Kapitel 5

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Außer Atem kam ich an meiner Schule an und war tatsächlich etwas unvorbereitet auf die Situation, die mich heute erwarten würde. Ursprünglich war nämlich geplant gewesen, dass ich mir eine äußerst gutdurchdachte Ausrede zusammenlegte und somit einen Grund hatte, nicht bei der heutigen Abschlussfeier erscheinen zu müssen.

Heute tat ich es für June und vielleicht für Mrs Roberts, die ich ungern enttäuschen wollte, und gegebenenfalls für einige noch anstehende Vorbereitungen.

Wie zu erwarten, war die Schule bereits bunt geschmückt. An allen möglichen Wänden und Fenstern stand »Graduation« in Großbuchstaben, und zwar inverschiedensten Farben und Ausrichtungen. Eine beinahe verdächtige Ruhe legte sich über den Innenhof meiner Schule. Fast wie ein durchsichtiger Schleier. Stühle, Tische und ein paar weitere Dekoartikel wurden hübsch zusammengelegt und zusammengerückt, sodass im Großen und Ganzen eine recht gemütliche Atmosphäre entstand. Es könnte allerdings auch daran liegen, dass es für eine Abschlussparty noch viel zu früh war.

In der Ferne machte ich June und Louis aus und lief auch schon geradewegs auf die beiden zu. Louis' Blick sah ziemlich verzweifelt aus - ich stufte seinen Blick vielleicht schon als hilfesuchend ein.

Vielleicht sogar sehr hilfesuchend. Man wusste es nicht.

Aufgrund dieser Tatsache stahl sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht. »Na, alles klar bei euch?«, war das erste, was ich sagte, als ich bei den beiden ankam.

Louis schaute mich mit großen Augen an und schüttelte unmerklich seinen Kopf, um mir zu symbolisieren, dass es ihm alles aber sicherlich nicht gut ging. June hatte ihn sicherlich mit ihren ganzen Schwärmereien sowas von voll gelabert - ich konnte es mir nur zu gut vorstellen und konnte mein Lachen nur schwer unterdrücken.

»Nein, Hailey, alles ist scheiße. Man ich bin so froh, dass du da bist«, erklärte sie mir mehr als nur verzweifelt und teilweise machte ich auch einen gekränkten Ton in ihrer Stimme aus. Das klärten wir besser zu zweit. Ich lehnte mich weit zu Louis herüber, was für mich natürlich nicht allzu einfach war. Mit meinen ein Meter fünfundsechzig musste ich mich auf Zehenspitzen stellen, um an den ein Meter zweiundachtzig großgewachsenen Blondschof heranzukommen.

Ich flüsterte ihm zu, dass er gerne herüber zu seinen Freunden gehen kann, da ich ja jetzt da wäre und mich um den ›Observations-Kram‹ kümmern konnte. Sein Blick war mehr als nur dankend, er umarmte mich und verabschiedete sich auch kurz von June.

»So meine Liebe. Jetzt zu dir«, führte ich ins Gespräch ein und sie fing bereits so detailreich an mir von ihrem Plan zu berichten, dass ich jetzt schon ahnte, dass es noch ein langer Abend werden würde.

                           ***

Nach den Ansprachen von den Lehrern, wofür sie extra eine kleine Tribüne und ein Mikrofon aufgebaut hatten und sie sich (inklusive die Schulleitung) recht emotional von den diesjährigen Seniors verabschiedeten, war es nach zweiundzwanzig Uhr geworden und den Weg zu unserer Schule hatten ziemlich viele Menschen gefunden - zum Teil auch einige, die nicht auf unsere Schule gingen.

Das war eigentlich nicht vorgesehen, jedoch war dies so gut wie unmöglich zu vermeiden. Die Stufe über uns war unglaublich beliebt, deshalb war es bereits von Anfang an klar gewesen, dass viele auch aus anderen Schulen hier auftauchen würden.

Der Typ von dem June ständig gesprochen hatte hieß Alex. Er war scheinbar gut mit diesem Liam befreundet, den ich heute Abend auch das erste Mal erblickte. Die beiden saßen mit einigen Mädchen und Jungen zusammen an einem Tisch und lachten über etwas. Ich schenkte dem Ganzen kaum Beachtung, bis sein Blick meinen traf und er in meine olivgrünen Augen starrte.

LAST SUMMERHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin