⊱Kapitel 23⊰

2.7K 93 1
                                    

Am nächsten Morgen gehen Shane und ich zusammen zur Schule. Nach der Sache mit meiner Mutter, habe ich das dringende Bedürfnis über alles zu sprechen und habe ihn deswegen persönlich wach geklingelt. Obwohl er am Handy gemurrt hat, scheint es ihm jetzt nicht zu missfallen einmal nicht zur Arcadia High sprinten zu müssen.

»Ich verstehe nicht, warum du dich freiwillig von diesem Eliot hast nach Hause fahren lassen, so wie er dich die ganze Zeit über behandelt hat«, merkt Shane an und zieht skeptisch eine Augenbraue nach oben.

Innerhalb weniger Minuten habe ich es nachgeholt, Shane sowohl von meinen weniger erfreulichen Aufeinandertreffen mit Evan in Kenntnis zu setzten, als auch von meinem gestrigen Abend zu berichten. Trotzdem nervt es mich, dass er sich nicht einmal Evans Namen gemerkt hat.

»Er heißt Evan, nicht Eliot«, erwidere ich brüsk. »Außerdem habe ich zu Zara und den anderen gesagt, dass ich auch gut und gerne den Bus nehmen kann. Evan hat allerdings darauf bestanden mich zu fahren. Was weiß ich denn warum er das unbedingt tun wollte.«

Ich spiele die Sache herunter, aber in Wirklichkeit interessiert mich dieses Detail ungemein, auch wenn ich vermutlich nie eine Antwort darauf bekommen werde.
»Tut mir leid, Maggs. Aber so wie du ihn mir beschrieben hast, ist er nicht der richtige Umgang für dich. Vielleicht sollten wir ...«

»Sollten wir was?«, hake ich herausfordernd nach und zum ersten Mal in meinem Leben, wünsche ich mir, Shane würde sich von mir provozieren lassen. Aber so ist er nicht. Er ist schon immer besonnen und ausgeglichen gewesen. Einen heftigen Streit haben wir noch nie austragen müssen.

Shane seufzt und streicht sich eine seiner blonden Locken zurück, die ihm in die Stirn gefallen ist und seine Sicht erschwert.
»Vielleicht wäre es besser sich von Zara fernzuhalten. Ihretwegen habe ich Caesy betrogen und weiß nicht einmal wie weit ich überhaupt gegangen bin. Sie tut uns nicht gut, uns beiden nicht. Du hast noch nie mit deiner Mutter gestritten.«

»Gib nicht Zara die Schuld dafür!«, fauche ich und bin, kaum habe ich es ausgesprochen, erschrocken über mich selbst. Shane blickt mich fassungslos an, als hätte ich ihn gerade geohrfeigt. Sofort fühle ich mich schuldig. »Entschuldige, ich wollte dich nicht so anfahren.«

»Siehst du, genau das habe ich gemeint«, fährt Shane fort, kaum hat er meine Entschuldigung angenommen. »Bevor du Zara kanntest, hättest du mich ganz bestimmt nicht so angefaucht. Sie verändert dich bereits und das gefällt mir ganz und gar nicht«, stellt Shane fest und scheint von seinem Wahnsinn tatsächlich überzeugt.

»Zara und ich sind Freunde, Shane. Du kannst nicht verlangen, dass ich mich von ihr fern halte. Sie ist freundlich und nett und egal was andere auch sagen, sie ist ganz bestimmt nicht kriminell.«
Damit spiele ich auf ein weiteres Gerücht an, welches mir am Freitag zu Ohren gekommen ist.

»Das tue ich auch nicht. Ich möchte nur, dass du auf dich aufpasst. Deine Mutter hatte nicht ganz unrecht, du hättest mir wenigstens sagen können, wo du hingehst.«
Ich erwidere daraufhin nichts. Shane mustert mich prüfend, doch ich weiche seinem Blick aus, damit er nicht sieht, wie sehr mir seine Worte widerstreben.

Wir schweigen selbst dann noch, als wir das Schulgebäude betreten. Das ändert sich jedoch als ich Zara in der Nähe von meinem Schließfach entdecke.
»Da ist Zara«, sage ich unnötigerweise zu Shane, der nicht gerade begeistert wirkt.

»Hör mal, wir sehen uns dann in der Klasse, Maggs. Jamie wollte mir noch was wegen Freitag sagen.«
Jamie ist der Kapitän der Footballmannschaft. Sicher geht es um das Spiel am Freitag, aber ehe ich Shane auf das illegale Turnier ansprechen kann, macht er auch schon kehrt und verschwindet.

Als Zara mich bemerkt, lächelt sie breit und umarmt mich zur Begrüßung.
Wie jeden Tag trägt sie schwarze, figurbetonte Klamotten und hat ihre wunderschönen grauen Augen mit sehr viel Make-up eingerahmt. Mit ihrem aufregenden violetten Haar kann sie nicht anders als wunderschön aussehen.

Zara ist zwar wenige Monate jünger als ich, doch muss ich zugeben, dass ihr Look sie wie eine aufgeweckte Studentin aussehen lässt. Ich verstehe, warum die meisten Jungen ihren Blick nicht von ihr wenden können, wenn sie anmutig durch die Schulflure schwebt.

Sie muss wohl ebenfalls an unseren unterschiedlichen Stil gedacht haben, denn Zara mustert mich prüfend und legt dann den Kopf ein wenig schräg.
»Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht deinen Look zu verändern?«, fragt sie ohne drum herumzureden und schenkt mir ein mildes Lächeln.

Ich schaue an mir herab und schüttele dann den Kopf.
»Nein, warum?«
Stimmt etwas mit den hübschen Pastelltönen nicht? Oder steht mir die kurze Hose nicht?

»Wie wäre es, wenn du mal etwas ... aufregenderes versuchen würdest? Was hältst du von Schwarz? Vielleicht eine Lederjacke oder ein schickes kurzes Kleid? Ich glaube du würdest jedem männlichen Wesen auf diesem Planeten den Verstand rauben, wenn du nur mal etwas figurbetontes und – bitte entschuldige – nicht diese ungemein grässlichen Blusen tragen würdest. Du läufst herum wie meine Mutter und die ist bereits über vierzig«, entgegnet sie lachend.

Ich versuche nicht beleidigt auszusehen, als sie ein paar meiner braunen Haarsträhnen in die Hand nimmt, als würde sie ernsthaft über eine komplette Typenänderung nachdenken.
»Wenn wir sie Rot färben, käme das bestimmt besser. Oder ... nein, warte.« Sie schüttelt sich selbst widersprechend den Kopf. »Nein, was sagst du zu Blau?«

Entgeistert starre ich sie an, nicht länger dazu fähig mein Entsetzen zu verbergen, während sie bereits laut über das passende Make-up grübelt. Die vielen Ringe in ihren Ohren schimmern silbern.
»Blau?«, ist das einzige was ich schließlich krächzend herausbringe, während sich eine weitere Person zu uns an die Spinde lehnt.

Überrascht registriere ich, dass Evan amüsiert grinst, wobei ich schwören kann, dass seine grünen Augen von innen heraus leuchten. Was natürlich völliger Unsinn ist.
»Zara, ich glaube nicht, dass ihr das gefällt«, wendet er sich an unsere übereifrige Freundin. Ich bin so überrascht, dass er sich für mich ausspricht, dass ich kein Wort herausbekomme.

Doch natürlich belässt er es nicht dabei. Lässig kreuzt Evan die Beine an den Knöcheln und fügt mit spöttischem Blick in meine Richtung hinzu: »Habe ich nicht recht? Pink gefällt dir viel besser.«

Light up my WorldWhere stories live. Discover now