⊱Danksagung⊰

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»Fertig!«
»Gott sei Dank!« Der erleichterte Blick meiner Schwester trifft mich. »Bedeutet das, ich bin endlich frei?«
Ich blicke sie finster an. »Was soll das denn bitte heißen?«, hake ich bissig nach.

»Äh ... ich hab dich lieb?«, schlägt sie fragend vor. Ich rolle mit den Augen und sie verzieht plötzlich ihr Gesicht.
»Was ist?«, frage ich erschrocken. »Habe ich was vergessen?«
»Die Danksagung!«

»Ich will aber nicht!«, schmolle ich. »So was liegt mir nicht.«
Sie kneift ihre Augen zusammen und mustert mich streng. »Ich habe dir die ganze Zeit geholfen, du musst sie schreiben und vor allem mich erwähnen.«
»Na schön. Wie wäre es mit ›Vielen Dank für alles. Meine Schwester hat mir geholfen‹?«

Jetzt wird sie wütend. Ihre Lippen bilden einen schmalen Strich, deswegen ergebe ich mich und beginne seufzend zu tippen. Mürrisch sieht sie mir dabei die ganze Zeit über die Schulter.
»Du musst unsere Eltern erwähnen«, ermahnt sie mich, als ich fertig bin.
»Was? Aber sie wissen doch gar nichts von diesem Buch!«

»Familie ist Familie.« Ihre Stimme lässt keine Widerrede zu, also füge ich sie und zur Sicherheit auch meine Großeltern ein.
»Zufrieden?«
»Setz zu ›Ein großer Dank gehört all meinen Lesern‹ das Wörtchen ›aktiven‹ hinzu. Stumme Leser haben keinen Dank verdient.«

»Jetzt übertreibst du aber«, murmele ich. Sie übergeht meinen Kommentar einfach. Super. Manchmal kann man echt nicht mit ihr reden. Unten im Wohnzimmer bellt unser Hund und meine Schwester lässt endlich von mir ab, um nachsehen zu gehen.

Sobald sie weg ist, lösche ich ihren letzten Ratschlag und lehne mich dann entspannt zurück. Endlich fertig.
Mir entflieht eine Träne. Ich werde Evan und Maggie vermissen.

»Weinst du etwa?« Meine Mutter steht im Türrahmen und ich klappe den Laptop eilig zu.
»Nein«, lüge ich und halte ihrem misstrauischen Blick mit einem breiten Grinsen stand.
»Ach übrigens, deine Büchersendung ist gerade gekommen«, sagt sie dann und runzelt die Stirn, als ich quer durch den Raum hüpfe, um ihr das braune Paket abzunehmen.

Kopfschüttelnd verlässt sie mein Zimmer.
»Seltsames Kind«, höre ich sie murmeln, während ich meine allergrößten Schätze auspacke und die beiden Bücher anschließend wie den heiligen Gral in die Luft halte.

Eines steht fest, in den nächsten Tagen wird mich niemand mehr so schnell zu Gesicht bekommen.

Light up my WorldWhere stories live. Discover now