Kapitel 26

265 22 2
                                    

„Wir müssen reden." Ihr Herz setzte einen Schlag aus und wurde ganz schwer in ihrer Brust, als sie sich umdrehte und in das sonst so fröhliche Gesicht von Hayden sah. In diesem Augenblick wirkte er alles andere als glücklich oder belustigt. Hayden hatte die Stirn in Falten gelegt und zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine für ihn vollkommen untypische Furche. Seine wunderschönen, tiefblauen Augen blickten sie ernst an. Mercedes schluckte, nickte Tylor kurz zu und stand dann auf um Hayden zu einem der Bänke unter den Linden zu folgen, die heute erstaunlicherweise nicht besucht waren.
Hayden bedeutete ihr sich zu setzen und Mercedes rutschte nervös auf der Bank hin und her, während er nachdenklich vor ihr auf und ab ging. Sie hatte ein schlechtes Gefühl - ein ganz, ganz schlechtes Gefühl.
Plötzlich hielt er an, atmete tief durch und sah sie dann mit ausdrucksloser Miene an. „Ich mache Schluss, Mercedes."
Ihr blieb das Herz stehen. „Bitte, was?"
„Ich mache Schluss, Mercedes", wiederholte er diesmal etwas lauter und deutlicher. „Das mit uns funktioniert einfach nicht mehr. Es ist vorbei."
„Aber wieso?"
Er lachte und verdrehte die Augen. „Also wenn du das nicht weißt, dann bist du dümmer als ich gedacht hatte. Ich liebe dich nicht mehr, Mercedes. Unsere Beziehung ist schon eine ganze Weile nicht mehr das, was sie zu Beginn war und ich habe keine Lust mehr mir dein Genörgel, deine altklugen Weisheiten und Gezeter anzuhören."
„Hayden", seufzte Mercedes und konnte nicht fassen, was er da gerade von sich gab. Hayden lachte sarkastisch, blickte dorthin zurück, wo sie vor wenigen Minuten noch gesessen hatte und wand sich kurz darauf wieder ihr zu. Der Blick seiner Augen war so düster und wütend - beinahe mordlustig und beim Klang seiner Stimme bekam sie Gänsehaut. „Ich gehe schon eine ganze Weile mit anderen Mädchen aus. Du warst gut im Bett, dass wollte ich noch einen Moment ausnutzen, aber mittlerweile nervt es mich nur noch. Ich will mein Leben weiterleben und Spaß haben, was mit jemanden wie dir nicht möglich ist."
Mercedes konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie fühlte sich, als wäre sie im falschen Film. Das war nicht ihr Hayden, der hier gerade vor ihr Stand, ihre Beziehung beendete und ihr gestand, dass er sich nach einer neuen Partnerin umsah, während er noch mir ihr zusammen war. Sie hatten vor wenigen Tagen noch Sex gehabt und jetzt war alles vorbei? Sie kam sich benutzt und überdrüssig vor. Er war ihr Fels in der Brandung gewesen und jetzt warf er sie einfach weg. Er trat rücksichtslos auf ihren Gefühlen rum. „Hayden, dass bist doch nicht mehr du."
„Oh doch und wie ich das bin. Du bist diejenige, die sich verändert hat und du hast selbst jetzt nicht den Mumm dazu zu deinen Fehlern zu stehen und ehrlich zu sein."
„Was für Fehler denn?" Ihre Herz brach in tausend Stücke.
„Das weist du ganz genau."
„Nein. Ich weiß gar nicht, was du meinst", schluchzte sie, strich sich mit dem Handrücken die Tränen von der Wange und war absolut fassungslos. Hayden blieb stehen und sah sie einfach nur an. Seine eiskalte Maske rutschte. Die Enttäuschung stand ihm beinahe mit Druckbuchstaben ins Gesicht geschrieben.
„Wenn du das nicht weist, dann ist jede weitere Sekunde mit dir verschwendet." Ohne ein weiteres Wort zu sagen, machte er auf dem Absatz kehrt und eilte zielstrebig über den Pausenhof zu seiner Jungenclique, die am anderen Ende unter den Basketballkörben auf ihn warteten. Sie klopften ihm auf die Schultern, warfen ihr abfällige Blicke zu und verteilten sich schließlich auf dem Feld, um Baskettball zu spielen. Es war vorbei. Nun, war es offiziell, dass ihre Beziehung gescheitert war.
Schluchzend stand sie von der Bank auf und kehrte zu Tylor zurück, der sofort von der Decke aufsprang, als er sie entdeckte.
„Oh nein, Mercedes. Was ist passiert?", rief er, zog sie in eine Umarmung und drückte sie fest an seine Brust. Von einem weiteren Schluchzer geschüttelt, presste sie ihr tränennasses Gesicht in seine fest Brust und versuchte gar nicht erst ihre Gefühle zu unterdrücken.
„Er. Hat", ächzte sie zwischen mehreren Schluchzern. „Schluss. Gemacht."
„Aber wieso? Ihr könnt doch sicherlich .." Mercedes schüttelte den Kopf, legte ihn in den Nacken und schniefte.
„Nein. Es ist unmöglich. Er sagte, wenn ich nicht wüsste, was schief gelaufen wäre, dann hätte alles kein Sinn." Erneut überkam sie ein Schluchzer und sie krallte ihre Finger fest in Tylors Brust, der sie einfach nur näher an sich zog und beruhigend über den Rücken strich. Das war der schlimmsten Tag in ihrem Leben. Wenn sie stets angenommen hatte, dass nichts schlimmer als die Ablehnung der eigenen Eltern war, dann wurde sie an diesem Tag eines Anderen belehrt. Nichts war schmerzhafter, als von dem Menschen, den man über alles liebte, verlassen zu werden.

UnverhofftWhere stories live. Discover now