich von mir ab. Er drapiert sich in einer Mitleid erregenden Geste neben meinen Stuhl auf den Boden und zieht die Pfötchen über seine Augen. Mir entfährt ein trauriges Seufzen. Jetzt möchte Dusty uns alle nicht mal mehr sehen, nur weil er kein Leckerli bekommen hat.

Mom schüttelt über das Verhalten von Dusty grinsend den Kopf.
»Was für ein hinterhältiger kleiner Schauspieler«, kommentiert sie lachend und schnappt sich die Hundeleine. Sobald sie die rote Leine an seinem Halsband befestigt, springt Dusty auf.

Mit freudig wedelndem Schwanz trabt er auf die Haustür zu und bellt einmal, als Mom nicht schnell genug ihre Schuhe anzieht. Während die beiden Gassi gehen, räumen Jules und ich den Tisch ab.

»Danke, dass du mir vorhin geholfen hast«, sage ich zu Jules, als sie die Spülmaschine einräumt.
Jules lächelt.
»Kein Problem, wir müssen doch zusammenhalten.«
Unser Verhältnis ist nicht immer so gut gewesen wie jetzt. Als Jules in die Pubertät kam, hat es zwischen uns viele Streitereien gegeben.

An Jules fünfzehnten Geburtstag, hatte das Drama seinen Lauf genommen. Jules trug ein weißes Kleid, das Geschenk unserer Großmutter. Sie hatte es mehr als ihr Leben – wie sie immer so theatralisch gesagt hatte – geliebt. An diesem Tag, war ihr Kleid verstorben.

Shane und ich hatten gespielt und es versehentlich mit pinken Seifenwasser ruiniert, weil wir uns mit Wasserpistolen durch den Garten gejagt hatten. Erst hatte Jules Shane und mich angeschrien, bis sie selbst ganz heiser gewesen war und mir dann anschließend im Schlaf die Haare abgeschnitten.

Mom war fürchterlich wütend gewesen, als sie Jules’ Werk am nächsten Morgen entdeckt hatte, sodass sie ihr nicht nur die Klassenfahrt verboten, sondern auch ihr Handy für ganze drei Monate eingezogen hatte.

Ich hingegen musste einen Friseur aufsuchen, der mir eine schnittige Kurzhaarfrisur gezaubert hatte. Ganz dickköpfig wie ich damals war, hatte ich darauf bestanden, dieselbe Frisur wie Shane haben zu wollen und das, obwohl meine Haare mir trotz der Kürzung meiner Schwester noch bis zum Kinn gereicht hatten.

Mir hatte mein neuer Look damals echt gefallen, Mom war aus allen Wolken gefallen, als eine Frau auf dem Nachhauseweg gesagt hatte, welch hübschen Sohn sie doch hätte.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass sie damals sogar über das Verschwinden meines Haares geweint hat. Ich schüttele bei dieser Erinnerung grinsend den Kopf und mache mich daran den Tisch abzuwischen. Kaum bin ich damit fertig, meldet sich mein Handy zu Wort.

Es ist eine Nachricht von Cody, der mich bittet schon eher auf der Arbeit zu erscheinen. Sonntag Nachmittag verzeichnen wir immer einen regen Ansturm an Besuchern. Es ist nicht das erste Mal, dass Jerry noch einen Mitarbeiter mehr da haben möchte.

Schnell antworte ich ihm, dass es kein Problem ist und ich da sein werde. Ich muss mich ohnehin noch bei Cody bedanken, dass er meine gestrige Schicht übernommen hat.

Jules verkündet, dass sie mit ihrer besten Freundin Elena Shoppen geht und anschließend zu ihrem Freund fährt. Ich wünsche ihr viel Spaß und schreibe Mom einen Zettel, dass ich kurz bei Shane vorbeischauen werde, sollte sie eher als ich zurück sein. Auf dem Küchentresen ist er gut aufgehoben.

Während ich zu den Andersons gehe, bin ich innerlich wider genauso aufgewühlt wie gestern. Wie soll ich Shane nur beibringen, dass er Caesy betrogen hat?

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