Kapitel 39

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Euphorisch blickte Mercedes auf den Bildschirm und las sich die E-Mail ein weiteres Mal durch. Sie hatte eine Zusage für ein Praktikum bei einem renommierten Unternehmen für Unternehmensberatung. Jubelnd hob sie die Arme über den Kopf und warf lachend den Kopf in den Nacken. Ihr Leben ging wieder Bergauf. Glücklich sprang sie vom Stuhl, schaltete den PC aus und rannte durch die Wohnung zu ihrem Rucksack. Ein bezahltes Praktikum war die beste Möglichkeit Einblicke in das Arbeitsleben zu bekommen und womöglich einen ersten Fuß fest in den Arbeitsmarkt zu setzen. Eine absolvierte Praktikumsstelle machte sich auf dem Lebenslauf bei einer erneuten Bewerbung besser als wenn man sich bei einem Unternehmen direkt beworb ohne berufliche Erfahrungen. Außerdem ergab sich so für sie die Chance im Unternehmen vorzustellen und die Wahrscheinlichkeit, wenn man sich auf einen Job dort bewarb, war größer, weil sie einen bereits kannten.
Lächelnd eilte sie aus der Wohnung, fuhr mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss und rannte aus dem Gebäude zur nächsten Bushaltestelle. Mercedes musste Hayden unbedingt davon erzählen. Sie war sich sicher, dass er sich für sie freuen würde. Ihr wurde ganz warm ums Herz, als sie sich an den gestrigen Abend erinnerte.
Es schien als hätten sie im letzten Moment noch einmal die Kurve bekommen. Sie hatten gemeinsam im Wohnzimmer ferngesehen, ihre Pizzen gegessen und sich über alte Geschichten unterhalten. Irgendwann war ihr eingefallen, dass sie ihr Buch mit all ihren Erinnerungen an ihn dabei hatte und als Hayden darin herumgeblättert und Tränen in den Augen hatte, da war auch der letzte Zweifel daran, dass er es wahrlich ernst meine verflogen. Er liebte sie und sie liebte ihn.
Ganz in den Gedanken versunken, stieg sie in den Bus ein und schwelgte weiter in ihren Erinnerungen bis sie die Sporthalle erreichte. Rasch stieg sie aus, eilte über die Straße und nahm dann auf einem der Ränge Platz, um ihn zu beobachten. Sofort war sie Feuer und Flamme für das Spiel und konnte ihre Augen nicht von ihrem Freund lösen. Freund? Waren sie jetzt ein Paar? Sie hatten zwar nicht explizit darüber gesprochen, aber tief in ihrem Inneren war sie sich sicher.
Hayden dribbelte um einen gegnerischen, hochgewachsenen Mann, rannte mit großen Schritten über den Platz und stemmte sich an der letzten Linie nach oben um einen Korb zu werfen. Ihr Herz setzte zu Schlagen aus und sie hielt vor Anspannung die Luft an. Der Ball flog, landete auf dem Korb und rollte um das Loch herum. Heftig biss sie sich auf die Unterlippe und drückte beide Daumen, als der Ball nach rechts kippte und durch das Netz fiel. Im Einklang mit dem Block sprang sie von ihrem Platz auf, jubelte und freute sich, als sie Hayden über den Platz rennen und seine Teamkollegen abklatschen sah.
Grinsend strich er sich das verschwitze Haar von der Stirn, blickte zur Tribüne hoch und selbst aus der Entfernung konnte sie das Leuchten in seinen Augen sehen, als er sie entdeckte. Er zwinkerte ihr aus dem Augenwinkel zu, als der Schiedsrichter pfiff und verkündete, dass die zwei Minuten nach Spielzeit begonnen hatten.
Mercedes setzte sich wieder und verfolgte angestrengt den Ball, der in Windeseile über den Platz flog. Rayan passte Hayden den Ball zu, der gewann erneut einen Zweikampf und blieb abrupt stehen, als die Tribüne von Zehn abwärts zu zählen begann. Für eine kurzen Augenblick schloss er die Augen, holte tief Luft und warf den Ball von der Mittellinie aus zum Tor.
Die Halle war still und niemand wagte es zu atmen, während der Ball zum Korb flog, gegen die Platte stieß und durch das Netz mit einem lauten, dumpfen Laut auf dem Boden aufschlug. Der Schiedsrichter pfiff das Spiel ab und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht registrierte Mercedes wie die Tribüne in tosenden Applaus ausbrach, schrie und sich ältere Männer glücklich über den Sieg umarmten. Hayden sah zu ihr auf und sie streckte ihm beide Daumen entgegen. Mit einer dezenten Kopfbewegung bedeutete er ihr zu ihm zu kommen, was sie sich nicht zweimal sagen ließ. Ohne Umschweife verließ sie die Tribüne, eilte die Treppe zu den Umkleiden herunter und rannte dann auf das Spielfeld, wo Hayden sie schon mit ausgestreckten Armen erwartete.
„Du warst wunderbar", kreischte sie, als er sie hochhob und im Kreis schwang.
„Ich kann am besten Spielen, wenn man Glücksbringer im Publikum sitzt", grinste er und umfing mit den Händen ihre Oberschenkel.
„Du warst auch super, als ich nicht da war."
„Ich bin einfach glücklich", gestand er und drückte ihr einen innigen Kuss auf die Lippen. Seufzend schlang sie die Arme um seinen Hals und ignorierte die Blicke der anderen Männer um sie herum. Was im Augenblick zählte, waren Hayden und sie! Ihr Herz schlug ihr wie wild gegen den Brustkorb und Mercedes konnte sich erst von seinem Mund losreißen, als sie keine Luft mehr bekam. „Wieso strahlst du so?"
„Ich habe die Zusage für meine Praktikumsstelle zwei Blocks von deiner Wohnung entfernt."
„Das ist doch super. Glückwunsch und wann fängst du an?"
Mercedes grinste stolz. „Montag."
„Was ist mit deinem Job im Café?"
„Ich bin noch in der Probezeit und kann deshalb fristlos kündigen."
„Ich freue mich für dich." Lächelnd gab er ihr einen letzten Kuss auf den Mund, bevor er sie wieder auf dem Boden absetze und sie stolz an seine Brust zog. Mercedes hob den Blick und entdeckte Rayan, der zielstrebig auf sie zu kam und Hayden auf die Schulter schlug.
„Wir sind froh, dass du dich mit Mercedes wieder versöhnt hast und nun wieder unser Ass bist. Das war ein gutes Match. Und Mercedes, schön dich hier zu sehen."
Rayan zwinkerte ihr zu, bevor er sich sein Handtuch schnappte und in den Umkleiden verschwand. Lächelnd blickte Mercedes zu Hayden auf, der ihr einen Kuss auf die Stirn drückte. „Ich habe es vermisst, dass du bei meinen Spielen auf der Tribüne sitzt und mir zujubelst. Versprichst du mir, dass wieder zu tun?"
„Wenn es meine Arbeit zulässt, werde ich bei jeden deiner Spiele auf der Tribüne sitzen und zusehen wie du einen Korb nach dem Anderen wirfst."
Hayden umfing mit beiden Händen ihr Gesicht, lächelte breit und legte seine Stirn an die Ihre. „Ich bin verdammt glücklich mit dir, Mercedes Richards."
„Ich auch mit dir, Hayden Carmichael."

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