👼Rick(14)👼

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Heute werde ich endlich entlassen.
Ich kann es kaum erwarten in meinem eigenen Bett zu liegen und mein Zimmer wieder um mich zu haben. Ich kann es wirklich kaum erwarten.

Meine Eltern sind beide hier und gemeinsam warten wir auf den Arzt, der mir meine Entlassungspapiere bringen soll.
Knox war heute morgen kurz da und was hat er gemacht?
Er hat mich begrüßt und wir haben uns kurz ausgetauscht und dann, dann hat er sich in mein Bett gelegt und hat zwei Stunden geschlafen.
Einfach so, er hat es nicht begründet und als er dann schlief, habe ich mich neben ihn auf das Bett gesetzt und habe ihn einfach nur beobachtet.
Ich bin verliebt, oh ja das bin ich. Verliebt in jemanden den ich nicht haben darf.

Als Knox dann wieder aufgewacht ist, saß ich immer noch auf dem Bett und er lächelte mich einfach nur an. Wir sprachen nicht ein Wort, sondern hielten nur die Hand des jeweils anderen.
Dann klingelte aber sein Handy und er musste los. Sein Onkel hat ihn in die Kanzlei zitiert. Sonst wäre er vermutlich immer noch hier.

"Rick.", sagt mein Vater und ich schaue ihn an, werde somit aus meine Gedanken geholt.
"Ich habe von der Polizei erfahren, dass du morgen, um halb zwei, auf das Department kommen sollst, um deine vollständige Aussage zu Protokoll zu geben.", meint er weiter und ich schlucke.
Das hatte ich komplett vergessen.

Ich nicke nur und senke meinen Kopf. Ich schließe für einen Moment die Augen und atme tief ein und wieder aus, als ich erneut die Stimme meines Vaters vernehme: "Außerdem habe ich ein paar Kontakte spielen lassen und für übermorgen, um elf Uhr, einen Termin bei einem renomierten Traumatherapeuten bekommen. Sein Name ist Mister Kinney."
Ich lasse die Augen weiterhin geschlossen und atme einfach weiter.
All das ganze, jetzt so kurz nach der Entlassung, muss das sein?
Kann ich nicht einfach wieder zur Schule gehen und mein Leben weiter leben wie bisher?

"Rick?", höre ich nun die Stimme meiner Mutter und ich schaue auf, dann sage ich: "Ja ist okay. Ich hab alles verstanden."
"Okay.", sagt sie und schiebt dann hinterher: "Du musst da überall nicht allein hin. Wir werden... ."
"Nein! Ich mach das allein.", äußere ich laut und bestimmend.
"Auf dem Department, sollte aber ein Anwalt dabei sein. Ich habe mit Tanner gesprochen, er wird dich beraten und vertreten.", meint mein Vater und ich antworte: "Okay, aber zu dem Therapeuten gehe ich allein. Seid mir nicht böse, aber ich will das allein schaffen."
"Ist okay mein Schatz.", entgegnet mir meine Mutter und dann öffnet sich die Tür.

Der Arzt tritt ein und bespricht mit uns noch die letzten Dinge, gibt meinen Eltern die Entlassungspapiere und den Medikamentenplan, dann kann ich endlich gehen.

Etwas später sitzen wir im Auto und wieder einmal regnet es.
Ich schaue aus dem Fenster und beobachte die Umgebung. Menschen die durch den Regen eilen, Tropfen die auf dem Boden aufkommen.
Niemand sagt etwas, das einzige was zu hören ist, ist die Musik, welche das Radio von sich gibt.

Wir halten und ich stelle fest, das wir auf einem Parkplatz stehen.
"Was wollen wir hier?", frage ich verwirrt und mein Vater dreht sich zu mir um, bevor er mir antwortet: "Na dein neues Handy kaufen. Das haben wir dir doch versprochen."
Ich grinse und steige, gemeinsam mit meinen Eltern aus dem Auto, freue mich, bald wieder erreichbar zu sein.

Es dauerte nicht lange, bis ich mein neues Handy stolz aus dem Laden getragen habe.
Henry und auch Kenai begrüßten mich überschwänglich, als ich nach Hause kam und ich war froh, als die beiden wieder von mir abgelassen haben.
Mittlerweile ist es schon dunkel draußen. Es ist kurz vor elf abends und ich habe endlich das Einrichten meines neuen Telefons abgeschlossen.
Dad kam, bevor er zu seinem neuen Zuhause gefahren ist, nochmals in mein Zimmer und verabschiedete sich von mir, gab mir einen Zettel, mit der Bitte diesen erst auseinander zu falten, wenn ich das Handy soweit startklar habe.
Man mag es mir vielleicht nicht glauben, aber der Zettel liegt immer noch unberührt auf meinem Bett, denn ich habe mich an die Bitte meines Vaters gehalten.

Doch jetzt wo ich fertig bin, nehme ich den Zettel zur Hand und falte ihn auseinander.
Ich schaue drauf und lese, das was mein Vater geschrieben hat:

Rick, du hattest eine schwere Zeit und
ich habe Fehler gemacht. Ich habe dir
verboten den Menschen zu treffen, der dir
doch so wichtig ist.
Ich will mich dafür entschuldigen und hoffe, dass
du es mir nachsiehst.
Ich habe dir eine Handynummer aufgeschrieben, eine
die du vorab noch nicht hattest und ich hoffe, dass sie
dir weiter helfen wird.
Knox gab sie mir ohne zu zögern.

Ich hab dich lieb mein Sohn.

Dad

Als letztes stehen ein paar Zahlen auf dem Zettel und ich lese das was mein Vater geschrieben hat nochmals durch.
Dann lege ich meine Hand vor meinen Mund und verstehe erst jetzt, dass es sich bei der Handynummer um die von Knox handelt.
Mein Vater hat recht, denn wenn ich Knox erreichen musste, ging das alles über das Bürotelefon, aber jetzt seine Handynummer zu haben, ihn anschreiben oder anrufen zu können, wann auch immer ich es will, bedeutet mir so viel.
Es bedeutet mir soviel, dass mir Tränen in die Augen steigen und sich diese einen Augenblick später, einen Weg über meine Wangen suchen.
Knox gab meinem Vater seine Handynummer ohne zu zögern. Ich bedeute Knox also doch etwas. Oder?

Ich wische mir die Tränen weg, mache den neuen Platz, als ich mit zittrigen Händen die Kontaktliste auf meinem Handy öffne und Knox' Nummer abspeichere.
Ich überprüfe mehrfach und mit einem Tränenschleier vor Augen, ob ich die Zahlen alle richtig eingegeben habe.

Hab ich.

Ich öffne das Chatprogramm, aktualisiere auch dort meine Kontakte und scrolle hinunter zu dem Buchstaben M.
Und da steht er, der neue Name in meiner Liste: My Heart
Ich tippe auf den Namen, schaue auf das leere Feld und gehe dann wieder raus, öffne den Chat mit meinem Dad und schreibe:

Danke Dad, du weißt gar nicht wie viel mir das bedeutet. Du kannst es dir wirklich nicht vorstellen. Danke, einfach nur Danke.

Ich schicke die Nachricht weg und wechsel dann zu dem leeren Bildschirm im Chat von Knox.
Ob ich ihn noch anschreiben kann?
Was soll ich bloß schreiben?
Will er das wirklich?

Ich hab gerade darüber nachgedacht, wo du nun schläfst, jetzt wo ich kein Krankenhausbett mehr zur Verfügung habe ^^. LG Rick. schreibe ich und lasse meinen Daumen über dem Senden Pfeil schweben.
Ich atme tief durch und schicke die Nachricht dann an den Mann dem mein Herz gehört.

Einen Augenblick später, stehe ich vom Bett auf, meine Tränen sind versiegt und gehe ins Bad. Dort mache mich für das Bett fertig und als ich wieder in meinem Zimmer bin, schalte ich die Schreibtischlampe an und knipse das Deckenlicht aus. Im Dunkeln schlafen geht einfach nicht, aber das muss ja niemand wissen. Ist ja auch voll peinlich, als sechszehnjähriger Angst im dunkeln zu haben.

Ich kuschel mich unter meine Bettdecke und schaue auf mein Handy.
Augenblicklich bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen, denn ich habe eine Antwort von Knox.
Schnell öffne ich den Chat und lese: Gute Frage. Im Zweifel melde ich dich einfach wieder im Krankenhaus an und dann komm ich einfach wieder da hin ; )
Ich sehe sein Profilbild und ich habe Glück, denn es ist tatsächlich eins von ihm. es zeigt seinen Kopf, und das Lächeln welches er auf den Lippen hat ist einfach atemberaubend.
Ob er meine Nummer auch unter einem anderen Namen abgespeichert hat?
Quatsch, warum sollte er!?

Ich speicher sein Profilbild in meiner Galerie ab, sehe das er online ist und tippe dann die Antwort: Ich denke das wäre zu umständlich. Du kannst auch einfach bei mir schlafen, das wäre einfacher ; )
Ich denke nicht lang darüber nach und sende die Nachricht ab, die Pfeile werden blau und im selben Moment bereue ich es. Das hätte ich nicht schreiben sollen.

You don't own me - Darkness over meWhere stories live. Discover now