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Jungkook Pov.

Abwartend sah ich meine Eltern an.
Nun ergriff meine Mutter erneut das Wort.
"Jungkook, wieso fragst du? Ist irgendwas passiert?" Hörte ich sie besorgt fragen.

Ich begann ihnen, von meiner Begegnung mit Miso zu erzählen und dass wir uns immer noch gut verstanden. Laut dem Gesichtsausdruck meiner Eltern, waren sie davon eher weniger begeistert.

"Warum schaut ihr denn so betrübt? Ist es nicht richtig, dass wir uns wieder gefunden haben?"

"Jungkook..." begann meine Mutter erneut und zeitgleich breitete sich in mir ein ungutes Gefühl aus. Was wussten sie, was ich nicht wusste und war es wirklich so schlimm?

"...wir waren ehrlich gesagt recht froh, als Miso mit ihrer Mutter damals weggezogen war....."

"A..aber wieso?" Fing ich an zu stottern. Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade von meinen Eltern hörte. Ich war damals tot traurig darüber gewesen. Und meine Eltern fanden das gut?!

"Miso hat keinen richtigen Vater und ist ein uneheliches Kind."  Äußerte sich mein Vater. "Deshalb..haben wir es damals für besser erachtet, dass du nicht weiter was mit ihr zu tun hast."

Ich dachte, ich fiel vom Glauben ab, als mein Vater dies sagte. In meiner Magengegend spürte ich, wie sich die Wut ballte. Kräftig biss ich meine Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien.
Durch ein paar tiefe Atemzüge versuchte ich mich zu beruhigen.

"Jungkook, wir wissen heute, wie falsch unsere Einstellung gewesen war und es tut uns auch furchtbar leid. Trotzdem ist es komisch für uns, dass du sie jetzt wieder siehst. Bitte versteh das.
Wir werden uns daran erst gewöhnen müssen, wenn du von ihr erzählst..."

Ich verarbeitete die Worte meiner Mutter in meinem Kopf und mein Wutschwall ließ langsam wieder ab.

"Ihr habt recht. Eure Einstellung damals war wirklich falsch!
Ich hab euch immer gefragt, wo Miso ist und ihr habt mir nie geantwortet!
Wisst ihr eigentlich, wie traurig ich damals war?
Welches Kind versteht es, wenn der beste Freund plötzlich verschwindet?
Und nicht mal die Eltern haben die Aufrichtigkeit, dem Kind zusagen was los ist!"

Mir fiel es wirklich schwer nicht zu schreien. Dafür sprach ich um so deutlicher und laut. Enttäuschung breitete sich in mir aus. Wie konnten die eigenen Eltern ihr eigenes Kind nur so ignorieren und anlügen?

Meine Sicht wurde verschwommen und schon spürte ich eine Träne über meine Wange laufen. Hastig wischte ich sie, mit einer schnellen Armbewegung weg.
"Erzählt mir bitte alles, was ihr mir vorher verschwiegen habt!"

"Miso, wurde durch eine Samenspende gezeugt. Damals war das alles noch ein großes Tabuthema und Niemand wollte mit 'solchen Leuten' was zu tun haben. Und du weißt, in dieser Gegend spricht sich alles schnell rum.
Kurz nachdem du mit ihr, zum ersten Mal, gespielt hattest. War eine Elterversammlung im Kindergarten, nach dieser kamen sepperat andere Eltern zu mir und legten mir ans Herz, dich nicht mit ihr spielen zu lassen.
Ich war davon gar nicht begeistert und kümmerte mich nicht weiter um diese Worte.
Es fing erst an mich zu kümmern, als die anderen Kinder euch beide deswegen ausgegrenzt haben."

Meine Mutter schluchzte und wischte sich ebenfalls eine Träne aus ihrem Gesicht. "Es machte mich so traurig zu sehen, dass keine weiteren Kinder zu deinem Geburtstag gekommen sind, außer Miso. Dich hat das damals zum Glück wenig interessiert, dennoch fiel es uns schwer das zu tolerieren."

Meine Wut verstummte. Denn ich sah, wie sehr meine Mutter darunter gelitten hatte. Im Endeffekt wollte sie nur das Beste für mich.
"Habt ihr vielleicht Fotos von damals, wo wir beide zusammen drauf sind?" Fragte ich nun vorsichtig in die betrübte Stimmung.

Meine Mutter nickte kurz, stand schnell auf und kniete sich vor unseren Stubenschrank. Nach einigem herum wühlen, nahm sie schließlich einen weißen Umschlag aus diesem und gab ihn mir.
"Das sind alle Bilder, die wir haben."
Dankend nahm ich sie entgegen. Der Umschlag sah schon sehr mitgenommen aus. Und a  den Ecke war er schon ziemlich kaputt.

"Danke, darf ihn mitnehmen?" Meine Eltern nickten beide gleichzeitig. Ich lächelte sie nun an und merkte sofort, dass sie nun ziemlich erleichtert waren.

"Ich kann euer Denken gut nachvollziehen, umso dankbarer bin ich euch, dass ihr es mir erzählt habt.
Und es tut mir leid, wenn ich vorhin etwas zu laut geworden bin, das war nicht meine Absicht."

"Jungkook es ist alles gut. Wir wussten eigentlich, dass dieser Tag irgendwann kommen wird, wir wollten es bloß nicht wahrhaben." Sagte meine Vater.
Ich stand nun auf um meine beiden Eltern einmal zu umarmen.

"Kannst du uns ein schönes Lied vorspielen?" Fragte mich meine Mutter nun begeistert und sah dabei Richtung Klavier.
"Klar. Gibts irgendwelche Wünsche?"
"Spiel einfach dein Lieblingslied." Hörte ich meine Mutter sagen und schon setzte ich mich ans Klavier und begann zu spielen.

Leider war nicht jeder Ton sauber, weil das Klavier schon ziemlich alt und verstimmt war aber für die Situation reichte es.

You are my MelodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt