⊱Kapitel 16⊰

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Sobald meine Schicht um acht Uhr abends vorbei ist, kontrolliere ich mein Handy. Shane hat fünfmal versucht mich zu erreichen und drei Nachrichten hinterlassen. Eine weitere SMS stammt von Zara. Ich seufze frustriert und stürme aus dem Aufenthaltsraum.

Kurz bevor ich den Ausgang erreiche, werde ich jedoch von Cody aufgehalten.
»Soll ich dich nach Hause fahren? Du siehst aus als hättest du es eilig«, bietet er freundlich an.
»Das wäre toll«, antworte ich und öffne im Gehen Zaras Nachricht.

Cody hält mir zuvorkommend die Wagentür seines weißen Cadillacs auf und ich nehme auf dem Beifahrersitz Platz.

Tut mir leid, dass Evan sich gestern so unmöglich benommen hat.

Ich antworte Zara, dass es nicht ihre Schuld ist und sie sich keine Gedanken mehr darüber machen soll. Nach gestern habe ich ohnehin beschlossen, dass es besser ist Evan aus dem Weg zu gehen. Kaum habe ich die Nachricht abgeschickt, ruft Shane mich erneut an. Ich bitte Cody die klassische Musik etwas leiser zu machen, dann nehme ich an.

»Hast du schon mit Caesy gesprochen?«, frage ich, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er das bereits getan hat. Caesy hat nicht ohne Grund ein strahlendes Lächeln auf den Lippen gehabt, als ich Jordan ihre Karten verkauft habe.

»Sie hat mich verlassen«, antwortet Shanes Stimme ausdruckslos.
Ich seufze.
»Ich weiß.« Es hat keinen Sinn ihm zu verschweigen, dass ich Caesy und Jordan zusammen gesehen habe. In wenigen Worten berichte ich ihm unsere Begegnung, auch wenn es Shane noch mehr verletzen wird.

»Shane, es tut mir so leid«, stammele ich gegen Ende meiner Erklärung. »Wenn ich irgend etwas für dich tun kann, dann sag es mir bitte.«

Kurz bleibt es still, dann fragt er: »Hast du gerade Zeit? Etwas Ablenkung wäre wohl das beste.«
Ich spüre bei seinem trostlosen Ton etwas in mir zerbrechen. Es steht außer Frage, dass ich ihm beistehen werde.
»Wo bist du gerade?«
»Keine Ahnung schätze ich. Ich bin planlos durch die Gegend gelaufen, nachdem mich Caesy zum Teufel geschickt hat. Treffen wir uns in einer halben Stunde bei mir?«

»Ich werde da sein«, versichere ich ihm.

»Das tut mir wirklich leid für Shane«, sagt Cody, der das Gespräch zwangsläufig mitgehört hat.
»Er hat sie wirklich geliebt«, murmele ich kopfschüttelnd. »Liebe ist grausam.«

»Das sollte sie aber nicht sein. Liebe sollte das schönste Erlebnis im Leben sein, nicht den Menschen weh tun.«
»Ich weiß, aber man kann das eine nicht ohne das andere haben, glaub mir.«

Mir ist nicht klar ob Cody eine Freundin hat oder in jemanden verliebt ist. Bisher dachte ich immer er wäre vergeben, schließlich sieht Cody mit der markanten Kinnpartie, den blauen Augen und den immer etwas zerzausten schwarzen Haaren wirklich gut aus. Während ich ihn nun heimlich aus dem Augenwinkel betrachte, bin ich mir jedoch nicht mehr so sicher.

Zehn Minuten später hält Cody vor dem Haus meiner Mutter und ich verabschiede mich dankend von ihm. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Cody ist wirklich ein netter Freund. Ohne ihn würde mir die Arbeit sicher nicht halb so viel Spaß machen.

Kaum verschwindet Codys Wagen in der langsam einsetzenden Dämmerung, entdecke ich Shane, der gerade in unsere Straße abbiegt. Schon von weitem erkenne ich, wie schlecht es meinem besten Freund geht. Er lässt die Schultern hängen, den Blick hat er ausschließlich auf seine Füße gerichtet, um seine Umgebung nicht sehen zu müssen.

Ich überlege nicht lange und renne auf ihn zu, während ich seinen Namen rufe. Sofort hebt er den Blick und mein Herz bleibt stehen, als ich die Trauer in dem wunderschönen Blau erkenne. Wie ein zerbrochener Spiegel, schießt es mir durch den Kopf, als ich ihn erreiche.

Ohne das jemand von uns etwas hätte sagen müssen, umarmen wir uns fest. Während ich mich nah an Shanes Brust drücke und er seine Arme fest um mich schließt, hoffe ich, dass ich ihm die Schmerzen genauso nehmen kann, wie er sie einst bei mir ausgelöscht hat.

»Wollen wir ein Stück gehen?«, frage ich Shane einfühlsam. Als er zaghaft nickt, setzen wir uns in Bewegung.
Eine ganze Weile spazieren wir schweigend durch unser Viertel, sodass ich meine Gedanken ordnen und mich auf das Wesentliche konzentrieren kann: Shane.

»Wie geht es dir?«, möchte ich vorsichtig wissen und wage es kaum ihn anzusehen. Wir setzen uns auf eine Bank, wobei ich nah an meinen besten Freund rutsche, um zu zeigen, dass ich immer für ihn da bin und er sich auf mich verlassen kann. Er ist für mich ohne Zweifel der wichtigste Mensch auf der Welt.

»Es ist nicht leicht, wenn das Mädchen mit dir Schluss macht, das du liebst«, krächzt Shane und ich greife automatisch nach seiner Hand. Sie fühlt sich trotz der hohen Temperaturen von Phoenix eiskalt auf meiner Haut an.

Er blickt auf unsere ineinander verschlungenen Hände hinab und lächelt unglücklich.
»Ich werde es überstehen müssen. Ich bin selbst schuld, ich hätte mich nicht in Caesy verlieben müssen. Warum habe ich nicht gesehen, dass sie nicht genauso für mich empfindet?«

Ich weiß es nicht. Vielleicht macht Liebe ja wirklich blind und es steckt mehr hinter diesem einfachen Sprichwort.

»Ich werde immer für dich da sein, Shane. Du bist mein bester Freund und nichts und niemand kann daran jemals etwas ändern«, verspreche ich ihm.
Shane versucht sich an einem Lächeln, aber er scheitert und zerreißt mir das Herz.

»Danke, Maggs. Das bedeutet mir viel.«

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