Kapitel 15

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Hayden dribbelte über den Platz, wich den flinken Händen seines Gegners aus und warf den Ball zum Korb. Er flog und flog und ... prallte laut krachend vom Brett ab.
„Scheiße." Fluchend fuhr er sich mit den Händen durch das Haar und schüttelte den Kopf. Was war heute nur los? Er konnte sich nicht auf sein Training konzentrieren und machte andauernd Fehler, die er normalerweise gar nicht von sich gewöhnt war. Heute gingen die einfachsten Dinge schief. Wütend schnappte er sich den Ball, warf ihn auf den Boden und fing ihn schließlich wieder auf. Er joggte zu einer Bank, setzte sich und tupfte sich mit einem Handtuch die verschwitzte Stirn ab.
„Hey Kumpel. Was ist denn heute los mit dir? Du bist gar nicht bei der Sache." Rayan goss sich etwas Wasser über das Gesicht, bevor er die Wasserflasche leer trank.
„Ich kann mich heute nicht konzentrieren."
„Ist irgendetwas passiert?" In der vergangenen Woche war ziemlich viel passiert. Nach ihrem letzten Spiel als sie ihren Sieg in der Kneipe gefeiert hatten, hatte Mary ihm offenbart, weswegen sie vor einer Beziehung zurückschrak. Anschließend hatte sie seinen Versuch sie auf ein Date auszuführen abgewiesen bis sie ihm etwas schuldete, weil er sie völlig betrunken aufgelesen und womöglich vor einem großen Fehler bewahrt hatte. Und als sie dann aus waren, haben sie sich prächtig verstanden, waren direkt auf einer Wellenlänge und hatten viel zu lachen. Er fühlte sich an ihrer Seite wohl, fand ihr Lächeln ansteckend und musste andauernd an ihren sehnsüchtigen und zugleich traurigen Blick denken. In einer Sekunde sah sie ihn aus ihren blaugrauen Augen so sehnsüchtig, lustvoll und verlangend an. Und in der nächsten Sekunden las er Trauer, Enttäuschung und Einsamkeit. Wieso? Er verstand nicht, wieso diese Empfindungen bei ihr so stark miteinander verknüpft waren? Gut, sie hatte schlechte Erfahrungen gemacht, aber sie musste doch erkennen, dass er ein ganz anderer Mann war. Seufzend fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und schloss die Augen.
Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild ihres lediglich von dem züchtigen und gleichzeitig reizvollen, weißen Spitzenbh bedeckten Oberkörpers auf. Hastig hatte sie das Körbchen von ihrer Brust entfernt, um diese zu säubern und die nackte Haut hatte seinen Blick beinahe magisch angezogen. Ihm war ein Schauer über den Rücken gelaufen und am liebsten wäre er zu ihr gegangen, hätte ihr diesen Fetzen Stoff ausgezogen und an ihrer Stelle ihre wohlgeformte Brust gereinigt. Ihre perfekte, runde Brust, die weder zu klein noch zu groß war mit diesem kleinen, rosa Nippel, den er Zugern zunächst zwischen den Fingern gerieben und anschließend mit seinem Mund, seiner Zunge, seinen Zähnen liebkost hätte.
„Hayden?" Rayan riss ihn aus seinen Gedanken. „Ist irgendetwas mit deinem Mädchen passiert?"
„Ich weiß nicht. Irgendwie komme ich nicht weiter."
Rayan ließ sich neben ihn auf der Bank nieder, stützte die Arme auf die Knie und sah ihn aufmerksam an. „Erzähl es mir. Meistens hilft es, wenn jemand unbeteiligtes auf die Situation blickt."
„Wir wollten Freunde sein. Natürlich war das nicht ernst gemeint, aber sie hat mir erklärt, wieso eigentlich keine Beziehung möchte. Wir waren Waffeln essen. Wir haben uns gut unterhalten und konnten gemeinsam lachen, außerdem kann sie die gewisse Anziehungskraft nicht leugnen. Doch, innerhalb von Sekunden wandelt sich ihr Ich-will-dich-Blick in einen Ängstlichen und dann verschwindet sie."
Rayan blickte einen Moment zu ihren anderen Teamkollegen, dachte nach und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter, während er aufstand. „Sie ist sich wahrscheinlich unsicher, ob sie dich wirklich. Ich glaube, sie brauch' einen kleinen Anstoß."
„Woran denkst du?" Rayan lächelte.
„Wenn eine andere Frau einer anderen etwas wegzunehmen versucht, fahren sie die Krallen aus. Mach' dir das zu Nutzen. Und wenn sie nicht reagiert, dann wäre es nicht gut gelaufen."
Hayden dachte einen Moment nach und nickte dann. „Du hast recht. Danke, Kumpel."
„Dafür musst du dich nicht bedanken. Ich denke lediglich an mein Team und unser nächster Spiel gedacht. Wir brauchen einen Topspieler, der mit dem Kopf auf bei der Sache ist." Damit wand sich Rayan um, schnappte sich einen Ball und setzte sein Training fort. Hayden lehnte sich an die Wand und beobachtete seine Teamkameraden. Es machte für ihn überhaupt keinen Sinn mehr hier zu sitzen und sie weiter zu beobachten. Bei seinem Konzentrationsvermögen wurde er sich heute noch selbst verletzen und das nützte ihnen alles nicht.
Seufzend stand er auf, ging zu seinem Trainer und räusperte sich. „Pat. Kann ich heute vielleicht eher gehen?"
Der kahlköpfige, breit gebaute Mann drehte sich um und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Ausnahmsweise Hayden."
Ohne ein weiteres Wort wand er sich ab und ging zu einigen Kameraden, die gerade Körbe warfen. Schnell schnappte sich Hayden sein Handtuch sowie die Wasserflasche, verließ die Sporthalle und verschwand in der Umkleide, wo er sich hastig seiner Sache entledigte und zu den Duschen ging. Er stellte das Wasser an, stützte sich mit einem Arm an die Wand und schloss die Augen. Sofort sah er sie wieder vor sich. Ihre langen, braunen Haare hatten sich auf dem Kopfkissen seines Bettes ausbreitet. Sie hatte ihre Arme über dem Kopf ausgestreckt, war oben rum völlig nackt und streckte ihm ihre Brüste einladend entgegen. Langsam schlug sie ihre Augen auf, blickte unter ihren langen Wimpern verschlafen zu ihm auf und verzog ihre sündhaften, vollen Lippen zu einem süffisanten Lächeln.
Keuchend riss Hayden die Augen, drehte die Temperatur der Dusche herunter und wusch sich hastig, wobei er sein erigiertes Glied ignorierte. Mit um die Hüften geschlungenes Handtuch kehrte er in die Umkleide zurück, kleidete sich ein und verließ kurz darauf die Sporthalle. Nachdem seine Sporttasche in dem Kofferraum verstaut war, schickte er seine Schwester eine kurze Nachricht und setzte sie anschließend hinter das Steuer seines Fahrzeugs.

Seufzend öffnete er seine Wohnungstür, trat die Tür hinter sich zu und durchquerte seine Wohnung bis er im Schlafzimmer angekommen war. Im Badezimmer warf er seine Sportkleidung in den Eimer mit der dreckigen Wäsche, zog sich ein abgenutztes, schwarzes T-Shirt an und fuhr seinen Computer in seinem Arbeitszimmer hoch, während er sich eine Flasche Wasser aus der Küche holte. Sein Blick glitt durch sein mit Parkettboden, dunklen Wänden und schwarzen Möbeln eingerichteten Raum und er grinste, während er den Boxsack, die Hanteln und die übrigen Fitnessgeräte an einer Seite des Raums musterte.
Wenn sein Training so heute schon nicht gut gelaufen war, dann konnte er wenigstens später etwas für seine Muskeln tun. Er hatte schon ewig nicht mehr geboxt.
Sobald das Bild geladen hatte, meldete er sich an, öffnete Skype und grinste, als er das grüne Symbole neben dem Bild seines Freundes entdeckte. Hastig setzte er das Headset auf, rief ihn per Videoanruf an und grinste, als das vertraute Gesicht des Mannes mit den zerzausten blonden Haaren und den kastanienbraunen Augen auf seinem Bildschirm auftauchte. Liam war mit seiner lockigen Mähne, den Sommersprossen und der gebräunten Haut der typische Sunnyboy.
„Hallo Kumpel. Lange nichts mehr von dir gehört. Alles klar bei dir?", fragt er und grinste frech in die Kamera.
„Alles bestens und bei dir? Was macht die Clique?"
„Wir vermissen dich alle und können es gar nicht abwarten, endlich an die Westküste zu kommen und dich wiederzusehen", grinste Liam, hob das Handy an und deutete auf ihn. „Warte mal kurz, da sind Leute, die dich grüßen wollen."
Das Bild wechselte und Hayden grinste, als er seine alten Schulfreunde entdeckte, die laut grölend die Arme zur Begrüßung von sich streckten.
„Ich kann es auch kaum abwarten, dass die zwei Wochen vergehen." Liam tauchte wieder auf dem Bildschirm auf.
„Und hast du dich schon mit den ortsansässigen Lokalitäten vertraut gemacht, sodass wir direkt durchstarten und nette Damen kennenlernen können?" Sein Lächeln geriet ins Wanken bei dem Gedanken eine fremde Frau aufzureißen. Was war nur los mit ihm? „Was ist das für ein Ausdruck? Den habe ich schon lange nicht mehr auf deinem Gesicht gesehen. Sag mir nicht, dass du binnen weniger Wochen eine Frau kennengelernt und dich fest an sie gebunden hast?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Allerdings habe ich jemanden kennengelernt. Es ist ziemlich kompliziert."
„Kompliziert klingt gar nicht gut." Liam sah ihn nachdenklich an. „Wer ist sie?"
„Sie ist Phoebes beste Freundin."
„Auch das noch. Hayden weist du noch, was beim letzten Mal passiert ist? Du hast es doch nicht vergessen, oder?"
„Nein. Wie könnte ich das vergessen", murmelte er und blickte auf seine Hände. Sein Puls beschleunigte sich und er ballte die Hände zu Fäusten. Wie könnte er auch vergessen, was sie ihm angetan hat? Verrat. Betrug. Verleugnung. Niemand hatte ihn so sehr verletzt wie sie und er sollte stolz auf sich sein, dass er nach dem Allem zu einem neuen Menschen vertrauen schaffte und sich auf etwas völlig Neues einließ.
„Stellst du sie mir vor, sobald wir da sind?"
„Wenn sie sich mir hingibt, dann auf jeden Fall. Sie ist wirklich toll."
Liam lächelte halbherzig. „Zu Beginn ist es immer toll und dann geht es Stück für Stück in die Brüche bis nicht einmal die Grundmauern überbleiben. Ich habe dich damals erlebt, Hayden. Ich will meinen starken, unerschütterlichen Kumpel nicht wieder wegen eines gebrochenen Herzens alles zerstörend und weinend vorfinden."
„Keine Sorge, Liam. Ich passe auf." Liam blickte ihn nachdenklich an, bevor er nickte.
„Ich muss los. Wir hören von einander. Bis später, Kumpel."
Das Bild seines besten Freundes verschwand und Hayden lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sein Blick blieb an dem Boxsack hängen, rasch zog er sich das Shirt über den Kopf und verbannt sich die Finger, bevor er mit einem lauten Gebrüll auf den Boxsack einschlug. Um seine Wut anzustacheln, rief er sich alle Erinnerungen an seine verhasste Ex-Freundin ins Gedächtnis und schlug immer fester auf den Sack ein. Sie hatte ihn belogen. Sie hatte ihn hintergangen. Sie hatte nicht mal zu ihren Taten gestanden. Sie war für ihn gestorben. Sie hatte ihn sein Gott verdammtes Herz aus der Brust gerissen und war schließlich vom Erdboden verschwunden. Er hoffte inständig, dass er nie wieder mit ihr konfrontiert wurde und wünschte ihr nur das Schlechteste. Hoffentlich versagte sie, ihre Eltern warfen sie raus und sie endete völlig mittellos in einer Gosse. Doch, sie war schön und irgendein Idiot würde sich dieser verlogenen Schlampe schon annehmen. Mit einem letzten Schlag brachte er den Boxsack soweit ins Schwingen, dass er hastig zurückspringen musste. Schweißgebadet warf er die Bänder auf den Boden, verließ sein Arbeitszimmer und stützte sich auf der Marmorplatte seines Waschbeckens ab. Ein paar nasse Strähnen hingen ihm im Gesicht. Er atmete schwer und seine Muskeln brannte. Mary war nicht so wie sie. Sie war rücksichtsvoll, aufmerksam, liebevoll und leidenschaftlich.  Sie war genau die Frau, mit der er sich etwas aufbauen wollte und die ihm völlig den Kopf verdrehte. Er würde nicht zulassen, dass die Erinnerungen an seine Ex ihre Beziehung zerstören würde.
„Niemals." Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, wie er Mary bewusst machte, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie.

UnverhofftWhere stories live. Discover now