Kapitel 31

1.7K 125 56
                                    

Fertig geduscht und um einiges entspannter, als noch vor zehn Minuten, wickelte ich mir ein weißes Handtuch um den Körper. Gerade, als ich meine nassen Haare, die an meinem Gesicht klebten, mit einem Haargummi zusammen machen wollte, vernahm ich ein erneutes Klopfen an der Tür der Duschkabine.

»Hailey?«, hörte ich June fragen, weswegen ich ihr die Tür öffnete und ihr Zugang gewehrte. »Ach, wie gut, dass du fertig bist. Du ziehst jetzt das hier an, wir warten auf dich.«

Sie überreichte mir die Kleidung dabei nicht nur einfach, da ich einen leicht gequälten Ausdruck auf meinem Gesicht hatte, sondern drückte sie mir einfach in die Hand und machte auf dem Absatz kehrt. Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, dass es nicht meine frischen Wechselklamotten waren, die ich mir in meine Sporttasche gepackt hatte, sondern eindeutig die von Ellie oder June sein mussten.

Ich tippte dabei eher auf Ellie, da ihr Kleidungsstil doch ein wenig mehr Gemeinsamkeiten mit meinem hatte. Erst zog ich die dunkelgraue High Waist Jeans an, welche ich zusätzliche an meinen Knöcheln ein Stück hochkrempelte, damit man freie Sicht auf mein selbstgeflochtenes Fußband hatte, das mir meine Mom zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hatte.
Darüber zog ich das eng anliegende rot-weiß gestreifte Top an, was sich wohlig mit meiner goldenen Kette, die ich trug, ergänzte. Nur noch der schwarze Gürtel, den mir Ellie zusätzlich überreicht hatte.

Da sich in den Duschkabinen kein Spiegel befand, musste ich gezwungenermaßen die Duschkabine verlassen, obwohl ich das alles andere als nur wollte. Die Wärme, die den ganzen Raum umgab, umhüllte mich so wohlig, dass ich nicht wieder mit der Kälte konfrontiert werden wollte, die mich draußen erwartete.

Auf die Kälte der bitteren Realität konnte ich im Übrigen genauso gut verzichten.

Meine Augen wurden groß, als ich June und Ellie auf den Bänken sitzen saß. Ich blieb augenblicklich und kopfschüttelnd stehen. June saß mit einem Föhn bewaffnet auf der linken Bank und trug ihre blonden Haare offen. Sie war geschminkt, und im Gegensatz zu mir hatte sie eine hellblaue Jeans und ein weißes, schulterfreies Oberteil an.

Ellie dagegen, saß mit einer Schminkpalette auf der rechten Bank, trug ihre blonden Haare in einem hohen Zopf und band sich zusätzlich noch ein Band in die Haare und betonte gerade noch ihre Augen. Sie war in einen weißen Jeansrock und in ein rosafarbenes Top geschlüpft.

Beide hatten ein schelmisches Grinsen aufgesetzt und währenddessen wandelten sich meine beängstigten, harten Gesichtszüge in ein unwillkürliches Grinsen, was ich zu verstecken versuchte.

»Leute-ich. Wie habe ich euch verdient?« Auch, wenn mir die Idee anfangs nicht gefiel, da meine Begegnung mit Liam und Alex regelrecht den Boden unter den Füßen wegzog, konnte ich mich glücklich schätzen, zwei so wunderbare gute Freundinnen wie Ellie und June zu haben.

»Wir können uns glücklich schätzen, dass du unsere Freundin bist, Hailey. Na komm, was stehst du hier noch so herum, wir müssen dich fertigmachen.«

Gesagt getan. Ich setzte mich an den Anfang der Bank, sodass einerseits June meine Haare föhnen konnte und sie anschließend glättete, und damit andererseits Ellie zeitgleich mich etwas zurechtmachte. Scheinbar nahmen die beiden ihre ›Arbeit‹ recht ernst, da sie nicht ein Wort sagten und relativ ernst dabei ausschauten. Manchmal blickten sie sich nur gegenseitig an und versuchten so, ein wenig mit mir zu kommunizieren.

Ich nutzte die wenigen Sekunden der Ruhe ganz für mich, um nochmal Revue passieren zu lassen, was mir gerade widerfahren war. Liam hatte scheinbar keine ernsten Absichten mit mir und war nicht der Mensch, für den ich ihn hielt. Diese Tatsache versetzte mir erneut einen Stich im Herzen. Wie konnte ich das nur nie bemerkt haben?

LAST SUMMERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt