Kapitel 1

3.2K 78 17
                                    

Alea

"Du kleiner mieser Pisser! Ich bring dich eigenhändig um!", dieser Idiot, hinter der Theke, lacht sich ins Fäustchen. "Na Warte...", ganz langsam hebe ich den nassen Lappen, den er mir noch vor einer Sekunde direkt ins Gesicht geschmissen hat, auf und hole zum werfen aus. Es fliegt und landet mit einem grossen Klatschen in seine Visage. Bam! Glatte 10 würd' ich sagen. "Alea!" Onkel Franko's stämmige Statur kommt aus dem Büro heraus. "Es tut mir echt leid Onkel, aber er hat zuerst angefangen."

"Alea, Liebes, das weiss ich doch bereits", flüstert er zwinkernd. Wie ich ihn liebe und genau in diesem Moment wächst die Liebe noch ein Fünkchen mehr. "Also ihr zwei, ich mache jetzt Feierabend. Alea schliesst du bitte das Café ab, bevor du es verlässt?" "Natürlich", ich umarme ihn noch kurz und er gibt mir einen Kuss auf meinen Scheitel. "Cole, benimm dich. Verstanden?", mein bester Freund will ihm protestierend antworten, doch mein Onkel wartet erst gar nicht auf seine Antwort ab.

Triumphierend laufe ich hinter die Theke. Das angekratzte Ego kann ich förmlich riechen. "Manchmal bist du eine waschechte Hexe." "Iiiiiich doch nicht", die Glocke an der Eingangstür klirrt, als eine Gruppe junger Männer in den Raum eintreten. Mit den schwarzen Klamotten und den nicht sehr freundlichen Ausdrücken im Gesicht sehen sie auf den ersten Blick ziemlich angsteinflössend aus, doch besonders sticht mir der Anführer der Gruppe ins Auge. Selbstbewusst läuft er auf einen Tisch zu, ohne mich oder Cole eines Blickes zu würdigen. Na da haben wir aber jemand sehr wichtiges. Seine Mitglieder folgen ihm und setzen sich zu ihm hin. Ich hab oftmals mit Kunden zu tun, die mir die kalte Schulter zeigen, aber irgendwie stört es mich besonders bei diesem einen Typen.

"Hast du ne Ahnung wer zum Teufel die sind?" Verwirrt zieht Cole die Augenbrauen zusammen und fängt an seinen Kopf zu schütteln: "Keinen blassen Schimmer, aber desto schneller du sie bedienst, desto eher können wir Feierabend machen. Denn die Schwachköpfe da, haben die Öffnungszeiten natürlich wissentlich ignoriert!" Seine Wut bringt er zum Ausdruck, in dem er die dreckigen Gläser mit einem lauten Scheppern in den Geschirrspüler befördert. Ein kurzer Blick auf die alte Wanduhr verrät mir, dass wir tatsächlich jetzt geschlossen hätten.

Seufzend begebe ich mich auf den Weg zu meiner Hälfte. Cole und ich haben uns darauf geeinigt, dass er die linke Hälfte bedient und ich die rechte Seite des Cafés übernehme. Damit's gerecht verteilt ist. Als ich fast bei ihnen ankomme, hebt der auf der linken Seite Sitzende bereits seinen Kopf hoch. "Na, wen haben wir den da?", mit seinem wuscheligen blonden Haarschopf sieht er echt nicht schlecht aus, geschweige von seinem süßen Lächeln. Was mich natürlich nicht interessieren sollte. "Willkommen im Franko's. Was darf ich euch bringen?", spätestens jetzt liegt jedes Augenpaar auf mir. Ich schwenke zur rechten Seite. Mister Anführer besitzt stechend grüne Augen die mich ohne Emotionen geradewegs anstarren. Und wie sie mich anstarren.

"Einmal bitte einen Espresso extra stark und deine Handynummer dazu", schon wieder dieser blonde Haarschopf. Ernsthaft, auf diese Anmachsprüche habe ich schon über den Tag verteilt keinen Bock und schon gar nicht, wenn ich mich eigentlich gerade auf dem Heimweg befinden müsste. "Einmal einen Espresso stark und einen Arschtritt für das blonde Kerlchen. Sonst noch was?" Nur das Lachen des Beleidigten ertönt, der Rest gibt noch immer keinen Mucks von sich. Was mir ziemlich merkwürdig erscheint. 

"Wo ist Franko?", ich zucke beinahe zusammen als ich mich zum grünäugigen Typen umdrehe. Eine kurze Sekunde nehme ich mir, um ihn so gut es geht anzusehen und mir sein Aussehen einzuprägen. Seine Augen werden von dunklen und dichten Wimpern umrundet, was sie noch intensiver erscheinen lässt, als sie es ohnehin schon sind. Kurze schwarze Haare bedecken seinen Kopf und über seiner einen Augenbraue ziert eine kleine Narbe, die fast nicht ersichtlich ist, mir aber trotzdem nicht verborgen bleibt. "Wer will das wissen?" Er sieht nicht so aus, als würde er meinen Onkel nach einem Jobangebot fragen.

No escape, MafiosoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt