👼Rick(18)👼

1.1K 102 25
                                    

Als ich die Haustür, des Hauses hinter mir geschlossen habe, atme ich tief durch.
Also dann will ich mir diesen Mister Kinney mal anschauen.
Es tat gut, Knox seine Hand gerade gehalten zu haben. Es gab mir ein wenig Ruhe und Sicherheit.
Jetzt aber, bin ich auf mich allein gestellt und ich bin gespannt wie es jetzt wird.

Ich klingel an der Wohnungstür der Praxis, darüber ein goldenes Schild auf dem erklärt wird, wer sich hinter dieser Tür befindet.

Mister Professor Doktor Justin Kinney
Psychotherapeut

Ich vernehme den Summer und drücke die Tür auf, ein Mann anfang fünfzig eilt mir entgegen und ich scanne ihn von oben bis unten.
Der stammt echt aus der Hippizeit mit seiner angehenden Glatze, aber den langen, dünnen grau-melierten Haaren.
Seine Hose irgendeine Biobaumwolle und darüber ein Hawaaihemd.
Oh mein Gott und der soll mir helfen können.

"Du musst Rick Vaughn sein.", sagt er, seine Stimme so hoch, dass man meinen könnte, jemand habe ihm gerade frisch in die Eier getreten.
Er streckt mir seine Hand entgegen, doch ich nehme sie nicht an.
"Aha verstehe.", meint er mehr zu sich selbst und rückt seine Brille gerade. Solch eine Brille wie man sie von Harry Potter persönlich kennt.

"Komm mit Jungchen.", sagt er und ich spanne meinen Kiefer an. Was denkt der denn, wie alt ich bin? Sechs?
Ich folge dem Typen und befinde mich wenig später in einem Zimmer.
Zwei Sessel stehen sich gegenüber, daneben ein kleiner Tisch und in der Ecke des Raumes, steht ein rotes Sofa, mit einem Kopfteil, das zum hinlegen einlädt.
Auf dem kleinen Tisch stehen ein paar Gläser , eine Flasche Wasser und eine Packung Taschentücher.
Als ob ich die brauchen würde.
Doch auch ein kleiner Digitalwecker steht dort, so gerichtet das der Therapeut die Uhrzeit sehen kann.

"Setz dich Jungchen. Ich bin im übrigen Justin Kinney.", meint er und lässt sich auf einen der Sessel nieder.
Auch ich setze mich und sage nicht ein Wort.
Wenn man den Namen Justin hört, denkt man nicht zwangsläufig an einen so alten Mann. Dieser Name klingt nach Jugend und nicht nach Altersheim.

Der Therapeut nimmt sich ein Klemmbrett, auf welchem ein paar Zettel befestigt sind und einen Stift zur Hand. Danach schielt er über seine Brille und fragt: "Was kann ich für dich tun Jungchen?"
Immer noch ist mein Kiefer angespannt und hinzu kommt, das sich meine Hände zu Fäusten ballen.

JUNGCHEN!

Ich bleibe stumm, was soll ich dem denn sagen?
Es vergeht ein Augenblick und erneut höre ich die quickende Stimme von Mister Kinney. "Jungchen, damit ich dir helfen kann, musst du auch mit mir reden. Deine Körpersprache zeigt mir deutlich, das dir etwas ganz massiv unter den Nägeln brennt. Also Jungchen, nur damit du es weißt, alles was du mir erzählst bleibt auch bei mir und verlässt diesen Raum nicht. Du kannst mir zu einhundert Prozent vertrauen, Jungchen."

Mir reicht es!
Ich springe von diesem Sessel auf und blicke zu ihm hinunter. Entsetzt schaut er zu mir hinauf und dann sage ich wütend: "Ich bin sechszehn Jahre alt und alles andere als ein Jungchen. Wie würden sie es denn finden, wenn ich sie alter Sack nennen würde, hm?"
Mein Atem bebt, von der Wut die mich antreibt.
Ich lasse den Typen nicht zu Wort kommen und lasse meinen Aggressionen weiterhin freien Lauf: "Warum ich hier bin, wollen sie wissen? Wollen sie das wirklich wissen? Soll ich ihnen sagen, das diese beschissenen Menschen mich entführt haben und mich gequält haben? Wollen sie das hören? Wollen sie hören das sie mich mit einem Baseballschläger immer und immer wieder geschlagen haben? Befriedigt sie das? Ich kann ihnen auch sagen, dass die mich angepisst haben, mich benutzt haben, als sei ich ein Klo, dass sie mir nichts zum Essen und nur ganz wenig zu Trinken gegeben haben. Und sind sie jetzt zufrieden? Oder reicht das immer noch nicht? Denn ihr Jungchen kann ihnen auch noch sagen, dass diese Menschen mich im dunkeln gehalten haben, wie ein Tier. Dass sie sogar zwei Freunde auf mich losgelassen haben, die mich ebenfalls, voller Freude angepinkelt haben. Aber das ist immer noch nicht alles. Oh nein, denn einer dieser Freunde, stand auf solche Jungchen wie mich und meinte mich benutzen zu müssen, damit er mich in den Mund ficken kann. Ja richtig verstanden in den Mund. Ich hatte Glück, würde ich sagen, denn es hätte ja noch schlimmer kommen können, aber von meinem Hintern hat er Gott sei Dank die Finger gelassen, denn er wollte nicht das man ihm etwas nachweisen kann. Reicht das fürs Erste?"

Ich bin außer Atem, meine Hände immer noch zu Fäusten geballt und mein Blick wütend auf diesen Kerl gerichtet.
Er sitzt dort, schaut immer noch zu mir hinauf und sagt dann: "Ja, das reicht fürs Erste Rick."
Er drückt die Mine seines Kugelschreibers hinaus und will sich gerade etwas notieren, da sage ich: "Gut ich geh jetzt. Ich bin nicht gezwungen diese ganzen beschissenen sechszig Minuten hier auszuhalten."
"Es steht dir frei zu gehen. Wir sehen uns nächste Woche, am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit.", sagt er und ich sehe was der Typ aufschreibt: Patient Rick Vaughn, sechszehn Jahre alt, Aggressives Verhalten. Entführt, misshandelt, erniedrigt...

Ich drehe mich um, reiße die Tür auf und gehe.
Dieser Scheißkerl, dieser verfickte Scheißkerl.

Wieder an der frischen Luft, atme ich tief durch.
Jungchen! Ich? Der hat doch keine Ahnung.

Ich muss mich beruhigen, wenigstens soweit, das Knox nicht merkt wie sehr mich dieser, ach so tolle renomierte Traumatherapeut, aufregt.
Ich laufe ein wenig die Straße auf und ab, dann gehe ich zu Knox' Auto und rufe ihn an.
Als er abgenommen hat, sage ich: "Ich bin fertig und stehe am Auto."

"Ich komme sofort." antworte er knapp und legt auf.
Ich atme ein paar mal tief ein und wieder aus, da sehe ich auch schon Knox auf mich zukommen.

"Das ging ja schnell.", stellt er fest und ich nicke, bevor ich antworte: "Ja, wir haben uns heute erstmal kennengelernt. Nächste Woche geht es weiter."
"Okay. Und wie findest du ihn?", fragt Knox und entsperrt die Zentralverriegelung.
Als wir in seinem Auto sitzen gebe ich ihm eine Antwort: "Ja er ist ganz nett. Mal schauen."
Knox lächelt mich kurz an und startet dann den Motor.
Wieder legt er seine Hand auf die Mittelkonsole und ich sehe im Augenwinkel wie in seinem Gesicht ein wenig Hoffnung steht, dass ich seien Hand wieder ergreife. Doch diesmal nicht, Ich kann das jetzt nicht.

Knox lenkt das Auto durch die Straßen.
Stille.
Dann unterbricht er sie: "Bryan und Lorenzo sind nun bald auf Deutschlandtour."
"Okay.", sage ich knapp, denn eigentlich interessiert es mich gerade nicht.

"Möchtest du nach Hause?", fragt er einen Moment später und ich zucke mit den Schultern, denn mir ist es egal. Mir ist gerade einfach alles egal.
Ich schaue aus dem Beifahrerfenster und merke schnell, dass Knox nicht zu mir nach Hause fährt.
Ich wende mich ihm zu und frage. "Wo fahren wir hin?"
"Zu mir.", sagt er knapp und mein Herz setzt einen Schlag aus.
"Zu dir?", frage ich, nur um sicher zu gehen, das ich mich nicht verhört habe.
Ich sehe das Knox nickt und dann frage ich: "Und dann?"

"Bestellen wir was zu essen, wenn du hunger hast, schauen einen Film oder machen etwas anderes.", sagt er und seine Stimme klingt so beruhigend.
"Aber meine Eltern.", wende ich ein und ich höre: "Rick, wir machen nichts verbotenes. Wir essen was und schauen einen Film oder Zocken oder... .",
Ich fahre ihm über den Mund und sage: "Oder du liest mir weiter aus dem Buch vor."
Eine Vorstellung die mir gefällt. Ich, mit meinem Kopf auf seinem Schoss liegend, während er mir weiter vorliest.
Ja ich denke, das könnte funktionieren, um auch innerlich wieder runter zu kommen.

You don't own me - Darkness over meWhere stories live. Discover now